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Westfalen-Blatt: zum 1. Mai

Geschrieben am 30-04-2014

Bielefeld (ots) - Auf dem Balkon angrillen oder auf der Straße den
Arbeitgebern einheizen: Für die meisten Arbeiter und Angestellten
stellt sich diese Frage am 1. Mai 2014 nicht. Der »Tag der Arbeit«
ist in Deutschland ein Feiertag, sogar gesetzlich verankert. Ein
Kampftag ist er schon lange nicht mehr. Und sollten dennoch hier und
da ein paar Fäuste gen Himmel gehen und das ein oder andere
Arbeiterlied gesungen werden, dann ist das nicht mehr als
Traditionspflege oder, um es mit einem Wort des
Ex-Metallarbeitgeberpräsidenten Martin Kannegiesser zu sagen:
Folklore. Heute kämpfen, von Ausnahmen abgesehen, nicht mehr Arbeiter
gegen Bosse. Der Gegner sitzt stattdessen im konkurrierenden
Unternehmen - nebenan oder in China. Er sitzt vielleicht auch in der
modernen Technik, die die eigenen Produkte oder Dienstleistungen
verdrängt. Dabei gibt es durchaus Arbeitnehmergruppen, die die volle
Solidarität der anderen verdienten: die unterbezahlten
Krankenschwestern und Pflegekräfte etwa, oder die Fahrer in einigen
Paketzustelldiensten. Doch so lange streikende Lufthansa-Piloten mehr
Aufmerksamkeit erfahren als die wirklich Benachteiligten, so lange
sind die Solidaritätskundgebungen am 1. Mai eben nicht mehr als
Folklore. Was die großen Themen der jüngsten Zeit betrifft, so sind
die Gewerkschaften im Augenblick dabei, mehr zu erreichen, als sie
vermutlich vor zwei, drei Jahren selbst zu träumen wagten. Der
staatlich festgesetzte Mindestlohn kommt - möglicherweise zum Schaden
der Betroffenen, von denen einige ihren Job verlieren werden. Ebenso
wird das Renteneintrittsalter gesenkt - zum Schaden derer, die heute
jung und deren Rente alles andere als sicher ist. Die Mehrheit der
qualifizierten Arbeitnehmer geht in Deutschland einer guten Zukunft
entgegen. Die weiter rückläufige Arbeitslosenzahl führt natürlich
dazu, dass die Angehörigen vieler Berufsgruppen sich ihren
Arbeitgeber aussuchen können. Trotzdem wird nicht jeder mit seinem
Lohn zufrieden sein. Trotzdem wünschen sich die meisten mehr
Urlaubstage. Trotzdem erhält nicht jeder Jugendliche den
Wunschausbildungsplatz. Trotzdem gibt es Betriebe, in denen
Arbeitnehmer gestresst und sogar gemobbt werden. Trotzdem gehen
Firmen durch Missmanagement oder aus anderen Gründen Konkurs. Doch
die Chance, dass Betroffene danach nicht in ein tiefes Loch fallen,
ist größer geworden. Nicht von ungefähr haben die Gewerkschaften 2014
Europa als Thema für den 1. Mai gewählt. Das liegt nicht nur daran,
dass es wegen der bevorstehenden Wahlen sicher besondere
Aufmerksamkeit erfährt. Stattdessen ist auch den Gewerkschaften klar,
dass die guten Bedingungen für den Arbeitnehmer in Deutschland schon
in Griechenland nicht mehr gelten. Erst recht gilt das für ferne
Produktionen etwa in Bangladesch oder China. Da, also international,
hat der »Kampftag« 1. Mai noch seine Berechtigung.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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