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Badische Neueste Nachrichten: Der Vielversprecher - Kommentar von Thomas Migge

Geschrieben am 17-02-2014

Karlsruhe (ots) - Jetzt hat Italien einen Gerhard Schröder. Oder
aber auch einen Tony Blair. Ein bisschen wirkt Matteo Renzi auch wie
Barack Obama. Das gleiche smarte Auftreten, der gleiche Look, das
flotte Überspringen von Stufen, das gewinnende Lächeln. Aber Renzi
hat auch einen Touch von Silvio Berlusconi. Wie dieser wirkt er, hört
man ihm beim Reden zu, ein bisschen wie ein Immobilienhändler oder
wie jemand, der einem eine Versicherung andrehen will. Egal mit wem
man Matteo Renzi, Italiens designierten Regierungschef, auch
vergleichen mag: er repräsentiert etwas ganz Neues auf der
italienischen Politikbühne. Man muss schon in das Jahr 1993
zurückgehen, als Medienzar Berlusconi in nur wenigen Monaten und mit
schlagkräftigen Parolen eine Partei aus dem Boden stampfte und kurze
Zeit später die Parlamentswahlen gewann, um einen ähnlich starken
Wind zu spüren, der, wie jetzt im Fall Renzis, über Italien hinweg
weht. Doch Renzi ist kein politischer Newcomer wie es damals
Berlusconi war. Renzi müsste eigentlich wissen, dass er das meiste
von dem was er jetzt großspurig verkündet, um sein wirtschaftlich,
sozial und finanzpolitisch schwer angeschlagenes Land in einer eine
bessere Zukunft zu führen, nie wird verwirklichen können. Nicht nur
weil er auf Koalitionspartner angewiesen ist, die seinen radikalen
Kurs mittragen müssen, sondern weil Italien fast pleite und durch und
durch marode ist. Viel Spielraum für tolle und teure Projekte wird er
nicht haben. Ist Renzi also ein narzisstischer Blender? Oder ist er
der einzige Politiker Italiens, der erkannt hat, dass das Land eine
energische Regierung braucht, um Wunder zu vollbringen, die der
zögerliche Enrico Letta nie hätte vollbringen können? In Berlin,
Paris und Brüssel stellt man sich genau diese Fragen, ohne auch nur
ansatzweise Antworten parat zu haben. Das politische Spiel in Italien
ist für die europäischen Partner inzwischen so schwer zu kapieren wie
zeitgenössisches Regietheater. Sicherlich, die wirtschaftlichen und
finanzpolitischen Eckdaten Italiens haben sich geringfügig
verbessert, aber eben nur geringfügig. Noch ist die Gefahr, dass ein
Bankrott des Landes die gesamte EU nach unten ziehen könnte, nicht
gebannt. Das Hin und Her der politischen Akteure Italiens, das Europa
seit Jahren mit ansehen muss, wirkt da nicht gerade beruhigend. Ob
Matteo Renzi, der Vielversprecher, der Wortreiche, der jetzt vom
Staatspräsidenten den Auftrag erhalten hat, eine Regierung zu bilden,
endlich das Ruder entschieden herumreißen kann, muss angesichts der
Umstände bezweifelt werden



Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de


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