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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu Klima

Geschrieben am 31-03-2014

Regensburg (ots) - Man kann es sarkastisch-aphoristisch
ausdrücken: Unsere Zukunft gleicht der von Passagieren auf einem
kleinen Vergnügungsdampfer, die unbesorgt oberhalb der Niagarafälle
herumfahren und nicht wissen, dass die Maschinen bald versagen
werden. Wie es der Klimaschutzaktivist James Lovelock tat. Oder man
kann einfach so weitermachen, weiterwirtschaften wie bisher: Die Erde
wird's schon irgendwie verkraften. Die Apokalypse kommt später. Man
kann fatalistisch dem Untergang entgegensehen. Man kann das weltweit
brennende Klimaproblem einfach ignorieren und höchstens hier und da
ein paar Dämme erhöhen. Der jüngste Bericht des Weltklimarates, der
nach langen Beratungen internationaler Experten jetzt in Yokohama
vorgestellt wurde, ist weder das eine noch das andere. Er ist nicht
fatalistisch, keine Untergangsfantasie, sondern vielmehr realistisch.
Er ist sozusagen der wissenschaftlich fundierte Weckruf - der
wievielte eigentlich? -, endlich wirksam gegen Erderwärmung und alle
damit verbundenen Negativfolgen vorzugehen. Und zwar weltweit, ohne
Ausnahme. Denn der gravierende Klimawandel, mit einem Anstieg der
Temperaturen, vermehrten Stürmen, gewaltigen Niederschlägen, aber
auch verheerenden Dürren wird so oder so das Leben auf unserem
Planeten verändern. Es wird keine Profiteure, sondern nur Verlierer
geben. Das Problem ist, dass der Klimawandel so vergleichsweise
langsam daherkommt - aus der Sicht eines kurzen Menschenlebens. Aus
der Sicht von Mutter Erde ist der Wandel dagegen rasant. Rund 150
Jahre industrielle Produktion mit gigantischem Energie- und
Rohstoffverbrauch haben ausgereicht, das Weltklima aus der Bahn zu
werfen. Das große, hehre Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad bis zum
Ende des Jahrhunderts einzudämmen, wird voraussichtlich verfehlt. Mit
brutalen Folgen für nachfolgende Generationen. Die Crux dabei ist,
dass es immer schwieriger wird, den Klimawandel und seine Folgen
einzudämmen. Dabei wäre ein wirkliches Gegensteuern heute wesentlich
billiger als spätere Notmaßnahmen zur Eindämmung der schlimmsten
Auswirkungen der Erderwärmung. Zu Recht warnen die internationalen
Klimaexperten jetzt nicht nur vor den Verheerungen durch Hitzewellen,
Luftverschmutzung, Wasserknappheit, sondern auch vor den Folgen für
die Welternährung. Klimabedingte Ernteausfälle bei den
lebenswichtigen Getreidekulturen wie Reis, Weizen und Mais können das
bereits bestehende Hungerproblem massiv verschärfen. Auch die reichen
Industrieländer auf der Nordhalbkugel werden davon nicht unberührt
bleiben. Aber es ist vor allem an ihnen, Anpassungsstrategien gegen
den brutalen Klimawandel zu entwickeln - und zu finanzieren. Wie
schwer das freilich ist, wenn es konkret wird, zeigt das derzeitige
Gefeilsche um die Energiewende in Deutschland. Es besteht die Gefahr,
dass der Weckruf aus Yokohama vom kleinklein um Ökostromumlage,
Fördersätze und Energietrassen übertönt wird. Dabei sind die
Maschinen des Dampfers vor den Niagarafällen bestens intakt. Ein
Umsteuern ist möglich. Deutschland könnte weltweiter Vorreiter sein.
Ja, könnte. Die Welt schaut interessiert darauf, ob es dem
Industrieland gelingt, die Energiewende hinzubekommen. Es wäre ein
Vorbild für andere Länder. Und ein Segen für das Klima.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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