(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Dem Gesetzgeber Beine machen - Leitartikel

Geschrieben am 24-04-2014

Ravensburg (ots) - Es ist fast lächerlich, wenn der
Bundesregierung zur angekündigten VdK-Verfassungsklage nichts anderes
einfällt, als von "veralteten Erkenntnissen" zu sprechen, die der
Beschwerde zugrunde lägen. Denn wenn es um die Baustellen in der
Pflege geht, scheint der Zeitfaktor in Berlin lange Jahre keine Rolle
gespielt zu haben. Vier Gesundheitsminister haben eine große
Pflegereform angekündigt, passiert ist wenig. Nach wie vor sterben
Zigtausende Demenzkranke, deren Pflege nicht angemessen
berücksichtigt wird. Den Pflegeheimen geht das Personal aus,
gleichzeitig steigt die Zahl der Pflegebedürftigen. Die Politik hat
sich bislang erfolgreich vor der Aufgabe gedrückt, den Rahmen zu
schaffen, den Experten seit Langem fordern.

Dass der VdK nun den Weg geht, beim Bundesverfassungsgericht gegen
"grundrechtswidrige Zustände" im deutschen Pflegesystem zu klagen,
mag juristisch umstritten sein. Die der Klage zugrunde liegende
Doktorarbeit hat ja schon allerhand Debatten provoziert. Politisch
ist der Schritt nachvollziehbar. Über den Umweg nach Karlsruhe will
der Sozialverband erzwingen, dass die Bundesregierung die Gesetze
erlässt, die auch Pflegebedürftigen ein würdiges Leben ermöglichen.
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass das Bundesverfassungsgericht dem
Gesetzgeber auf die Sprünge hilft.

Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens: Die Frage, wie viel einer
Gesellschaft ein menschenwürdiges Leben im Alter wert ist, kann nicht
allein von der Politik beantwortet werden. Das ist eine Frage, die
sich jeder selbst stellen muss. So kann ein Gesetz zwar festlegen, ob
ein Arbeitnehmer Anspruch auf eine Familienpflegezeit hat. Aber ob
jemand tatsächlich sein berufliches Engagement zurückschraubt, um
seine alten Eltern zu pflegen, entscheidet der Betroffene. Eines gilt
aber sowohl für die Politik als auch für jeden Einzelnen: Das Thema
Pflege zu verdrängen, bringt nichts. Wer sich frühzeitig überlegt, ob
für ihn eine Senioren-WG, das Altenheim oder ein Helfer im eigenen
Haushalt in Betracht kommt, lebt entspannter.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

524100

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: In der Armutsfalle? Kommentar von Rudi Wais Karlsruhe (ots) - Mag sein, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland rein rechnerisch wächst. Aber soll die Bundesregierung deshalb die Sätze für Hartz IV kräftig erhöhen, und die Renten am besten gleich mit? Zu den unbequemen Wahrheiten, die auch ein großzügiger Sozialstaat seinen Bürgern zumuten muss, gehört auch die, dass nicht jedes Schicksal fremdverschuldet ist und nicht jeder Mensch im Leben gleich viel Glück hat. 24. April 2014 Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) mehr...

  • Rheinische Post: AfD-Chef Lucke bereit zu Koalitionsgesprächen mit der CDU Düsseldorf (ots) - Der Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke, hat seine Bereitschaft zu Koalitionsgesprächen mit der CDU nach den Landtagswahlen im Osten im Herbst dieses Jahres erklärt. "Der AfD ist es nicht daran gelegen, Fundamentalopposition zu betreiben, sondern an der Lösung der grundlegenden politischen Probleme auf allen Ebenen konstruktiv mitzuarbeiten", sagte Lucke der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Aller Voraussicht nach werde die AfD bei den anstehenden Landtagswahlen mehr...

  • Rheinische Post: Scharfe Kritik an CSU-Wahlprogramm aus CDU und SPD Düsseldorf (ots) - Die CSU hat mit ihrem Europawahlprogramm scharfe Kritik bei CDU und SPD ausgelöst. "Das ist Populismus pur", sagte der Spitzenkandidat der NRW-CDU, Herbert Reul, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Zwar enthalte das CSU-Programm "viele positive Sachen zu Europa", doch gebe es auch "Vereinfachungen", die erkennbar mit dem Ziel vorgenommen würden, eine Anti-Europa-Stimmung auf die Mühlen der CSU zu lenken. Solche Formulierungen seien "überflüssig", meinte Reul. Als "Quatsch" bezeichnete mehr...

  • Rheinische Post: Pflegebeauftragter Laumann kritisiert Verfassungsklage für würdige Pflege Düsseldorf (ots) - Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung Karl-Josef Laumann (CDU) hat die Ankündigung des Sozialverbandes VdK kritisiert, für eine würdige Pflege aller Menschen vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. "Dem Eindruck, den der VdK vermittelt, dass wir es in Deutschland flächendeckend mit 'grundrechtswidrigen Zuständen' in der Pflege zu tun haben, widerspreche ich energisch", sagte Laumann der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Die Lebenswirklichkeit, die er bei Hunderten von Besuchen mehr...

  • Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin Deutsche sind geteilter Meinung zur Bedeutung der Europawahl Köln (ots) - Sperrfrist: 25.04.2014 00:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Für 51 Prozent der Bundesbürger ist persönlich wichtig oder sehr wichtig, wer nach dem 25. Mai in das Europäische Parlament einzieht. 47 Prozent der Deutschen messen der Europawahl eine geringe oder gar keine Bedeutung bei. Für die Anhänger der Parteien hat die Europawahl einen etwas höheren Stellenwert. Insbesondere für die Anhänger der AfD, von denen 69 Prozent die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht