(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Kommentar zur Kommunalwahl in Bayern: Phänomen der Unlust

Geschrieben am 16-03-2014

Ravensburg (ots) - Bei den bayerischen Kommunalwahlen ist die
Beteiligung erneut beschämend gering. Offenbar nehmen die Menschen
ihr Bürgerrecht auf politische Teilhabe zunehmend nur zögerlich wahr.
Die wachsende Zahl der Briefwähler widerspricht solchem Trend nicht,
sie bestätigt ihn. Die traditionelle Einheit aus Kirchgang und
Urnengang scheint dahin, auch im Süden, sogar in Bayern. Und
ausgerechnet auf dem Feld der Kommunalpolitik, die den Wählern näher
sein sollte als jede andere Ebene der Demokratie.

Das Phänomen der Unlust trifft nicht nur, aber gerade auch die
CSU. Zumal in den Großstädten, siehe München, wenngleich nicht nur
dort. Die nicht selten peinlichen Avancen an den Zeitgeist verfangen
nicht. Selbst das vermeintlich moderne, urbane Publikum hält davon
offenbar nur wenig. Im Gegenteil, die von der Mehrheitspartei zur
Schau gestellte Beliebigkeit beeindruckt wohl ausgerechnet jene
Wähler nicht, auf die sie zielt - und kostet Stimmen in der eher
konservativen Provinz, die auch im Freistaat längst kein schwarzer
Monolith mehr ist.

Ebenfalls klar zu erkennen: Kommunalwahlen verkommen zum
Durchsetzungsinstrument für die Interessen von Minderheiten, dienen
immer weniger dazu, Leitplanken für eine auf das allgemeine Wohl
ausgerichtete Politik zu setzen. Das ist vermutlich auch eine Antwort
auf das verhängnisvolle Gebaren der meisten Parteien, am liebsten
sehr lautstarken Stimmen Gehör zu schenken. Aber
Gefälligkeitsdemokratie kann nicht die Antwort sein, wenn die
Meinungen von Regierenden und Regierten gerade im Kommunalen allzu
oft weit voneinander liegen - und das Bemühen um Konsens und
Kompromisse zwischen den Wahlen nicht sehr erfolgreich war.

Was als Lehre bleibt: Offensichtlich stiften mittlerweile die
Farben mancher Fußballvereine mehr Identität als Landesfarben und
Partei-Logos. Am Wetter konnte das zumindest diesmal in Bayern nicht
liegen. Nasskalt gilt als beste Voraussetzung dafür, dass den Leuten
Wahlen wichtiger sind als Frühlingsausflüge. Welch entlarvende Logik!



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

517389

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Westfalenpost zum Korruptionsgesetz für Abgeordnete Hagen (ots) - Das Gesetz gegen die Bestechung von Abgeordneten war überfällig. Denn bislang waren lediglich der "Stimmenkauf" bei Wahlen und das Korruptionsverbot bei Amtsträgern, also bei Beamten, eindeutig geregelt. Für Abgeordnete galt: Sie müssen frei sein, Partei ergreifen und sind als Abgeordnete ausschließlich ihrem Gewissen verpflichtet. Genau das ändert sich nicht - selbst wenn einzelne bereits ein neues Betätigungsfeld für übereifrige Staatsanwälte fürchten.

    Diese Furcht dürfte unbegründet sein. Zum einen klagen mehr...

  • Westfalenpost: Westfalenpost zum Referendum auf der Krim Hagen (ots) - Eine Wahl ohne Wahl ist keine Wahl. So gläsern die Wahlurnen, so durchsichtig die Absicht des Referendums auf der Krim. Das Ergebnis stand vorher fest: Wiedervereinigung mit Russland. Warum? Weil die etwa 1,8 Millionen stimmberechtigten Bewohner der ukrainischen Halbinsel keine Möglichkeit hatten, für den Verbleib bei der Ukraine zu stimmen.

    Sie durften ihr Kreuz entweder für den Anschluss an Russland machen oder sich für die Wiederherstellung der Verfassung von 1992 und für die Krim als Teil der Ukraine aussprechen. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Diskussion über Sanktionen gegen Russland Nur Geduld MARTIN KRAUSE Bielefeld (ots) - Die deutsche Wirtschaft mischt sich selten in die deutsche Außenpolitik ein. Jetzt geschieht das Ungewöhnliche reihenweise. Johannes Teyssen, der Chef des Energieriesen Eon, mahnte, die Partnerschaft mit Russland nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Rüdiger Kapitza, Chef des Maschinenbauers DMG Mori Seiki, warnte vor "übereilten Sanktionen". Die ersten Verlierer wären wir selbst, so glaubt er. Und Gabor Steingart, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Handelsblatt, griff selbst zur Feder, um für Putin eine Lanze mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zu Edathys "Spiegel"-Interview Bremen (ots) - Sebastian Edathy hat nicht mehr viel zu verlieren. So mag man sich erklären, dass er sich für ein "Spiegel"-Interview zur Verfügung gestellt hat. Dass es ihn drängt, sich zu verteidigen, liegt nahe. Allerdings hat er sich mit diesem Gespräch sicher keinen großen Gefallen getan. Selbstverständlich steht es Edathy zu, sich zu erklären. Wenn er versichert, nicht pädophil zu sein - wer dürfte das bestreiten? Welche Empfindungen die gekauften Bilder bei ihm ausgelöst haben, weiß nur er allein. Fatal ist indes, dass er sein mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Studie zur Lebensqualität in Deutschland Denkanstoß HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Eigentlich haben wir es ja schon länger gewusst. In Deutschland ist die Lebensqualität nicht überall gleich. Es gibt Regionen, die allgemein besser dastehen, und es gibt solche, die abgehängt und aus unterschiedlichen Grünen ins Hintertreffen geraten sind. Ein Münchner Nachrichtenmagazin hat nun ein bundesweites Ranking zur Attraktivität aller 402 Landkreise und Städte vorgelegt. Von diesem Magazin sind wir mehr oder weniger hilfreiche Ranglisten gewohnt. Nicht immer haben sie einen echten Erkenntnisfortschritt gebracht. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht