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Schwäbische Zeitung: ZF-Betriebsrat will sich nicht an TRW verschlucken

Geschrieben am 15-07-2014

Ravensburg (ots) - Auf dem Paukenschlag folgt das Zaudern:
Vergangene Woche waren die Übernahmepläne des Zulieferers ZF
Friedrichshafen AG für den fast gleichgroßen US-Konkurrenten TRW
durchgesickert. Viel zu früh, für die Unternehmen. Gerne hätten sie
das Vorhaben noch ein wenig geheim gehalten. Denn jetzt folgt, was
sie befürchtet hatten: Widerstand.

Betriebsrat und IG Metall haben sich noch nicht festgelegt, ob sie
die Pläne des Autozulieferers ZF Friedrichshafen AG unterstützen, den
US-Konkurrenten TRW zu übernehmen. Achim Dietrich-Stephan, seit Mai
Vorsitzender der konzernweiten Arbeitnehmervertretung, trägt zwar den
Wachstumskurs von ZF-Chef Stefan Sommer grundsätzlich mit, betonte
aber im Gespräch mit der "Schwäbischen Zeitung" zugleich: "Wir werden
im Aufsichtsrat keiner Akquisition zustimmen, die ein solcher Brocken
ist, dass wir uns daran verschlucken."

Ende vergangener Woche hatte ZF nach ersten
Presseveröffentlichungen in den USA Übernahmeverhandlungen mit TRW
bestätigt. Betriebsrat und Gewerkschaft waren darüber zuvor nach
eigenem Bekunden nicht informiert. "Das hat bei uns schon zu
Diskussionen geführt", sagte Enzo Savarino, Erster Bevollmächtigter
der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben. Man fordere deshalb vom
ZF-Vorstand bis Ende Juli ausreichend mit dem Vorhaben vertraut
gemacht zu werden.

Die grundsätzliche Stoßrichtung tragen Savarino und
Dietrich-Stephan mit. "Wir müssen im Elektronikbereich zulegen, damit
wir den Kunden gegenüber auch in Zukunft unsere Kompetenz fürs
gesamte Fahrzeug glaubhaft machen können", so Dietrich-Stephan. Genau
das würde mit dem Kauf von TRW passieren. Der börsennotierte Konzern,
der rund 67000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von knapp
13Milliarden Euro hat, ist unter anderem in den Bereichen
Sicherheits- und Fahrerassistenzsysteme unterwegs. Der Schwerpunkt
der ZF AG, die in Stiftungsbesitz ist und mit 73000 Mitarbeitern
knapp 17 Milliarden Euro umsetzt, liegt im Bau von Getrieben und
Fahrwerkkomponenten wie Achsen und Dämpfern.

Auch wenn die industrielle Logik des möglichen Milliardengeschäfts
einleuchtend sei, habe man noch viele offene Fragen, sagte IG
Metall-Funktionär Savarino, der wie Dietrich-Stephan auch im
ZF-Aufsichtsrat sitzt. Die beiden wichtigsten seien: Kann ZF seine
Unabhängigkeit bewahren, auch gegenüber den Banken? Und: Ist die
Finanzierung des Geschäfts gesichert? "Wir gingen bisher davon aus,
dass ZF organisch wächst", sagte der Gewerkschafter. "Jetzt aber
planen sie den ganz großen Coup." Was mit der IG Metall nicht zu
machen sei, sei Wachstum im Ausland auf Kosten von Arbeitsplätzen in
Deutschland.

Man dürfe und müsse sich schon die Frage stellen, was man da für
ein Unternehmen kaufe, ergänzt Dietrich-Stephan. Das wolle man
sorgfältig prüfen, bevor sich der Betriebsrat festlege, ob er die
Übernahmepläne mitträgt oder nicht. Er wies auch darauf hin, dass ZF
die im Jahre 2011 vollzogene Verschmelzung aller großen
Konzern-Gesellschaften auf die ZF Friedrichshafen AG faktisch noch
nicht komplett vollzogen sei. Im Vergleich zur Einbindung eines
riesigen US-Konzerns war dieser Schritt allenfalls ein Hüpfer.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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