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ROG verurteilt Ermordung eines russischen Journalisten in der Ukraine

Geschrieben am 30-06-2014

Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen ist schockiert über den Tod
des russischen Journalisten Anatoli Klijan. Der 68-jährige Kamermann
des russischen Fernsehsenders "Erster Kanal" ist in der Nacht zum
Montag im Osten der Ukraine durch Schüsse getötet worden.

"Wir sind bestürzt, dass ein weitere Journalist in der Ukraine
ermordet wurde", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Gemäß
Resolution 1738 des UN-Sicherheitsrates müssen Journalisten bei
gewaltsamen Auseinandersetzungen geschützt werden. Wir fordern sowohl
die ukrainischen Soldaten als auch die russischen Kräften in aller
Deutlichkeit dazu auf, diesen Schutz endlich wirksam zu garantieren.
Journalisten müssen die Möglichkeit haben, unabhängig zu berichten.
Eine unabhängige Untersuchung muss jetzt die Umstände des Todes
klären."

Klijan fuhr in der Nacht auf Montag mit einer Gruppe ukrainischer
Frauen in einem Bus zu einem Militärstützpunkt in der Nähe von
Donezk. Die Frauen verlangten, ihre wehrpflichtigen Verwandten, in
erster Linie ihre eigenen Söhne, zu sehen. Am Stützpunkt angekommen,
wurde der Bus jedoch von Unbekannten beschossen. Klijan wurde von
einer Kugel in den Bauch getroffen, als er den Angriff filmte.

Klijan ist der sechste Journalist, der in diesem Jahr in der
Ukraine getötet wurde. Bereits am 17. Juni wurden der russische
Fernsehjournalist Igor Korneljuk und sein Tonmann Anton Woloschin in
der Nähe der Stadt Lugansk von Mörsergranaten beschossen und schwer
verwundet. Korneljuk verstarb kurz darauf im Krankenhaus, Woloschin
einen Tag später. Ende Mai kamen der italienische Fotograf Andrea
Rocchelli und sein Assistent, der bekannte russische
Menschenrechtsaktivist Andrei Mironow, in der Nähe der Stadt
Slawjansk ums Leben. Am 19. Februar wurde der Zeitungsreporter
Wiateschlaw Weremij bei gewaltsamen Auseinandersetzungen auf dem
Kiewer Maidan mit einem gezielten Schuss umgebracht.

Während der vergangenen Monate sind vor allem im Osten der Ukraine
Journalisten und Medienvertreter sowohl von russischer wie
ukrainischer Seite angegriffen und bei ihrer Arbeit behindert worden:

Am 27. Juni wurde der Journalist Boris Yuschik von der
ukrainischen Zeitung Druschkowski Rabochi von Unbekannten entführt
und an einen unbekannten Ort gebracht. Die Zeitung hatte zuvor
wiederholt das ukrainische Militär kritisiert.

Am 26. Juni stürmten maskierte Männer in der Region Donezk die
Redaktionsräume der Zeitung Pro Gorod und nahmen einen Teil der
Computer und Akten mit. Die Eindringlinge drohten den Journalisten
mit noch härteren Konsequenzen, sollten sie weiterhin über die
Entwicklungen in der Region berichten. Dabei zerstörten sie eine
Überwachungskamera und einen Teil des Mobiliars.

Am 22. Juni wurden die beiden Journalistinnen Tatjana Kosyrewa und
Karena Arzumanjana in der Stadt Sewastopol auf der Krim festgenommen
und ungefähr eine Stunde lang festgehalten. Die Frauen hatten zuvor
eine Live-Reportage aus Sewastopol für den unabhängigen, ukrainischen
Fernsehkanal Hromadske TV senden wollen.

Am 18. Juni entführten maskierte Männer mit Schnellfeuerwaffen den
ukrainischen Journalisten Sergei Dolgow in der Stadt Mariupol aus den
Redaktionsräumen der Zeitung Vestnik Priazovja. Die Bewaffneten
nahmen bei der Aktion alle Computer mit und schlugen auf Dolgow ein,
bevor sie ihn mit gebundenen Händen abführten. Fünf Tage später gab
der Leiter des ukrainischen Geheimdienstes in Mariupol, Sergei
Spasitel zu, seine Einheit habe Dolgow mitgenommen. Ihm gehe es gut,
er sei in einem Anti-Terror-Zentrum in der Stadt Zaporozje
untergebracht. Als Redakteur hat Dolgow wiederholt Artikel über die
russische Sowjetzeit mit prorussischem Tenor veröffentlicht.

Bereits am 17. Juni wurde Alexander Peremot, ein Journalist der
Nachrichtenwebseite URA-Inform.Donbass von Rebellen in der Stadt
Donezk entführt und über Nacht festgehalten. Zum Zeitpunkt seiner
Entführung befand er sich vor dem Gebäude der Donezker
Staatsanwaltschaft, das von den Mitgliedern der selbsternannten
Volksrepublik Donezk besetzt ist.

Nach Angaben des Kiewer Instituts of Mass Information, der
ukrainischen Partnerorganisation von Reporter ohne Grenzen, wurden
seit Jahresbeginn mehr als 200 Journalisten angegriffen und verletzt.

Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit belegt die Ukraine Platz
127 von 180 Ländern. Weitere Informationen über die Lage in dem Land
finden Sie unter http://en.rsf.org/ukraine.html.



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Silke Ballweg / Christoph Dreyer
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 609 895 33-55
F: +49 (0)30 202 15 10-29


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