(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu Bundeswehr

Geschrieben am 12-01-2014

Regensburg (ots) - Werden nun in Deutschland die letzten
Männer-Bastionen geschleift? Sich offen schwul bekennende Kicker auf
dem Rasen versetzen die Republik in Wallung. Und nun legt die "Mutter
der Armee" Ursula von der Leyen mit ihrem Vorstoß für eine
familienfreundlichere Bundeswehr gleichsam Hand an eine weitere
Männer-Domäne. Doch gemach, in dem einen wie im anderen Fall handelt
es sich nicht um Anti-Macho-Revolutionen, sondern um längst
überfällige Klärungen in einer modernen, selbstbewussten, toleranten
Gesellschaft. Der stressige und bisweilen lebensgefährliche Beruf von
Soldatinnen und Soldaten darf nicht länger so familienfeindlich sein,
wie er es zurzeit noch ist. Und Fußballer, die im Privatleben Männer
lieben, sollten genauso selbstverständlich sein, wie es Soldatinnen
in der Truppe sind. Mit dem Schleifen von Männerbastionen hat beides
nichts zu tun, sondern eher mit notwendiger Emanzipation. Und mehr
Familienfreundlichkeit ist für die durch viele Reformen verunsicherte
Truppe längst überfällig. Verteidigungsministerin "Röschen" von der
Leyen, die gleich mit voller Kraft ins neue, weithin unbekannte
Militärressort startete, bleibt sich ihrem politischen Grundansatz
treu: Die einstige Arbeits- und Sozialministerin will Politik für und
mit den Menschen machen, für die sie verantwortlich ist. Von der
Leyens Kritiker mögen ihr dabei kaltes Karrierekalkül unterstellen.
Doch was ist eigentlich dagegen zu sagen, wenn eine Politikerin ihren
Job von den Menschen her denkt und ausübt? Auch für die Politik gilt
sinngemäß der Spruch: Der Soldat, der nicht General werden will, ist
kein besonders guter. Wenn sich Ursula von der Leyen, die Inhaberin
der Befehls- und Kommandogewalt über 185 000 Soldatinnen und
Soldaten, nun verstärkt der sozialen Seite des Militärberufs annimmt,
klingt das zwar noch etwas ungewohnt, es ist freilich notwendig. Die
Berufsarmee muss sich im Wettbewerb um die besten Leute mit der
Wirtschaft, mit dem sonstigen öffentlichen Dienst messen können. Die
Zeiten, in denen die Armee aus einem großen Reservoir von
Wehrpflichtigen die Besten auswählen konnte, sind vorbei. Zudem ist
die heutige moderne Bundeswehr mit zig Auslandseinsätzen eine andere
als die "Friedensarmee" aus den Zeiten des Kalten Krieges. Der Dienst
verlangt, trotz moderner Technik, heute mehr ab. Die
Bundeswehrreformen der vergangenen zwei Jahrzehnte haben zudem nicht
für Ruhe und Sicherheit in der Truppe gesorgt, sondern eher für das
Gegenteil. Versetzungen, bisweilen unsinnige Standortschließungen,
Wochenendpendler sind häufig die Regel. Ein, zumindest halbwegs,
geordnetes Familienleben für Soldaten ist die Ausnahme. Eine bessere
Balance zwischen Dienst- und Familienleben, die Kita in der Kaserne,
Teilzeit für Soldaten und Soldatinnen - all das klingt für
Langgediente in Politik und Armee vielleicht wie "Gedöns", es sind
gleichwohl wichtige, "weiche" Faktoren für die Bundeswehr der
Zukunft. Und die forsche Ministerin wird sich daran messen lassen
müssen, ob sie aus ihren schönen Ankündigungen militärische Realität
werden lässt. Und das "Drohnen-Problem", über das ihr Vorgänger
Thomas de Maizière fast gestrauchelt wäre, scheint von der Leyen
überlegt und ohne Eile lösen zu wollen. Zum Schutz der Soldaten im
gefährlichen Auslandseinsatz sind unbemannte
Hightech-Aufklärungsflieger notwendig. Das Töten von Gegnern - und
leider oft auch unbeteiligten Zivilisten - mittels Kampf-Drohnen ist
etwas völlig anderes. Davon muss die Bundeswehr die Finger lassen.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

505799

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bundeswehr und Ministerin Ursula von der Leyen Bielefeld (ots) - Die Personalie Ursula von der Leyen kam für viele Beobachter überraschend. Jetzt hat also eine Frau bei der Bundeswehr das Sagen -und sie ist kein bisschen leise. Was sie verspricht, dürfte der arg gebeutelten Truppe verheißungsvoll in den Ohren klingen, denn die Ministerin macht sich für ihre Soldaten stark. Die ehrgeizige Niedersächsin hat keine leichte Aufgabe vor sich. Die Reform der Bundeswehr, von Karl-Theodor zu Guttenberg mit lauter Begleitmusik angestoßen und von Thomas de Maizière mit preußischem mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Israel / Scharon Osnabrück (ots) - Ein guter Bulldozer Als Ariel Scharon vor acht Jahren ins Koma fiel, verlor Israel einen legendären Staatsmann, der mehr für den Frieden in Nahost bewirkt hat als die meisten seiner Kritiker. Jetzt hat der Kriegsheld und Machtpolitiker seine letzte Schlacht verloren. Er war kein Engel, sondern ein "Bulldozer", der mit Israels Rückzug aus dem Gazastreifen einen historischen Schritt vollzogen hat. Zweifelsohne: Fehler werfen dunkle Schatten auf sein Lebenswerk. Das Massaker christlicher Milizen 1982 an Hunderten mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Finanzen / Energie / Prokon Osnabrück (ots) - Häme nicht angebracht Geld verdienen mit gutem Gewissen: Verlockende acht Prozent Rendite versprach Prokon in breit angelegten Werbekampagnen. Die Anleger durften sich überdies als Förderer eines sauberen Ökounternehmens und der Energiewende fühlen. Jetzt steht das einstige Vorzeigeunternehmen voll im Sturm, wankt und droht zu stürzen. Den Managern müsste schon ein Coup gelingen, um das Ruder herumzureißen. Die aktuellen Insolvenzinformationen versetzen die Anleger in Angst und Schrecken. Und mit dem Abgang mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bundeswehr / Reformen / Familie Osnabrück (ots) - Mutter der Kompanie Neue Töne aus dem Verteidigungsministerium. Ursula von der Leyen will die Bundeswehr deutlich familienfreundlicher machen. Sie setzt sich damit wohltuend von ihrem Vorgänger Thomas de Maizière ab, der sich zuletzt schnoddrig und von oben herab über Klagen der Soldaten geäußert hatte. Instinktsicher hat die frühere Familien- und Arbeitsministerin erkannt, was den Soldatinnen und Soldaten auf den Nägeln brennt: Als belastend empfinden sie vor allem ihre häufigen Versetzungen und die schlechte mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Reform auf intelligente Art/ Ein Leitartikel von Alexander Kohnen Berlin (ots) - Wenn sie das schafft, kann sie auch Kanzlerin. Ursula von der Leyen, die unbedingt Verteidigungsministerin werden wollte, hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie möchte die Bundeswehr zu einem modernen, attraktiven Arbeitgeber machen. Da denkt die ehemalige Familienministerin natürlich auch sofort daran, dass die Armee familienfreundlicher werden muss. Sie sieht nicht ein, dass Soldaten alle zwei, drei Jahre an einen neuen Standort versetzt werden. Die Kinderbetreuung soll besser werden. Zudem soll es Teilzeit-Modelle geben. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht