(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Kölns Erzbischof Joachim Meisner im Ruhestand - Zeitenwende am Rhein Ein Kommentar von Cornelia Breuer-Iff

Geschrieben am 28-02-2014

Düsseldorf (ots) - Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner ist
Geschichte. "Endlich", atmet mancher auf. Nicht nur der konservativen
Positionen wegen, die Meisner immer wieder bezog. Sondern weil er
sich mitunter einer Sprache bediente, die verstörte, Menschen vor den
Kopf stieß und verletzte. Ob er nun Abtreibungen in die Nähe des
Holocaust rückte, religionsferne Kunst als entartet bezeichnete oder
den Kinderreichtum katholischer Familien dem muslimischer Mitbürger
vorzog.

"Alles hat seine Zeit", sagt der Prediger Salomo in der Bibel. Die
von Joachim Meisner als Erzbischof ist abgelaufen. Spätestens mit
einem Papst wie Franziskus, der seine Kirche lieber im Dienst für den
Nächsten "verbeult" als mit der Wahrung ihres Besitzstands
beschäftigt sieht. Sich die Absätze für die gesellschaftlichen
Verlierer buchstäblich schief zu laufen - das war Meisners Sache eher
nicht.

Deutschlands Katholiken stehen vor großen Herausforderungen. Eine
Umfrage im Auftrag des Vatikans belegt beispielsweise: Kirchliche
Lehre und Lebensvollzug der Gläubigen insbesondere in Fragen der
Sexual- und Familienethik haben hierzulande so gut wie keine
Schnittmenge mehr. In dieser Schieflage braucht es nicht das laute
Verteidigen althergebrachter Positionen, sondern mehr Fantasie, wie
berechtigte Anliegen der Kirche nach innen und außen besser
vermittelt werden können. Ein weltoffener und -gewandter Mann an der
Spitze des einflussreichen, mitgliederstärksten Bistums könnte dabei
hilfreich sein.

Auch die Limburger Personalie Franz-Peter Tebartz-van Elst
beschäftigt weiter. Der Imageverlust für die Kirche(n) ist immens. Wo
liegen für einen Christen Mitte und Maß? Wie kann Glaubwürdigkeit
wieder hergestellt werden?

Die Antwort auf solche Fragen muss sich auch in der Besetzung des
Kölner Spitzenamtes spiegeln.

Nach einem Vierteljahrhundert stehen die rheinischen Katholiken
vor einer Zeitenwende. Ein Mitspracherecht, das nur im Ansatz die
Bezeichnung "demokratisch" verdiente, wird es für sie aber bei der
Auswahl des neuen Erzbischofs nicht geben. Und doch wäre die römische
Zentrale gut beraten, aufs Kirchenvolk zu hören. Damit die gemeinsame
Zukunft gelingt.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

514636

weitere Artikel:
  • Vertrauter der Hamburger Terrorzelle auf freiem Fuß - Mohammed Haydar Zammar in Aleppo freigelassen (ots) - Nach mehr als zwölf Jahren Haft ist der Hamburger Islamist Mohammed Haydar Zammar aus dem Zentralgefängnis in Aleppo freigekommen. Nach Informationen des NDR und der Süddeutschen Zeitung hält sich der Deutsch-Syrer offenbar in der umkämpften nordsyrischen Stadt auf. Der 52-Jährige war ein enger Vertrauter der Hamburger Gruppe um die Attentäter des 11.9.2001. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele erhofft sich von Zammar Aussagen über die Hamburger Zelle, aber auch über die Rolle deutscher Sicherheitsbehörden mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Ukraine/Russland: Frankfurt/Oder (ots) - Das von Putin geführte Russland hat mit den Veränderungen in Kiew eine empfindliche Niederlage erlitten. Die Manöver an den Grenzen zur Ukraine, das politische Asyl für den gestürzten Janukowitsch und auch das Hissen der russischen Fahne in Simferopol sind Reaktionen darauf. Kiew und der Westen sollen sie als Warnung verstehen, nicht zu überziehen. Darüber hinaus wären Signale der Annäherung nötig, damit ein angeschlagener Kreml-Führer nicht irrational reagiert. Pressekontakt: Märkische Oderzeitung CvD mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zur prekären Lage vieler Künstler: Frankfurt/Oder (ots) - Da gibt es in der Bundesrepublik die Freiheit der Berufswahl, die niemand daran hindert, besonders brotlosen Künsten nachzugehen. Aber wenn wir in die Verfassung schauen, steht da auch, Deutschland ist ein sozialer Bundesstaat. Das heißt, einer der auf Ausgleich und ein würdiges Einkommen bedacht sein müsste. Wenn Friseurinnen für einen Hungerlohn arbeiten, sind viele zu recht empört. Wenn Künstler darben, interessiert das aber niemand. Es gibt keine Gewerkschaft, keinen Betriebsrat, keine Tarifkommission, mehr...

  • NRZ: Die Zerbrochenen - ein Kommentar von JAN JESSEN Essen (ots) - Die Fallzahlen der behandlungsbedürftigen Depressionen unter Kindern und Jugendlichen steigen rapide. Klar: Das liegt teilweise am medizinischen Fortschritt; daran, dass tiefe und verfestigte Traurigkeit und Trübsinn nicht mehr allein als Ausdruck pubertärer Irrungen und Wirrungen angesehen werden. Aber die Entwicklung zeigt auch, dass viele Heranwachsende zerbrechen unter dem Druck, der auf ihnen lastet, wenn sie zu möglichst rasch und effizient verwertbarem Humankapital geschmiedet werden. Die gnadenlose Ökonomisierung mehr...

  • NRZ: Unwürdiges Gezerre um die Inklusion - ein Kommentar von THEO SCHUMACHER Essen (ots) - Seit Monaten wird in NRW ein unwürdiges Stück aufgeführt: das Gezerre um die schulische Inklusion. Land und Kommunen streiten voller Inbrunst, wer für den Unterricht mit behinderten Kindern an Regelschulen bezahlen muss. Sicher, die Politik ist gehalten, auch bei hochsensiblen Themen die Frage der Kostenverteilung zu klären. Aber wie sie das vor den Augen jener anstellt, die es im Leben zumeist schwerer haben als andere, ist beschämend. Längst wird der verbriefte Rechtsanspruch auf gemeinsamen Schulbesuch, der nach mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht