(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Futter für die Landespolitik/ Ein Leitartikel von Andreas Abel

Geschrieben am 28-02-2014

Berlin (ots) - Berlin - was ist das eigentlich? In sozialer
Hinsicht kein Gemeinwesen mit Nuancen, vielmehr ein Flickenteppich
mit gewaltigen, schroffen Unterschieden. In dieser Massierung sind
sie nirgendwo in Deutschland größer. Zwischen der Thielallee oder dem
Messelpark in Dahlem und dem Moritz- oder dem Wassertorplatz in
Kreuzberg liegen Welten. Die Differenzen in der Sozialstruktur sind
so groß, dass man kaum noch von vergleichbaren Lebensräumen sprechen
kann. Ist das tatsächlich dieselbe Stadt?

Das mag auf den ersten Blick wenig überraschen. Befasst man sich
aber intensiver mit dem neuen Berliner Sozialstrukturatlas,
offenbaren sich viele Details, die neu und aufschlussreich sind.
Wichtig sind sie allemal. Diese Fleißarbeit aus dem Hause des
Gesundheits- und Sozialsenators Mario Czaja ist keine
wissenschaftliche Spielerei. Sie lenkt ausdrücklich den Blick auf
Aufgaben der Politik und Verwaltung, versteht sich als
"handlungsorientiert". Das ist ein richtiger Ansatz. Versorgung in
der Pflege, Verteilung der Arztpraxen, Gesundheitsvorsorge: all das
muss wohnortnah sein, damit es funktioniert. Und es muss
bedarfsgerecht sein, damit es bezahlbar bleibt. Ähnliches gilt für
die Planung von Kitas und Schulen und natürlich auch von Wohnungen.
Der Atlas sollte also nicht nur Grundlage in Czajas Verwaltung
selbst, sondern tunlichst überall im Senat sein.

Die Daten- und Analysesammlung erfüllt aber noch einen weiteren
Zweck: Sie zeigt im Längsschnitt der vergangenen zehn Jahre, also im
Vergleich mit den Daten der Berichte von 2003 und 2008, ganz präzise
und detailreich, wie Berlin sich verändert hat. Und wo. Zum Guten wie
zum Schlechten. Die Bezirke Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg haben
sich in dieser Zeit sozial ungemein verbessert und im Ranking nach
vorne geschoben. Das ist das Ergebnis der Gentrifizierung - mit all
ihren Verwerfungen und kritikwürdigen Veränderungen. Das Auf und Ab
der Bezirke ist kaum durch die Politik des Senats gesteuert worden,
hier wirkten andere Faktoren stärker. Dennoch wäre es falsch, daraus
eine Lizenz zum Nichtstun abzuleiten. Politik muss diese
Veränderungen beobachten und auch eingreifen: Ungleichgewichte
abbauen, Tendenzen erkennen und in der Planung berücksichtigen. Das
hat nichts mit Dirigismus zu tun, viel mehr mit einer Stadt der
Vielfalt, die eben nicht zur Stadt der sozialen Rivalitäten werden
soll.

Der Kommentar im Internet: www.morgenpost.de/125313385



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

514648

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Bitcoins Halle (ots) - Bitcoins sind eine kaum fünf Jahre alte Erfindung, die erst seit einem Jahr überhaupt weitere Verbreitung erfährt. Das junge Geld offenbart nun Schwächen wie die ersten D-Mark- und Dollarscheine, es zieht Fälscher und Betrüger an und leidet unter Kinderkrankheiten. Doch eine Währung, das zeigt nicht zuletzt der Euro, wächst mit jedem Schock. Wenn sie ihn übersteht. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 565 4200 mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Sozialinitiative der Kirchen Halle (ots) - Die Kirchen sagen, sie wollten einen Stein ins Wasser werfen. Es sieht eher nach einem Schlag ins Wasser aus. Am besten können sie die gewünschten Diskussionen anstoßen, wenn sie ihre sozial- und wirtschaftsethische Normen vorbildlich leben. "Enzyklika auf zwei Beinen" hat man das mit Blick auf Papst Franziskus genannt. Als große Arbeitgeber mit großem Besitz haben die Kirchen viel Raum zur Bewährung. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 565 4200 mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Schulreform/Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Die Eckpunkte sind lange bekannt: Grundschulen werden meist nur noch mit mindestens 60 Schülern genehmigt. Drei Jahre später werden sogar 80 Kinder verpflichtend. Es habe auch mit Verlässlichkeit zu tun, dass an diesen Kriterien nicht mehr gerüttelt werde, betont das Kultus-ministerium. Damit reagiert Minister Stephan Dorgerloh (SPD) zwar nicht auf die vielen Proteste vor Ort. Andererseits ist ein Korsett bei solch einem Mammutprojekt unerlässlich. Um so unverständlicher wäre es, wenn sich Dorgerloh seine Pläne nun vom mehr...

  • Kölnische Rundschau: Kommentar zum Rücktritt von Kardinal Meisner Köln (ots) - Offenheit Raimund Neuß zum Meisner-Rücktritt Dieser 28. Februar wird in die Geschichte nicht nur des Erzbistums Köln eingehen. Mit Joachim Kardinal Meisner geht ein Bischof in den Ruhestand, der das Bild der katholischen Kirche in unserem Land geprägt hat wie kaum jemand sonst: Integrationsfigur für seine Anhänger, Hassgestalt für manche seiner Gegner. Stellen wir uns vor, Meisner wäre vor 25 Jahren nicht nach Köln berufen worden. Auch dann bliebe er als bedeutende Bischofsgestalt in Erinnerung, als großer mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Achtung: Der Kommentar zu Steinmeiers USA-Reise wird hiermit zurückgezogen!!! Mainz (ots) - Der Kommentar wird zurückgezogen! Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht