(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Dichtung und Wahrheit / Leitartikel von Hajo Schumacher

Geschrieben am 30-11-2013

Berlin (ots) - Neues Wachstum, mehr Beschäftigung, Vorfahrt für
Investitionen, Mut zur Selbstständigkeit, Wagniskapital für
Innovationen - schon auf der ersten Seite liest sich der
Koalitionsvertrag wie der Fahrplan in eine bessere Zukunft. Leider
stammt das Werk mit dem Titel "Gemeinsam für Deutschland - mit Mut
und Menschlichkeit" aus dem Jahre 2005. Mutige Politik wird in
Krisenzeiten versucht.

Der Koalitionsvertrag 2013 wird leider in fetten Zeiten gedichtet.
Das vorläufige Motto "Deutschlands Zukunft gestalten" ist eine Lüge.
Die kostspieligen Versprechen sind nicht auf die nächsten Jahre,
sondern auf das übernächste Wochenende gezirkelt und die Bedürfnisse
jener 470.000 eher älteren Genossen, die über das Schicksal dieser
großen Koalition entscheiden dürfen. Deren Interessen sind durchaus
nachvollziehbar, repräsentieren nur leider nicht alle 80 Millionen
Bürger. Wer selbstständig arbeitet und sich allein um seine
Altersvorsorge kümmert, wer weder ein Kind vor 1992 zur Welt brachte
noch 45 Jahre lückenloses Arbeitsleben nachweisen kann, der zahlt
künftig drauf. Und wundert sich zugleich, warum die Kanzlerin den
Südeuropäern dramatisch sinkende soziale Leistungen zumutet.

Kaum ist die SPD-Basis diesem Korruptionsvertrag erlegen, wird
offenbar, wie viele klein- und großökonomische Zeitbomben ticken.
Nach der Lyrik kommt die Realität. Noch vor Weihnachten will
EU-Wettbewerbskommissar Almunia etwa ein Verfahren gegen die deutsche
EEG-Befreiung für energieintensive Betriebe anstrengen. Man kann die
Mehrkosten für die Wirtschaft als gerecht betrachten, aber auch als
Gefahr für Jobs und Steuereinnahmen. Wenig später drohen weitere
geschätzte 3,6 Milliarden Mehrkosten für die öffentlichen Kassen,
weil Brüssel die deutschen Besoldungsregeln für Beamte moniert.

Glücklich, wer Staatsversorgung erleben darf, die leider aus der
Rentenkasse finanziert wird. Das Verfrühstücken von Reserven aber
bedeutet unweigerlich steigende Rentenbeiträge. Wer privat fürs Alter
vorsorgt, darf ob der Nullzinspolitik seinen Sparguthaben beim
Schrumpfen zuschauen. Bleibt die Frage, ob genug übrig bleibt für
eine Fahrt auf der Autobahn. Nur Fantasten glauben, dass die Maut
ewig nur von Dänen oder Österreichern erhoben wird. Ist das
Bezahlsystem erst einmal etabliert, löhnt eines nahen Tages natürlich
jeder.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

499941

weitere Artikel:
  • Sonntag aktuell: Kommentar zur Kritik an der Polizeireform in Baden-Württemberg Stuttgart (ots) - Innenminister Gall sollte die Warnmeldungen von Betroffenen und Gewerkschaften ernst nehmen. Wenn selbst leitende Polizeibeamte inzwischen Alarm schlagen, dass die Mammutreform den eigenen Apparat zu lähmen droht und die Qualität der Polizeiarbeit leiden wird, gleicht das einem Notruf in eigener Sache. Die Reformpläne sollten deshalb kritisch überprüft und wo nötig schon in der Umsetzung korrigiert werden. Das Motto muss lauten: auf Nummer sicher gehen. Das gilt für den Staat wie für die Bürger beim Bummel über mehr...

  • Drei Bienen gefährdende Pestizide für zwei Jahre vom Markt. BUND fordert weitergehende Verbote Berlin (ots) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die deutschen Landwirte aufgerufen, das ab Dezember europaweit für zunächst zwei Jahre geltende Anwendungsverbot für drei Bienen gefährdende Pestizide einzuhalten. Dabei handelt es sich um die sogenannten "Neonikotinoide" mit den chemischen Wirkstoffen Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Diese Pestizide seien mitverantwortlich für das Sterben von Bienenvölkern und den Verlust der Artenvielfalt bei Insekten und Vögeln, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Grünen-Europaabgeordnete Ska Keller kritisiert Start des EU-Grenzregimes Eurosur Köln (ots) - Die Grünen-Europaabgeordnete Ska Keller hat den Start des neuen EU-Grenzüberwachungs-systems Eurosur scharf kritisiert. "Bei Eurosur geht es nicht in erster Linie und Rettung von Flüchtlingen, sondern um deren Abwehr", sagte Keller dem Kölner Stadt-Anzeiger (Montag-ausgabe). Das neue Grenzsystem nahm zum 1. Dezember in den südlichen Mitgliedstaaten der EU seine Arbeit auf. Mit Drohnen und Satelliten soll es das Mittelmeer überwachen und die EU vor illegaler Zuwanderung und grenzüberschreitender Kriminalität sichern. mehr...

  • EU-Kommission plant Verfassungsbruch - Wie Demokratie zur Posse verkommt Berlin (ots) - Seit nunmehr 2 Jahren arbeitet die die EU-Kommission an der Neuregelung der Tabakprodukterichtlinie (TPD2). Auf Empfehlung des WHO-Rahmenprogramms zur Tabakkontrolle (FCTC) will man auch die E-Zigarette in der Tabakprodukterichtlinie regulieren, um deren Konsum den gleichen Kontrollmechanismen zu unterwerfen, die erfolgreich gegen den Tabakkonsum angewendet werden und sie schrittweise zu verbieten. Damit soll ein Nicht-Tabakprodukt, das nicht als Medizinprodukt zugelassen ist, in einer Tabakproduktrichtlinie mehr...

  • Der Tagesspiegel: Zoll-Gewerkschaft: 2000 neue Stellen zur Kontrolle des Mindestlohns nötig Berlin (ots) - Für die Überwachung des gesetzlichen Mindestlohns ist zusätzliches Personal beim Zoll nötig. Rund 2000 neue Stellen verlangt Klaus H. Leprich, Vorsitzender der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft BDZ, im Berliner "Tagesspiegel" (Montagausgabe). "Die Einhaltung des Mindestlohns zu prüfen ist extrem zeitaufwändig. Deshalb brauchen wir rasch neues Personal - uns fehlen rund 2000 Leute", erklärte er. Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Newsroom, Telefon: 030-29021-14909. Pressekontakt: mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht