(Registrieren)

Badische Zeitung: Arroganz der Macht / Der Anführer der Protestbewegung in Thailand will dem Volk das Wahlrecht rauben

Geschrieben am 26-12-2013

Freiburg (ots) - Suthep Taugsuban will die gewählte thailändische
Premierministerin Yingluck Shinawatra jagen, bis sie "tot ist oder
von ihrem Amt zurücktritt" - das klingt nicht nur fanatisch. Offenbar
meint es der Anführer der Proteste in Bangkok tatsächlich so. Die
Konfrontation in Thailand nimmt damit an Schärfe weiter zu. Am
zweiten Weihnachtstag musste ein Polizist mit dem Leben dafür
bezahlen, dass die Regierungsgegner sprichwörtlich mit aller Gewalt
geplante Neuwahlen am 2. Februar verhindern wollen. Dabei gibt es
keinen Zweifel: Die große Mehrheit der mehr als 60 Millionen
Thailänder wollen Wahlen und Demokratie. Seit dem Militärcoup, bei
dem im 2006 der gewählte Premierminister Thaksin Shinawatra gestürzt
wurde, hat sich die Bevölkerung immer wieder gegen die Generäle
gewehrt und bei jeder Wahl für eine Niederlage der Machtelite
gesorgt, in deren Namen Suthep agiert. Die Bauern und Landbewohner
in Thailand wissen sehr genau, welche Politik gut für sie ist. Suthep
verkörpert die Arroganz der Macht, die dank Geburt und Herkunft ein
Erbrecht auf die Alleinherrschaft über Politik und Wirtschaft zu
besitzen glaubt. Hätte er und seine Mannen einen Funken politischer
Intelligenz und ein Mindestmaß an historischer Bildung, wäre der
Konflikt zwischen Alt und Neu, der in Thailand während der
vergangenen Dekade immer wieder aufbrach, längst entschärft.
Schließlich verlangen neu gewachsene, aus dem Wirtschaftsboom
entstandene Mittelklassen gegenwärtig überall in Südostasien mehr
politische Mitsprache. Nur in Thailand schwelgt das Bürgertum und die
Elite Bangkoks bisher in der Illusion, das bislang weitgehend
freundliche Aufbegehren mit einer buddhistischen Version der
radikalislamischen Talibanmilizen unterdrücken zu können. Suthep
will nur geistesverwandten Leuten Mitsprache erlauben. Er ist bereit,
mehr als 25 Millionen Thailändern das Wahlrecht zu stehlen. Da wirken
Yingluck Shinawatra und ihr im Exil lebender Bruder Thaksin,
letzterer gewiss kein Heiliger, im Vergleich wie Lichtgestalten. So
denkt auch die Mehrheit der Thailänder, die Shinawatra unterstützt.
Das schert die Regierungsgegner allerdings keinen Deut. Denn sie
stützen sich auf eine nicht sonderlich mutige, aber einflussreiche
Minderheit. Der Wahlrat, der die Wahl am 2. Februar organisieren
soll, lamentiert nun plötzlich, das angesichts der Gewalt keine freie
Wahl möglich sei und plädiert für eine Verschiebung. Die
monarchietreuen Militärs, die nur vorgeblich neutral sind, warnen vor
der Gefahr eines Bürgerkriegs, weil viele Thailänder entschlossen
sind, die Demokratie zu verteidigen. Thailands Justiz, seit Jahren
für ihren Opportunismus im Dienste der Bangkoker Elite berüchtigt,
spiet erneut das Schoßhündchen der Demokratiegegner. All das deutet
daraufhin: In Thailand läuft eine üble Posse, die vermutlich in einer
Tragödie endet. Willi Germund



Pressekontakt:
Badische Zeitung
Schlussredaktion Badische Zeitung
Telefon: 0761/496-0
redaktion@badische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

503996

weitere Artikel:
  • Badische Zeitung: Frankreich und die Atomkraft: Vertane Chance Leitartikel von Axel Veiel Freiburg (ots) - Es ist, als hätte es die Katastrophe von Fukushima nie gegeben, als seien nicht weltweit Zweifel am Segen der Kernkraft aufgekommen. Frankreichs Atomindustrie ist groß im Geschäft. Der neue Druckwasserreaktor EPR hat sich zum Verkaufsschlager entwickelt. Der französische Stromriese EDF hat den Auftrag erhalten, in Großbritannien zwei Atommeiler des Typs zu bauen, dessen doppelter Betonmantel einen Flugzeugabsturz überstehen soll. Es winkt ein Nettogewinn von zwei Milliarden Euro. Der französische Atomkonzern Areva mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zur Türkei Stuttgart (ots) - Der immer weitere Kreise ziehende Korruptionsskandal setzt Erdogan unter Druck. Weit mehr als die spektakulären Taksim-Proteste. Zehn Minister haben auf seinen Druck ihren Posten verloren. Der entlassene Umweltminister Bayraktar wirft dem Premier vor, in den Skandal verwickelt zu sein. Der frühere Innenminister Naim Sahin ist aus der regierenden AK-Partei ausgetreten. Das zeigt: Erdogan, bis vor kurzem unantastbar, wird von innen angezählt. Der von einer absoluten Parlamentsmehrheit verwöhnte Premier gefällt sich mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Erdogan hat die Bodenhaftung verloren = von Anja Clemens-Smicek Düsseldorf (ots) - Mit wie viel Hoffnung und dem Versprechen auf eine strahlende Zukunft war Recep Tayyip Erdogan vor elf Jahren als türkischer Ministerpräsident angetreten. Getragen von der Euphorie der breiten Masse war sein Programm Modernisierung, Gerechtigkeit, eine moderate Islamisierung, die Hinwendung zur EU und nicht zuletzt ein Ende der Vetternwirtschaft. Geblieben ist davon nichts. Der größte Korruptionsskandal in der Geschichte des Landes ist nur der vorläufige Höhepunkt einer Staatskrise, die Erdogan sein Amt kosten mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Korruptionsskandal in der Türkei Der tiefe Staat JÖRG RINNE Bielefeld (ots) - Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat sich mit seiner Kabinettsumbildung etwas Luft verschafft. Ausgestanden ist der Korruptionsskandal, der das Land erschüttert, für ihn damit aber noch lange nicht. Für viele Türken hat die islamisch-konservative Regierung ihr einstiges Saubermann-Image eingebüßt. Bei den anstehenden Kommunalwahlen könnte der AKP dies gefährlich werden. Die zurückliegenden Proteste im Istanbuler Gezi-Park haben gezeigt, wie fragil die Lage ist. Die Opposition wirft Erdogan vor, mit dem Kabinettsumbau mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Zahl der Flüchtlinge steigt: Kommunen fordern Hilfe Enorme Verantwortung MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Weihnachten, das Fest des Friedens und der Liebe, liegt hinter uns. Doch hunderttausende Menschen in der Welt - eher viel mehr - blicken dem Jahreswechsel mit großen Zukunftssorgen entgegen. In zahlreichen Krisenregionen ist das Leben zum täglichen Überlebenskampf geworden. Politische Dauerkrisen sind hierfür die Hauptursachen in Ländern wie Syrien oder dem Sudan. Wir, die reichen und mit vergleichsweise stabilen politischen Rahmenbedingungen ausgestatteten Länder des westlichen Europas, tragen eine enorme Verantwortung, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht