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Westdeutsche Zeitung: Die Union steckt nach der Europawahl in der Zwickmühle = von Hagen Strauß

Geschrieben am 26-05-2014

Düsseldorf (ots) - Wenn eine Partei versucht, eine andere zu
kopieren, dann entscheidet sich der Wähler lieber für das Original.
Nun ist es nicht so, dass die CSU die deftigen Töne für sich neu
erfunden hätte. Doch ihr Wahlkampf auf dem Rücken anderer, gegen und
nicht für Europa, hat viele Bürger verschreckt - und diese Menschen
zum Teil in die Arme des Originals AfD getrieben. Das ist eine Pleite
für CSU-Chef Horst Seehofer, und zwar ganz persönlich. Nach der
gewonnenen Landtagswahl im vergangenen Jahr ist Seehofer in Berlin
aufgetreten wie ein Zampano. Jetzt muss er vorerst deutlich kleinere
Brötchen backen. Die Schlappe Seehofers wird der Kanzlerin insgeheim
gefallen. Mehr Gründe zur Freude hat Merkel allerdings nicht. Der
Geist ist jetzt aus der Flasche. Mit der AfD scheint sich in
Deutschland eine Partei rechts der Union im bürgerlichen Lager zu
etablieren, was bei CDU und CSU stets als politischer Supergau
angesehen worden ist. Gewiss, wer dort Stimmen fangen will, kann sich
schnell bei den Rechtsextremen wiederfinden. Das haben vor der AfD
schon andere Parteien erlebt, zum Beispiel die in den 90er Jahren
erfolgreichen Republikaner. Doch die Ausgangslage ist diesmal eine
andere: Mit Angela Merkel an der Spitze hat die Union im Bund den
Platz rechts der Mitte konsequent freigemacht und ist nach links
gedriftet. Viele in der Union haben das nur deshalb hingenommen, weil
die Kanzlerin als Person ihnen die Macht garantiert hat. Und wer von
Merkel enttäuscht war, hat sein Kreuz eben bei der FDP gemacht. Die
Liberalen sind jedoch als Partei so gut wie tot. In die Lücke stößt
nun die AfD. Das macht die Sache für die Kanzlerin so gefährlich.
Strategisch hat die Union noch keine Antwort auf die neue Lage. Jetzt
werden prompt Stimmen laut, die einer Koalition das Wort reden. Es
wäre vordergründig der bequemste Weg für die Union - erdrücken durch
umarmen. Aber auch dann würde sich die Frage nach Original und
Plagiat wieder stellen, die zulasten der Union entschieden werden
würde. Merkel steckt in der Zwickmühle. Verschärft wird die Situation
dadurch, dass es bei CDU und CSU niemanden mehr gibt, der als Person
überzeugend die konservative Flanke abdecken kann



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


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