(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Christian Wulff und die juristische Rehabilitierung = von Hagen Strauß

Geschrieben am 13-06-2014

Düsseldorf (ots) - Die Farce des Rechtsstreits gegen Christian
Wulff hat nun endgültig ein Ende. Gut so. Hätte die
Staatsanwaltschaft Hannover ihren Antrag auf Revision nicht
zurückgezogen, wäre der juristische Skandal um den
Ex-Bundespräsidenten vollends perfekt gewesen. Denn man darf nicht
vergessen: Tausende von angeblichen Beweismitteln wurden im letzten
Jahr vor Prozessbeginn gesichtet, Dutzende Zeugen befragt, 24
Ermittler und vier Staatsanwälte befassten sich mit dem Fall.
Millionen hat der krampfhafte Versuch, Wulff auch rechtlich wegen
Bestechlichkeit und Vorteilsnahme zur Strecke zu bringen,
verschlungen. Am Ende ging es dann nur noch um eine Einladung zum
Oktoberfest und einen Betrag von 700 Euro. Im Verfahren selbst hat
die Staatsanwaltschaft dann ein ums andere Mal einen Offenbarungseid
geleistet, so dass es selbst dem Richter zu bunt wurde. Schon viel
früher hätten die Top-Juristen der niedersächsischen Landeshauptstadt
erkennen müssen, dass sie sich wie bockige, unbelehrbare Kinder
aufführen und dadurch dem Rechtsstaat mehr schaden als nützen. Haben
sie aber nicht. Umso mehr hat Wulff Bedauern und eine Entschuldigung
verdient, dass von dieser Seite so unwürdig mit ihm umgegangen worden
ist. Sein Freispruch ist nun rechtskräftig. Und das sollten auch jene
Medien endlich anerkennen, die mit dem Urteil immer noch hadern, die
sowohl nach dem Richterspruch im Februar als auch nach Wulffs
Buchvorstellung in dieser Woche wieder zum Halali gegen den
Ex-Bundespräsidenten geblasen haben. Es reicht. Wulff hat jetzt ein
Anrecht darauf, sein Leben weiter zu ordnen, sich neue Aufgaben zu
suchen. Die Zeit der gesellschaftlichen Ächtung ist vorbei. Außerdem
ist Wulffs Kritik am Verhalten von Teilen der Medien auf dem
Höhepunkt des Skandals ja berechtigt, sie ist kein Angriff auf die
Pressefreiheit. Heute weiß man sogar, dass der Wahrheitsgehalt
einiger Vorwürfe offenbar bewusst außer Acht gelassen worden ist und
damit auch Einfluss auf die rechtliche Bewertung der Vorgänge
genommen wurde. Wulff hat viele Fehler gemacht, sein Rücktritt war
richtig. Aber aus politischen Gründen, nicht aus juristischen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

532777

weitere Artikel:
  • Weser-Kurier: Neue Weser-Kurier-Serie zum Ersten Weltkrieg: "Bremen 1914 - Erinnern vor Ort" Bremen (ots) - Der Weser-Kurier startet am Sonnabend (14. Juni) eine Serie zum Ersten Weltkrieg. Bremen war von den Schlachten des Krieges nicht direkt betroffen, dennoch gibt es auch in der Hansestadt Orte und Geschichten, die an die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" erinnern. Männer zogen als Soldaten an die Front, Frauen schnürten in der Heimat Pakete, Kriegsenthusiasten stritten sich mit Friedenskämpfern, und aus Werften wurden Rüstungsbetriebe. An den kommenden zwölf Sonnabenden erzählen unsere Volontärinnen und Volontäre mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Philosoph Habermas fordert Änderung der EU-Verfassung Zu große Machtfülle des Europäischen Rats Köln (ots) - Der Philosoph Jürgen Habermas fordert eine Änderung der EU-Verfassung und die Gleichberechtigung zwischen dem Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat, der Versammlung der EU-Regierungschefs. "Im aktuellen Konflikt um die Besetzung des Kommissionspräsidenten rächt es sich, dass wir kein System von selbstbewusst handelnden europäischen Parteien haben", sagte Habermas dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Angesichts der Machtfülle des Europäischen Rats beklagte er ein "zum Himmel schreiendes demokratisches mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Obamas irakische Bürde = Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Amerikanische Präsidenten können es niemandem recht machen. Entweder wirft man ihnen Einmischung vor, oder aber Untätigkeit. Das ist nicht sehr fair, und es geht auch am eigentlichen Manko amerikanischer Außenpolitik vorbei. Die erlitt ihre größten Niederlagen durch mangelnde Voraussicht, noch häufiger aber durch fehlende Beständigkeit. So war es auch im Irak. Erst wurde das Land zerstört, dann folgte ein konzeptionsloser Versuch, es wieder zusammenzusetzen. Dann verlor Amerika das Interesse. Wir Europäer übrigens mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Der Fluch des billigen Geldes = Von Antje Höning Düsseldorf (ots) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) schlägt Alarm. Er sieht in einzelnen Ländern wie Kanada, Belgien und Schweden bereits wieder Immobilienblasen wachsen. Davon spricht man, wenn die Immobilienpreise dauerhaft stärker steigen als die Mieten. 2007 hat das Platzen der US-Immobilienblase die weltweite Finanzkrise ausgelöst. Nun will man früh gegensteuern. Doch der IWF springt viel zu kurz, wenn er nur schärfere Eigenkapital-Regeln für die Vergabe von Hauskrediten fordert. Die wahre Ursache der Blase besteht in der mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Obamas Rolle in der aktuellen Irak-Krise Opfer eigener Versäumnisse DIRK HAUTKAPP, Washington Bielefeld (ots) - Der Irak kollabiert. Und der Präsident macht ein Nickerchen. War ein netter Satz für die Abendnachrichten, den Republikaner-Chef John Boehner losließ, um den jüngsten Brandherd zu beschreiben, dem Barack Obama mehr analysierend zusieht, als ihn entschlossen zu löschen. Stimmen tut er trotzdem nicht. Das Weiße Haus wusste seit geraumer Zeit um die Warnungen von Militär und Geheimdiensten, dass sich im Niemandsland zwischen Syrien und Irak eine dunkle Macht ausbreitet. Der amerikanische Präsident und sein innerer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht