(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zum Treffen Schröder/Putin

Geschrieben am 29-04-2014

Bielefeld (ots) - Vom Putin-Versteher zum Putin-Umarmer ist es
nicht weit. Nur eine Reise von Hannover-Waldhausen nach St.
Petersburg. Knapp 2000 Kilometer hat Gerhard Schröder auf diesem Weg
zurückgelegt - und die westliche Wertegemeinschaft verlassen. Wenn
ein deutscher Altkanzler seinen 70. Geburtstag mitten in der
hochbrisanten Ukraine-Krise mit dem Mann nachfeiert, der den Konflikt
zumindest entschärfen könnte, aber allem Anschein nach das Gegenteil
dessen tut, dann ist das ein Vorgang von erheblicher Tragweite.
Schröders Kaltschnäuzigkeit ist berüchtigt. Aber das Treffen mit
Putin am Montagabend in St. Petersburg geht weit über machtbewusstes
Handeln und schlechte Manieren hinaus. Ganz offensichtlich mangelt es
Gerhard Schröder an Anstand, an Respekt gegenüber dem deutschen Volk,
das ihn 1998 und 2002 zum Bundeskanzler wählte. Natürlich ist der
SPD-Politiker nach dem Ausscheiden aus dem Spitzenamt nicht mehr an
den Amtseid gebunden. Vielleicht meint er sogar, den Nutzen des
deutschen Volkes dadurch zu mehren, dass er als Vorsitzender des
Aktionärsausschusses der Ostsee-Pipeline Nord Stream zur
Energieversorgung beiträgt. Ist der Gedanke, dass Schröder in der
aktuellen Krise Einfluss auf seinen Freund Putin nehmen könnte,
wirklich so naiv? Man weiß nicht einmal, ob die politische Lage
Gesprächsthema zwischen den beiden ist. Jedenfalls lehnt es Schröder
ab, in dem Konflikt zu vermitteln. Der kurze Draht des Altkanzlers
zum russischen Präsidenten macht es der deutschen Politik in der
Ukraine-Krise nicht leichter. Schröders früherer Kanzleramtschef, der
heutige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, möchte sich zu
der engen Verbindung lieber nicht äußern. Doch was gibt dieser
Freundschaft von Putin und Schröder solch eine Tiefe? Ganz gewiss ist
es nicht das Geld, das Schröder von der Gazprom-Tochter Nord Stream
AG bekommt. Als Ex-Regierungschef könnte er auch ohne Zuwendungen des
russischen Staatskonzerns ein angenehmes Leben führen und seine
Familie ernähren. Und genau da, zuhause in Hannover, könnte der Kern
der Freundschaft zu Putin liegen. Gerhard Schröder hat keine
leiblichen Kinder. Mit seiner vierten Frau, Doris Schröder-Köpf, hat
er zwei Kinder aus Russland adoptiert: im Jahr 2004 die aus Putins
Heimatstadt Sankt Petersburg stammende Viktoria, die damals zwei
Jahre alt war, und 2006 den im selben Jahr geborenen Gregor. So hart
der Basta-Kanzler auch heute zuweilen noch wirken mag: Als Vater
seiner beiden Adoptivkinder soll er seine andere, weiche Seite
zeigen. Sollte Putin das Adoptionsverfahren unterstützt haben, wovon
auszugehen ist, dürfte ihm Schröder auf ewig dankbar sein. Gerade
wegen der Kinder aber sollte dem Altkanzler der Frieden ein
Herzensanliegen sein.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

524893

weitere Artikel:
  • BERLINER MORGENPOST: Nur ein Burgfrieden/ Ein Leitartikel von Christine Richter Berlin (ots) - Es liegen anstrengende Tage hinter der Berliner SPD, es wurde viel geredet, taktiert und Delegiertenstimmen gezählt: Doch seit dieser Woche ist klar, dass die Machtfrage in der SPD und damit die Frage, wer Nachfolger des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit werden könnte, wieder vertagt ist. Denn der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh machte doch einen Rückzieher: Er wird auf dem Parteitag am 17. Mai nicht gegen den SPD-Landeschef Jan Stöß antreten. Anstatt die seit Langem schwelende Machtfrage zu klären, geht mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Klebrige Kontakte / Kommentar zu Männerfreundschaften Mainz (ots) - In der Ukraine deuten alle Fakten auf einen Bürgerkrieg hin. Die Lage spitzt sich nicht mehr zu, sie ist schon da. Und wir regen uns über eine Umarmung unter Männern auf. Wie hängt das zusammen? Als die Europäische Union und die USA die zweite Eskalationsstufe der Sanktionen gegen Russland verkünden, lässt sich Alt-Kanzler Gerhard Schröder in einem Petersburger Adelspalais feiern. Gastgeber ist der russische Pipelinebauer und -betreiber Nord Stream, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Schröder ist. Der Salon-Sozialdemokrat mehr...

  • Westfalenpost: Wilfried Goebels zur Leiharbeit Hagen (ots) - Diee Leiharbeit hat zwei Gesichter. Einerseits soll sie Betrieben bei Auftragsspitzen helfen und Jobsuchenden das Tor zur Festanstellung öffnen. Auf der anderen Seite gibt es einen Verdrängungseffekt bei Stammbelegschaften durch Lohndumping bei Leiharbeitern. Inzwischen hat sich aber in der Leiharbeitsbranche die Erkenntnis durchgesetzt, dass dubiose Praktiken in der Arbeitnehmerüberlassung dem Geschäft am Ende mehr schaden als nutzen.

    Das positive Ergebnis der NRW-Arbeitsschützer lässt aufhorchen: Die Zahl mehr...

  • Westfalenpost: Martin Korte zur Putin-Schröder-Feier Hagen (ots) - Darf der das? Der erste Reflex sagt: Nein. Alt-Bundeskanzler Schröder feiert mit Putin seinen 70. Geburtstag, umarmt ihn demonstrativ, just in einem Moment, in dem pro-russische Rebellen in der Ost-Ukraine Straßenschlachten anzetteln, in dem entführte OSZE-Beobachter um ihr Leben bangen müssen, in dem eine blutige Eskalation nicht auszuschließen ist. Und beim zweiten Nachdenken? Nun ja, vielleicht hat der SPD-Politiker seinen Freund nach dem Essen zur Seite genommen, um ihn zu bitten, zur Entspannung beizutragen: mehr...

  • Badische Zeitung: Schröders Sause in St.Petersburg / Zum Affen gemacht Kommentar von Thomas Hauser Freiburg (ots) - Angesichts der zugespitzten Lage hätte er als Aufsichtsratsvorsitzender der Nord-Stream-Pipeline die Sause zu seinem 70. Geburtstag in St. Petersburg besser abgesagt. Dass er Freund Wladimir dort aber auch noch vor gezückten Fotoapparaten begeistert umarmte, während sich deutsche Militärbeobachter in der Geiselhaft prorussischer Separatisten im ukrainischen Slawjansk befinden, macht sprachlos. Schröder ließ sich zu Propagandazwecken missbrauchen. Diese Bilder der Kumpanei verhöhnen die Betroffenen und ihre mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht