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Allg. Zeitung Mainz: Sinnfrei / Kommentar zum politischen Aschermittwoch

Geschrieben am 05-03-2014

Mainz (ots) - Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und er liebt
Rituale. Sie geben Sicherheit und Beständigkeit im oft genug
turbulenten Alltag und seien sie mitunter noch so sinnentleert wie
beispielsweise ein politischer Aschermittwoch in Zeiten einer Großen
Koalition. Schon zu Zeiten von Schwarz-Gelb war die "echte" Politik
oft genug unterhaltsamer als das, was in Passau, Vilshofen oder in
der mecklenburgischen Tiefstebene mit gequältem Witz in die Mikrofone
gebellt wurde. Und deshalb war die die Dramaturgie bestimmende Frage
gestern eigentlich, was sich Schwarze und Rote überhaupt an
gespielten Gemeinheiten zu sagen hatten. Natürlich wenige bis keine -
und in diese absehbare Lücke stießen dann die christsozialen
Großmeister des rhetorischen Flachpasses ebenso gezielt wie dumm
hinein. In einem Atemzug auf die - durchaus angreifbare - EU
einzudreschen und sich gleichzeitig verbal an Wladimir Putin
ranzuschmeißen ist eine intellektuelle Bruchlandung, die auch mit
einem oder zwei Weizen zuviel nicht zu erklären ist. Überall in
Europa nehmen zurzeit Populisten und Rechte Anlauf, um die Idee, die
den Kontinent seit einigen Jahrzehnten trägt und verbindet, zu
torpedieren. Da hat es die bajuwarischen Bierzeltparolen gerade noch
benötigt. Rituale mögen sozial wertvoll sein, aber das Denken
ersetzen sie nicht. Die Kanzlerin hat es gestern richtig gemacht:
Wenn es nichts zu sagen gibt, darf man tatsächlich auch mal schweigen
- oder hoffentlich wirklich an wichtigeren Themen arbeiten. Bleibt
also zu hoffen, dass die Menschen den diesjährigen politischen
Aschermittwoch als das durchbuchen, was er war: selbst für dieses
Datum besonders sinnfreier Klamauk.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de


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