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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Weihnachten 2014 Bescheidenheit und Demut sind gefragt Carsten Heil

Geschrieben am 23-12-2013

Bielefeld (ots) - Zwei Eigenschaften geraten überraschend zu
Weihnachten 2013 in den Mittelpunkt des Nachdenkens. Es ging in
diesem Jahr nicht allein um Ichlinge und Egoismen, um Durchboxen und
Rücksichtslosigkeit. Jedenfalls nicht nur. Bescheidenheit und Demut
sind die Begriffe des Jahres. Wer weder das eine noch das andere
übte, ging unter, wer sich zurückhielt, Armut und die Hinwendung zu
den Armen der Welt nicht nur predigte, sondern auch versuchte zu
üben, wurde plötzlich zum Helden. Und wer mit seinen Wünschen und
Vorstellungen nicht so durchdrang wie erhofft, sollte darüber
nachdenken, ob er nicht mit Bescheidenheit, Demut und
Hilfsbereitschaft weiter gekommen wäre. Als Papst Franziskus am 13.
März auf dem Stuhle Petri Platz nahm, konnte niemand ahnen, dass mit
ihm die biblische Botschaft, der Kern des weihnachtlichen
Evangeliums, so radikal wieder in den Mittelpunkt des Denkens der
katholischen Kirchenspitze gestellt werden würde. Der Sinn von
Weihnachten, von Krippe und Stall ist nach christlichem Verständnis
die Hinwendung Gottes zum armen und leidenden Menschen als
Einzelperson, aber auch zur gequälten Menschheit insgesamt. Mit
Zurückhaltung, Bescheidenheit und Demut und weniger Protz versucht
Franziskus die Kirche nun zu führen. Und erntet überall Anerkennung
und Zustimmung. Aber es ist nicht die Kirche allein, die darüber
nachdenken sollte. Es lohnt sich, einen Gedanken darauf zu verwenden,
dass die FDP bei der Bundestagswahl im September möglicherweise nicht
so brutal abgestraft worden wäre, wenn sie etwas mehr Demut gegenüber
dem Wähler gezeigt hätte und bescheidener mit dem damaligen
Superergebnis umgegangen wäre. Die brüllende Überheblichkeit der
Liberalen nach dem grandiosen Wahlerfolg 2009 mit 14,6 Prozent war so
unerträglich, dass sich die Menschen eine Wiederholung 2013 ersparen
wollten. Sie zwangen die FDP-Politiker in diesem Jahr dazu, etwas
demütiger und bescheidener zu sein. Den Grünen erging es immerhin
geringfügig besser, aber auch nicht wirklich gut. Sie waren ob ihrer
guten Umfragewerte zu Beginn des Jahres so übermütig und
selbstverliebt, dass sie sich gar nicht mehr um die
Lebenswirklichkeit der Menschen scherten. Steuererhöhungen,
Beitragsanhebungen, vorschreiben, was die Menschen essen, wie sie
leben sollen - kurz mangelnde Demut - ließen auch sie bei der Wahl
abstürzen. Da kommt ein Buch des US-amerikanischen Psychologen und
Managementprofessors Adam Grant gerade recht: "Geben und Nehmen -
erfolgreich sein zum Vorteil aller" heißt das Werk und ist im Oktober
2013 erschienen. Darin beschreibt Grant, dass hilfsbereite Menschen,
jene also, die ohne die Erwartung von Gegenleistung geben, es auf der
Karriereleiter oft bis nach ganz oben schaffen. Nicht die Ellenbogen,
sondern die Hand zu reichen sei angesagt. Und das ohne
Hintergedanken. Das ist in jedem Büroalltag, an jedem Arbeitsplatz
richtig. Leider nicht überall zu finden. Auf den Nächsten orientiert
zu leben kann auf der langen Strecke auch für den Gebenden zum
Vorteil werden. "Geben ist seliger denn Nehmen" ist eine Botschaft
aus dem Neuen Testament, die zum Weihnachtsfest passt. Das kann auch
zu Nachdenklichkeit in der Eurokrise führen. Wenn Deutschland andere
Länder leben lässt, sie in Maßen unterstützt, kann das in der Zukunft
auch für die Deutschen hilfreicher sein, als krampfhaft jeden Cent
festzuhalten. Sowohl wirtschaftlich als auch was das europäische
Friedenswerk angeht, kann Deutschland Sympathien und eigenes
Wohlergehen gewinnen, wenn es bescheidener auftritt, ohne freilich
das Geld unkontrolliert zum Fenster hinauszuwerfen. So kann die
Politik, so können alle vom zurückhaltenden, bescheidenen und
demütigen Auftreten, Predigen und Handeln des in diesem Jahr
gewählten Papstes lernen.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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