(Registrieren)

WAZ: Am Ende wird der Westen gewinnen - Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 21-03-2014

Essen (ots) - Am Ende dieser Putin-Woche stehen auch beruhigende,
sogar ermutigende Einsichten. Trotz seiner unbestreitbaren
Interessengegensätze hat sich der Westen über die Krim-Krise nicht
spalten lassen. Die Europäer, oft für schwach und uneinig gehalten,
stehen bemerkenswert zusammen und reagieren beherzt: Sie halten der
Ukraine die Tür in ihre Gemeinschaft auf. Und nichts deutet darauf
hin, dass das in diesen Tagen viel bemühte 1914-Szenario Wirklichkeit
werden könnte.

Europa und Russland erscheinen inzwischen deutlich als
Parallel-Universen. Auf der einen Seite nationalistischer Furor,
kombiniert mit militärisch ausgeführter Blut- und Boden-Politik, auf
der anderen Seite ein System vernetzter und tief verflochtener
Länder, allesamt demokratisch, freiheitlich, rechtsstaatlich
organisiert und souverän genug, auf militärische Provokation zivil zu
reagieren. Es ist noch nicht allzu lange her, da konnten die
Amerikaner die Europäer in alt (die West-Mitglieder) und neu (der
beigetretene Osten) spalten. Nichts ist mehr davon geblieben.

Stattdessen wächst im neu-europäischen Osten der Wohlstand. Die
Ukrainer haben die geschichtliche Lektion begriffen. Als ihre
pro-russische Regierung ihnen die Wohlstandsperspektive verweigerte,
rebellierten sie auf dem Maidan. Womöglich werden die Krim-Russen ihr
Ja zu Russland, das ein Nein zu Europa ist, noch bitter bereuen, wenn
sie in einer Dekade sehen, wie es in der Ukraine aufwärts geht. Wer
den 1914-er Vergleich bemüht, es für möglich hält, dass Europa in
einen neuen Krieg stolpert wie damals in den Ersten Weltkrieg,
verkennt die gewandelte Wirklichkeit. Damals dominierte Nationalismus
in jedem Land, heute nur in Russland. Damals gab es kein Europa.
Damals herrschte Kriegseuphorie, heute hat niemand Interesse an
Krieg, auch Russland nicht.

Die große Entscheidung steht am Ende Russland bevor. Was will man
sein: rückständig, arm, isoliert, laut und bedrohlich, oder so, wie
Europa heute ist. So attraktiv, dass jeder diesen Lebensstil
anstrebt, etwa Oligarchen aus Putin-Russland, die sich in London
niederlassen, in Lech Ski laufen und in Düsseldorf fette Klunker für
ihre Damen kaufen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

518482

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Zur Kommission zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr: Nicht mehr zeitgemäß Ravensburg (ots) - Die Union will die Mitwirkungsrechte des Bundestags bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr in einzelnen Fällen begrenzen, um eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik Europas zu erleichtern. Dazu wurde eine Kommission installiert, die über die künftige Parlamentsbeteiligung berät. Die SPD will zwar gerne darüber reden, aber möglichst nichts ändern. Dass die Linke die Mitarbeit verweigert, war zu erwarten. Die Verweigerung der Grünen aber ist schade. Denn natürlich entspricht die deutsche Art der Parlamentsbeteiligung mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Erdogan ist gescheitert Ravensburg (ots) - Recep Tayyip Erdogan ist zweifellos ein Mann mit außerordentlichen Fähigkeiten. Der türkische Ministerpräsident beherrscht die Klaviatur des Machtpolitikers wie wenige. Alle Proteststürme im Inland hat er überstanden, alle Mahnungen und Warnungen aus dem Ausland konnte er folgenlos in den Wind schlagen. Gescheitert ist er dennoch. Denn konservativer Islam und großtürkischer Nationalismus passen auf Dauer nicht zu einer Gesellschaft, deren Ziel erklärtermaßen die Europäische Union sein soll. Die Minderheit der mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar G 8 oder G 9 Kein Fall für Plebiszite BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - G 8 oder G 9? 12 oder 13 Schuljahre bis zum Abitur? Endlich gibt es mal wieder ein bildungspolitisches Thema, über das herzhaft gestritten werden darf. Jeder will mitreden, auch die, deren Abitur Jahrzehnte zurückliegt, oder jene, die über vermeintlichen Leistungsstress reden wie der Blinde von der Farbe. Angesichts der Gefahr, eine ausufernde, plebiszitäre Debatte über die Köpfe der wirklich Betroffenen hinweg zu führen, sollten jene das entscheidende Wort sprechen, über die entschieden wird: Schüler, Eltern und mehr...

  • Weser-Kurier: Zur inkonsequenten EU-Außen-Politik schreibt Daniel Killy im "Weser-Kurier" (Bremen) vom 22. März 2014: Bremen (ots) - Eigentlich ist ja alles gesagt. Hart geißeln Kanzlerin und EU die Handlungen des Potentaten, verhängen Sanktionen, sperren Konten und stellen jegliche militärische Kooperation ein. Menschenrechtsverletzungen und die Unterdrückung von Minderheiten werden durch die westliche Wertegemeinschaft nicht hingenommen. Eigentlich. Da sich diese Worte aber nicht gegen die Türkei und deren Diktatoren-Präsident Erdogan richten, sind sie weitgehend wertlos. Denn das Eindreschen auf Russland unter gleichzeitiger Verschonung des Verbündeten mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Die ersten hundert Tage von Schwarz-Rot Nah an den Menschen Alexandra Jacobson, Berlin Bielefeld (ots) - Eine Umfrage des Instituts Allensbach brachte jüngst Erstaunliches ans Tageslicht: Nach Jahrzehnten einer sich beschleunigenden Politikverdrossenheit wächst das Ansehen staatlicher Institutionen und Organe inzwischen wieder. Sogar von einer Trendwende war die Rede. 39 Prozent der Bürger haben wieder eine gute bis sehr gute Meinung von der Bundesregierung und dem Bundestag. Das ist immerhin der höchste Wert seit 20 Jahren. Und nur noch 14 Prozent der Deutschen sind mit der Demokratie nicht zufrieden. Der mildere Blick mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht