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Schwäbische Zeitung: Leitartikel zu Irak - Wegschauen geht nicht mehr

Geschrieben am 10-08-2014

Ravensburg (ots) - Allzu lange ist es noch nicht her, da wurde
Joachim Gauck vom Linken-Abgeordneten Norbert Müller als "widerlicher
Kriegshetzer" beschimpft. Anlass: Der Bundespräsident hatte gesagt,
zur Verteidigung der Menschenrechte könne im äußersten Notfall auch
der Einsatz von Waffen geboten sein. Wer sich das barbarische Treiben
der Mörderbande "Islamischer Staat" (IS) vor Augen führt - das einem
zumindest versuchten Völkermord an Christen und Jesiden gleichkommt
-, der hat den realen Bezug zu Gaucks Worten. Anders gesagt:
Pazifismus kann auch von einer erbärmlich mitleidlosen Verstocktheit
und Blindheit begleitet sein. Es ist ein Glück im unsäglichen
Unglück, dass die Vereinigten Staaten jetzt eingegriffen haben und
die Steinzeit-Islamisten im Irak bekämpfen.

Den Christen im Nahen Osten geht es seit Jahren zunehmend
schlecht. Fast überall werden sie drangsaliert, oft mit dem Tod
bedroht und vertrieben. Nur wenige westliche Politiker nennen diesen
Skandal einen Skandal, eine breite Protest- und Solidarisierungswelle
in Europa bleibt aus. Auch die Christen in Europa nehmen die Leiden
ihrer Glaubensschwestern und -brüder eher achselzuckend zur Kenntnis.
Man hat sich irgendwie daran gewöhnt - als gehörten die Verfolgungen
zur Begleitfolklore islamistischer Umtriebe. Das ist ein
merkwürdiges, ein schlimmes Phänomen. Jetzt aber hat der Terror eine
neue, eine beispiellose Qualität erreicht.

Und er wird auch ein deutsches Problem werden. Nein: Er ist es
bereits. Dschihadisten reisen von hier aus nach Syrien oder in den
Irak, sie prahlen im Internet mit widerlichsten Verbrechen - und
irgendwann kommen sie halt wieder zurück. Dass es in der vergangenen
Woche Sympathisanten der IS-Mörder gewagt haben, friedlich
demonstrierende Jesiden in Herford anzugreifen, ist zusätzlich
alarmierend. Viel zu lange haben nicht nur Sicherheitsbehörden,
sondern auch Politik und Gesellschaft die militante Radikalisierung
Hunderter junger Islamisten einfach hingenommen. Wegschauen geht
jetzt aber nicht mehr.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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