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Schon wieder Ärger bei den umstrittenen Autobahn-Raststätten Waldnaabtal / Wegen Unvermietbarkeit: "Pächter-Zwangsverpflichtung" (FOTO)

Geschrieben am 18-12-2013

Regensburg (ots) -

Die an der A93 zwischen Regensburg und Hof gerade im Bau
befindlichen Autobahn-Raststätten Waldnaabtal kommen nicht zur Ruhe.
Der öffentlich gemachte Vorwurf, dass diese Projekte auf Jahre hinaus
unwirtschaftlich bleiben und eine reine Verschwendung von
Steuergeldern darstellen, konnte von Seiten des Bundes und der Länder
nicht entkräftet werden. Jetzt stellt sich die Frage, wer die Anlagen
als Pächter betreiben soll. Eine Nachfrage von Pächterseite ist kaum
vorhanden. Der Verpächter, die Firma Tank&Rast, verbleibt nur der
schon oft praktizierte Trick, mit der, nennen wir es einmal
"Zwangsvermietung". Pächter von bereits vorhandenen Anlagen, die noch
einigermaßen wirtschaftlich betrieben werden können, sollen
"überredet" werden, auch die zwei Anlagen in Waldnaabtal zu
übernehmen. Da diese Pächter in ihren bestehenden Anlagen nur über
kurzfristige Pachtverträge verfügen, hat man von Seiten der Tank&Rast
bei nicht wunschgemäßem Verhalten ein probates Druckmittel zur Hand.

In den Zeiten vor der Privatisierung der Autobahn-Rastanlagen, in
der der Bund selbst noch Verpächter war, standen die Bewerber im
Bonner Verkehrsministerium noch Schlange. Dutzende von Bewerbungen
lagen vor. Die sog. Gesellschaft für Nebenbetriebe (GfN), die damals
für den Bund das Raststätten-Geschäft führte, konnte sich ihre
Betreiber aussuchen.

Heute ist genau das Gegenteil der Fall. Heute wächst nur noch die
Liste der Betreiber von Autobahn-Raststätten, die ihre Miete und
Abgaben nicht mehr bezahlen können. Dies liegt daran, dass die Mieten
im Vergleich zu früher extrem gestiegen sind, obwohl die Umsätze
rückläufig sind. Die Autobahn-Kunden suchen sich aufgrund der
Hochpreispolitik der Autobahn-Raststätten Alternativen neben der
Autobahn. 2013 berichtete der ADAC von "Preisexplosionen" auf der
Autobahn, beim Sprit bis zu 11 Cent pro Liter teurer als neben der
Autobahn. ADAC Präsident Meyer sprach sogar über die
Autobahn-Raststätten von den "Raubritterburgen der Moderne". Die
Ursache dafür ist eine verfehlte Privatisierungspolitik des Bundes,
die keinen Wettbewerb zuließ und alle Raststätten-Lizenzen an ein
einziges Lizenznehmer-Konsortium vergab. Damit wurde gegen alle
Regeln der freien Marktwirtschaft ein Monopol geschaffen. Den nicht
vorhandenen Wettbewerb nutzen die Lizenzinhaber zu den
außerordentlichen Preiserhöhungen, um kurzfristige dicke, aber nicht
nachhaltige Gewinne zu erzielen.

Beispiele der Zwangsverpflichtung: Dr. Willy Habermeyer und
Altenburger Land

Habermeyer ist genau das passiert, was den zukünftigen Pächtern
der Autobahn-Raststätte Waldnaabtal auch "blühen" kann. Die Familie
Habermeyer war in zweiter Generation seit über 30 Jahren Pächter der
Autobahn-Raststätten Holledau und Fürholzen an der A9 bei München.
Habermeyers Kompetenz und sein außerordentlich guter Ruf waren über
die Grenzen Bayerns hinaus bekannt und unbestritten. Das Gasthaus in
der Holledau war ein "Autobahn-Kleinod" mit einer ganz besonderen
Historie und festem Stammkundenkreis.

Habermeyer wurde dann aber gezwungen, zusätzlich weitere Betriebe
von der Tank&Rast in Vaterstetten zu abwegigen Konditionen und
Pachten zu übernehmen. Nach einigen Jahren musste Habermeyer
schließlich Insolvenz anmelden. Inzwischen klagt Habermeyers Anwalt
mit guten Erfolgsaussichten gegen die Tank&Rast, von der er sich
"reingelegt" fühlt.

Ein weiteres Beispiel sind die beiden Autobahn-Raststätten
Altenburger Land an der A4. Dies sind zwei neuere Betriebe, die nicht
zum Laufen kommen und für die Beteiligten hoch defizitär sind. Um die
Fehlinvestitionen zu "kaschieren", wurde dort als Pächter der
bestehende Pächter, der beiden nicht allzu weit wegliegenden
Autobahn-Raststätten Vogtland, verpflichtet. Mit den Überschüssen aus
Vogtland wird Altenburger Land quersubventioniert und so "über Wasser
gehalten". Dies wird aber immer schwieriger, da in Vogtland aufgrund
ständigen Wechsels der Mineralölgesellschaften laufend Umsatzverluste
eingefahren werden. Der Tank&Rast ist es möglich, Tankstellenrechte
auf der Autobahn zu versteigern. Da damit aber nur kurze Laufzeiten
verbunden sind, führt dies für den Verbraucher wieder zu steigenden
Preisen. Die Mineralölgesellschaften denken nicht mehr nachhaltig und
müssen die kurze Amortisationszeit durch hohe Aufschläge nutzen.

Neuer Pächter für Waldnaabtal aus dem Autobahn-Umfeld

Die Baustellen auf den beiden Seiten in Waldnaabtal sind weit
fortgeschritten. Die Gebäude sind im Rohbau fertig, die Stützen der
Tankstellendächer bereits gut sichtbar. Die Eröffnung könnte in
wenigen Monaten stattfinden.

Normalerweise finden zu diesem Zeitpunkt bereits intensive
Abstimmungen zwischen dem Pächter und den Einrichtungsfirmen,
Lieferanten und der Tankstellengesellschaft statt. Soweit bekannt,
ist dies in Waldnaabtal bislang praktisch nicht der Fall. Das
Ausbleiben deutet darauf hin, dass die Anlagen, die in der Regel
lange vor Baubeginn verpachtet sein sollten, zum jetzigen Zeitpunkt
noch ohne Betriebsführung dastehen.

Es bestehen nunmehr erste konkrete Hinweise dafür, dass auch hier
der Tank&Rast-Pächter, der bereits am gleichen Streckenzug oder in
der Nähe liegende Autobahn-Raststätten führt, die Betriebe übernehmen
soll. Der Pächter der Autobahn-Raststätte Pentling, ebenfalls an der
A 93, hatte sich aber im Vorfeld schon mehrmals geäußert, dass für
ihn eine Anpachtung der Autobahn-Raststätten Waldnaabtal aus
verschiedenen Gründen nicht in Frage kommt. Wer nun tatsächlich in
Waldnaabtal zum "Anpachten" überredet wird, wird wohl in Kürze
feststehen, da aufgrund des Bautenstands Eile geboten ist.

Die A 93 besitzt seit mehreren Jahren keinen Verkehrszuwachs. Auch
die offiziellen Prognosen der Verkehrsinstitute versprechen für die
Zukunft keine nennenswerte Besserung. Der Streckenzug ist bereits
mit vier großen Autohöfen versorgt. Man kann sogar von einer
"Überversorgung" sprechen. Alle 25 km befinden sich an dem
Autobahnabschnitt Anlagen mit Shell, Aral und Freier Tankstelle,
Restaurants, McDonald's, Subway und Pizzastationen, riesigen
Parkplätzen und großzügigen Sanitäranlagen mit Duschen für die
Lkw-Fahrer. Das alles wird zudem zu einem hervorragenden
Preis-/Leistungsverhältnis angeboten, insbesondere mit günstigen
regionalen Tankstellenpreisen.

Die neuen Autobahn-Raststätten Waldnaabtal befinden sich nur 4 km
von dem Autohof und Familienbetrieb Bergler entfernt. Bergler verfügt
über ein großes gemütliches Restaurant mit Aussichtsturm und freier
Tankstelle. In weniger als 30 km Entfernung befinden sich die alt
eingesessenen Familienbetriebe Küstner und Wedlich. In etwa 40 km
Entfernung liegt der 24-Autohof Wernberg-Köblitz, der zur 24-Gruppe
gehört, die sieben Mal in Folge zur besten Autohofkette Deutschlands
gewählt wurde. Um den Autohof haben sich mittlerweile Supermärkte,
Drogeriemärkte, Fast-Food-Betriebe und Feinkostläden angesiedelt.
Außerdem befindet sich direkt neben dem Autohof das
Factory-Outlet-Center von Elektronik Conrad. Die Ausfahrt hat sich
zum Autobahn-Travel-Center der Reisesenden entwickelt.

Gegen diese eingesessenen und beliebten Betriebe werden es die
neuen Autobahn-Raststätten extrem schwer haben, noch dazu, da zu
deren Geschäftsmodell die "Hochpreispolitik" gehört.

Waldnaabtal ein Sparschwein ohne Boden

Bei den Raststätten Waldnaabtal zahlt man mindestens zehn Jahre
"drauf". Dies ist die einstimmige Einschätzung der Brancheninsider.
Der Verband Deutscher Autohöfe (VEDA e.V.) hat in einem öffentlichen
Brief an Bund und Länder ausführlich vorgerechnet, warum diese
Betriebe nicht funktionieren können. Auf einem stagnierenden
Autobahnzug das Angebot um 50% zu erhöhen, ist selbst für einen Laien
kaum verständlich. Weder Bund und Länder konnten auch nur ansatzweise
die vorgebrachten Argumente entkräften, sondern verteidigten sich mit
"Phrasenrhetorik".

Seit gut einem Jahrzehnt Streit ohne Ende

Kirche, Tank&Rast, bayerische Regierung, Naturschutzverbände Dass
die Autobahn-Raststätten Waldnaabtal Fehlinvestitionen darstellen,
kann von niemandem entkräftet werden. Die Umsatzentwicklung nach
Eröffnung wird von allen Seiten mit "Argusaugen" beobachtet und
kommentiert werden. Die Kontroverse um den Standort hat hier in
ungewöhnlicher Breite und Tiefe von den ersten Entwicklungsschritten
an "Tradition". Beispielsweise beklagten sich Naturschutzverbände
massiv über den hektarweisen Landverbrauch von wertvollen Wald- und
Wiesenflächen. Die ehemaligen Grundstücksbesitzer, insbesondere die
Kirche, mussten durch Androhung von Enteignungsverfahren "gefügig"
gemacht werden. Die Protesthaltung des Pfarrers Schmid bleibt in der
Region unvergessen. Das bayerische Innenministerium war außer sich,
weil die Tank&Rast zwischenzeitlich gar nicht mehr den Anschein
machte, an dem Standort ihrer Bauverpflichtung nachzukommen. Von
Seiten der Tank&Rast wurde wiederum mit fadenscheinigen Argumenten
die Errichtung der Autobahn-Raststätten jahrelang verzögert.
Schließlich protestierten die vier betroffenen Autohöfe mit
Unterstützung des Branchenverbandes VEDA nachhaltig und
öffentlichkeitswirksam gegen diese unsinnigen, überflüssigen, von
keinem Autobahnnutzer benötigten und mit Steuergeldern bezahlten
Raststationen.

Tank&Rast gerät in den öffentlichen Medien immer mehr ins
Zwielicht Es ist offensichtlich, dass der hinter der Tank&Rast
stehende britische Private Equity Fonds nicht auf einen nachhaltigen
Geschäftsbetrieb ausgelegt ist, sondern auf kurzfristige hohe
Weiterverkaufserfolge oder hohe Entnahmen durch Überschuldung. Beides
ist in Milliardenhöhe laut verschiedenen Medienberichten bereits
gelungen (Quelle: DIE WELT vom 28.11.2013). Die Restbeteiligung der
Tank&Rast wird seit Jahren auf dem Markt erfolglos angeboten. Hainer
Batz, ehemaliger Direktor bei der UniCredit Bank, fasst die Aussagen
verschiedener Finanzanalysten wie folgt zusammen: "Die
Überschuldungsbilanz der Tank&Rast ist mittlerweile enorm. Es wird
durchaus vermutet, dass die Tank&Rast neue
Autobahn-Raststätten-Verträge nur deshalb unterschrieben hat, um den
möglichen Käufern eine Entwicklungsstory bieten zu können. Sie
konnten dabei sogar davon ausgehen, dass sie diese neuen Anlagen gar
nicht mehr selbst zu bauen haben." Derzeit versucht die Tank&Rast,
ihre Anteile ab einer 100.000 Euro Stückelung am Markt zu platzieren,
auch um die hohen Annuitäten, die aufgrund der Überfinanzierung
entstanden sind, bedienen zu können. Bei den entsprechenden
Kommentaren werden diese Anleihen durchaus in die Nähe von
Schrottpapieren gebracht und es wird darauf hingewiesen, dass die
Absicherungen nur nachrangiger Natur sind.



Pressekontakt:
Herbert Quabach
Geschäftsführer VEDA e.V.
Sonnenberg 28, D - 22958 Kuddewörde

Handy: +49 172 / 544 5551
Fax: +49 3212 / 1020165
Tel.: +49 4154 / 841933
Mail: H.Quabach@veda-ev.de
www.veda-ev.de; www.autohof.de

Vereinigung Deutscher Autohöfe e.V.


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