(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zum Verhältnis von Deutschland und USA: Großer Bruder Schlüsselloch

Geschrieben am 27-10-2013

Cottbus (ots) - Drei Viertel der Deutschen verlangen im
Abhörskandal von Barack Obama eine Entschuldigung. Die Empörung ist
nach all den Lügen, Ausweichmanövern und Halbwahrheiten der letzten
Wochen allzu verständlich. Und noch mehr: Sie ist ein deutliches
Zeichen der Emanzipation der Deutschen vor dem "großen Bruder", der
aufgrund der Ereignisse im Abhörskandal vor vielen viel von seinem
Ansehen verloren hat. Da ist nichts merh zu sehen vom schützenden
großen Bruder. Vielmehr ist da einer, der sich nicht zu schade ist,
durchs Schlüsselloch seiner Geschwister zu linsen. Einziger Trost für
alle, die sich davor fürchten, das Verhältnis zwischen der Supermacht
USA und der europäischen Macht Deutschland könnte insgesamt in die
Brüche gehen: Für etwa die Hälfte der Befragten bleiben die USA ein
guter Verbündeter. Die Enttäuschung in der westdeutschen Bevölkerung,
die von der klugen und weitsichtigen Handreichung der USA bereits
nach dem 2. Weltkrieg in vielfacher Hinsicht profitierte, dürfte noch
größer sein als im Osten der Republik. Die große Freiheit, der
materielle Wohlstand und die Entwicklung zu einem weltoffenen Land
hat sehr viel mit der Art zu tun, wie die Amerikaner mit dem
besiegten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg umgegangen sind. Und
auch in Ost-Deutschland haben sich die Vereinigten Staaten nach der
Wende viele Freunde gemacht. Diese Freundschaft steht auf dem Spiel.
Das Risiko, dass hier etwas unwiederbringlich in die Brüche geht, ist
allerdings überschaubar. Zu viele gemeinsame Interessen stehen auf
dem Spiel. Hinzu kommt der geteilte Glaube an Demokratie und
Marktwirtschaft. Dennoch wird sich etwas ändern - ändern müssen.
Dieser Sündenfall kann nur eine weitere Emanzipation vor dem "großen
Bruder" nach sich ziehen, sonst versinkt Deutschland im
Knechtschafts-Image. Dazu gehört dann aber auch eine mutige
Regierung, die ihre Beißhemmung ablegt. Schönreden wird die
erschütterte Freundschaft gewiss nicht wieder kitten. Auf der anderen
Seite wäre es allerdings außenpolitisch völlig falsch, in dieser Lage
böse Drohungen über den Teich zu senden. Womöglich hat die
Spionage-Attacke auch ein Gutes: Deutschland ist in dieser Krise
nicht einsam und allein, sondern in einer Art
EU-Empörungsgemeinschaft. Für alle Europäer ist es eine gute
Gelegenheit, sich in die Augen zu sehen und zu fragen, wem man sich
nahe steht. Es ist die Chance, ohne das übliche Gezetere politisch
wieder ein Stück enger zusammenzurücken.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

493387

weitere Artikel:
  • Frankfurter Rundschau: Kommentar zu den jüngsten Entwicklungen in der Spähaffäre Frankfurt (ots) - Die NSA-Affäre zeigt aber auch, dass Merkel in ihren bisherigen zwei Amtszeiten keine abschließende Antwort gefunden hat auf die Frage, ob Menschenrechte wichtiger sind als der Schutz der Bürger vor möglichen Terrorangriffen. Im Zweifel hat sie bisher mit einem klaren Jein reagiert. (...) Merkel und ihre künftige (schwarz-rote) Regierungsmannschaft haben also alle Hände voll zu tun, um die richtigen Lehren aus der Spähaffäre zu ziehen. Dringend gesucht wird eine modernisierte transatlantische Beziehung zu den USA. mehr...

  • Weser-Kurier: Der Weser-Kurier (Bremen) zur Landeschefin der niedersächsischen Grünen, Julia Willie Hamburg: Bremen (ots) - Bremen/Hannover. Die erkrankte Landesvorsitzende der niedersächsischen Grünen,Julia Willie Hamburg, befindet sich auf dem Weg der Besserung und wird voraussichtlich ab Januar ihr Amt und auch ihr Landtagsmandat wieder wahrnehmen. "Ich freue mich sehr, dass Julia wieder komplett gesund wird und wieder die politische Arbeit aufnimmt", sagte Grünen-Landeschef Jan Haude dem Bremer "Weser Kurier" (Montag-Ausgabe). Die 27-Jährige war einige Tage nach der Geburt ihres zweiten Kindes wegen einer Herzmuskelschwäche am 7. September mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Staubsauger-Verordnung der EU Halle (ots) - Keine Frage: Es gibt Dinge, die der Regulierung wirklich nicht bedürfen, und Maßnahmen der EU, die man getrost einen ausgemachten Unsinn nennen darf. Die Ökodesign-Verordnung, die nun vom CDU-Europaabgeordnete Herbert Reul als Ausdruck bürokratischer Regelungswut gebrandmarkt wurde, zählt ausdrücklich nicht dazu. Den Energiebedarf von Gütern des täglichen Gebrauchs zu deckeln, ist legitim. Mehr noch: Solange der Strom nicht zum größeren Teil aus Wind- und Sonnenenergie gewonnen wird, sondern noch immer mit Hilfe von mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Abhöraffäre Halle (ots) - Natürlich stimmt es, dass auch europäische Regierungen in befreundeten Ländern spionieren. Und genauso ist es richtig, dass die Europäer seit jeher wissen, dass die US-Geheimdienste in Europa aktiv sind. Aber die ungeheure finanzielle und technologische Überlegenheit der amerikanischen Dienste macht dies zu allem anderen als einem Spiel unter Gleichen. Mehr noch als der Drohnenkrieg ist die NSA-Affäre Gift für die transatlantischen Beziehungen - ein starkes, lange wirkendes Gift, das das Gefühl der Zusammengehörigkeit mehr...

  • Berliner Zeitung: Zu den transatlantischen Beziehungen: Berlin (ots) - Wer Millionen und Abermillionen von Gesprächen in Europa abhört, angefangen mit der Bundeskanzlerin, sollte sich über die Breite der Empörung nicht wundern. Mehr noch als der Drohnenkrieg ist die NSA-Affäre Gift für die transatlantischen Beziehungen - ein starkes, lange wirkendes Gift, das das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der inneren Verbundenheit zerstört. Pressekontakt: Berliner Zeitung Redaktion Telefon: +49 (0)30 23 27-61 00 Fax: +49 (0)30 23 27-55 33 bln.blz-cvd@berliner-zeitung.de mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht