(Registrieren)

Aachener Zeitung: Ende des Hochmuts / Aber die Bischöfe haben noch viel zu tun / Kommentar von Peter Pappert

Geschrieben am 26-03-2014

Aachen (ots) - Dem Bistum Limburg bleibt Tebartz-van Elst erspart
- und umgekehrt. Alles Andere als dieses Ende wäre eine Überraschung
gewesen. Auch wenn er den Rücktritt nicht angeboten hätte, wäre er
niemals nach Limburg zurückgekehrt. Das ist so sicher wie das Amen in
der Messe. Tebartz hat durch seinen Amtsmissbrauch, sein reaktionäres
Handeln und seinen Starrsinn die deutsche katholische Kirche schwer
beschädigt, deren Glaubwürdigkeit untergraben. Erleichterung macht
sich breit. Man kann es aber durchaus noch präziser fassen: Jene
Katholiken hierzulande, die mit der gestrigen Entscheidung hadern,
würden ihre Kirche sowieso gerne vor das Zweite Vatikanische Konzil
zurückführen. Der Kampf um Erneuerung, um die Zukunft der Kirche tobt
- zumeist verborgen hinter den Kulissen, wie es sich in der
katholischen Kirche gehört. Dabei funktionieren die alten
Seilschaften; so schnell kann Franziskus nicht aufräumen. Zumindest
aber sind seit gestern markante Äußerungen der vergangenen Wochen
zugunsten von Tebartz - namentlich jene vom Chef der vatikanischen
Glaubenskongregation, dem deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller,
und von Kurienerzbischof Georg Gänswein, dem engsten Mitarbeiter von
Benedikt XVI. - als reine Propaganda entlarvt. Es waren ideologische
Raketen, Kampfrufe, über die sich viele Bischöfe massiv geärgert
haben, zumal sie dem alten Muster entsprachen, das seit vielen Jahren
die Debattenlage bestimmt: Die Dialogbereiten und Offenherzigen unter
den deutschen Oberhirten halten sich öffentlich zurück, während
Hardliner und Reformunwillige auf die Pauke hauen. Auch wenn in
Zeiten franziskanischer Barmherzigkeit und Bescheidenheit für den
Hochmut eines Tebartz-van Elst kein Platz ist, wird er eine neue
Aufgabe erhalten; der Vatikan hat seine gefallenen Schafe noch immer
weich aufgefangen. Für die deutsche Kirche ist dieser uneinsichtige
Mann Vergangenheit. Ob das auch für seine Positionen, für seine
Amtsauffassung und Haltung gilt, ist offen. Eben darum wird ja
gerungen. Tebartz' mondänes Gehabe ist nichts, was von irgendjemandem
- außer unverbesserlichen Traditionalisten - verteidigt wird. Aber
der autoritäre Stil, die vorkonziliare Amtsanmaßung und
Respektlosigkeit gegenüber Vertretungs- und Kontrollgremien waren und
sind nicht auf den Ex-Limburger beschränkt. Da werden sich die
deutschen Bischöfe noch viele heftige Auseinandersetzungen liefern -
keine leichten Zeiten für ihren neuen Vorsitzenden Marx. Der
Münchener Kardinal hat am Mittwoch mehr Transparenz bei den
Kirchenfinanzen versprochen, um "so die Glaubwürdigkeit unserer
Kirche zu fördern". Das ist über den Limburger Skandal hinaus
dringend erforderlich. Seit gestern ist der mehr als hundertseitige
Abschlussbericht der Prüfungskommission im Internet zu lesen. Die
Lektüre ist erschreckend: Es wurde getäuscht, getarnt, geaast. Der
Bericht offenbart, dass der damalige Bischof Tebartz-van Elst mit dem
Geld der Gläubigen auf eine Weise umgegangen ist, die an Zeiten
absolutistischer Fürsten erinnert.



Pressekontakt:
Aachener Zeitung
Redaktion Aachener Zeitung
Telefon: 0241 5101-389
az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

519321

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Kommentar: Zuviel Polemik von der Opposition Ravensburg (ots) - Es ist das gute Recht, ja sogar die Pflicht einer Opposition, eine Regierung im Parlament zu stellen. Versäumnisse gehören aufgelistet, Widersprüche klar benannt. Grün-Rot in Baden-Württemberg bietet bei manchen Sachfragen auch Angriffsflächen. Auffällig aber ist, dass sich seit der Bundestagswahl ein schon zu diesem Zeitpunkt wenig erbaulicher Debattenstil weiter verschlechtert hat. Nach der FDP fährt jetzt auch die CDU darauf ab, die Grünen in eine Ecke zu drängen als Partei, die den Bürgerwillen nicht achtet mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Leitartikel: Endlich entschieden Ravensburg (ots) - Typisch Papst Franziskus: erst gut zuhören, dann scharf analysieren, dann entscheiden. Und dem öffentlichen, auch medialen Druck nicht nachgeben. Mit der Annahme des Rücktrittsgesuches, das Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst schon im Oktober 2013 eingereicht hatte, hat der Papst sich Zeit genommen: Es dauerte, bis der Prüfbericht zum Neubau des Diözesanzentrums in Limburg erarbeitet war und dann Anfang März im Vatikan vorlag. Franziskus entschied - für kirchliche Verhältnisse - zügig und konsequent. Längst mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Tebartz-van Elst Bielefeld (ots) - Sorgfältig geprüft und souverän entschieden: Der Umgang der katholischen Kirche mit den Vorwürfen gegen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist mustergültig. Und die gestern verkündete Entscheidung von Papst Franziskus, den Bischof nicht in sein Bistum Limburg zurückkehren zu lassen, bleibt die einzig richtige. Auch wenn übereifrige Kirchenkritiker es nicht gern hören werden: Viel wäre schon gewonnen, wenn wir in unserer Empörungs- und Aufregungsgesellschaft öfter solch Rückgrat und solch Augenmaß zugleich bewahren mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Lage der Natur Bielefeld (ots) - Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) geht ihr neues Amt generalstabsmäßig an. Sie legt einen Bericht nicht zur Lage der Nation, sondern zur Lage der Natur vor: Zahlen, Fakten, Tendenzen tun gut in einer Debatte, in der sonst Grabenkämpfer und Eiferer den Ton angeben. Pflanzen und Tiere stehen unter Druck. Trotz vielfältiger Schutzmaßnahmen ist Deutschland nicht das Paradies für alles, was kreucht und fleucht. Das muss uns daran erinnern, dem Naturschutz weiter eine hohe Bedeutung beizumessen. Es gilt aber auch mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Noch Partner auf Augenhöhe Zum Besuch von US-Präsident Obama bei der Nato in Brüssel Cottbus (ots) - Unter dem Druck der Ukraine-Krise rücken Amerika und Europa demonstrativ zusammen: Sie proben den Schulterschluss gegen die Verletzung des internationalen Rechts durch Russland. Der US-Präsident weiß sehr genau, dass wirksame Sanktionen gegen Moskau nur gemeinsam mit den Europäern möglich sind. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Obama es leid ist, für die Europäer in Sachen Sicherheit die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Wenn die EU-Staaten keine gemeinsame Außen- und Verteidigungspolitik auf die Beine mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht