(Registrieren)

DER STANDARD - Kommentar "Schluss mit dem Hickhack" von Alexandra Föderl-Schmid

Geschrieben am 04-10-2013

SPÖ und ÖVP sollten Reformpartnerschaften mit Experten und
Opposition suchen - Ausgabe vom 5./6.10.2013

Wien (ots) - Es ist die Zeit des Wünschens: Wer mit wem zu welchem
Zwecke was wie bewirken könnte. Die Koalitionsüberlegungen - manchmal
waren es auch nur Kooperationsvorschläge - von Politikern diverser
Parteien waren nicht immer von der Realität gedeckt, offenbarten aber
eines: das Grauen vor einem "Weiter so". Dass SPÖ und ÖVP einen
Dritten in ihrem Bund aufnehmen, ist nicht realistisch. Das wäre so,
wie wenn offiziell eine Geliebte eingebunden wird, die für mehr
Schwung in einer eingefahrenen Beziehung sorgen soll. Ob aus anderen
kolportierten Beziehungskonstellationen eine stabile - das heißt
regierungsfähige - Partnerschaft werden könnte, ist zu bezweifeln.
Das gilt für Konstellationen mit der FPÖ gleichermaßen wie für ein
Bündnis mit dem Team Stronach, das offenbar nach dem Willen ihres
Gründers von einer Partei in eine Politfirma umfunktioniert werden
soll. Vieles von dem, was die Neos wollen, ist noch nebulös. Wenn SPÖ
und ÖVP ihrer geschrumpften Wählerschaft bedeuten möchten, dass sie
die Botschaft der Nationalratswahl verstanden haben und nicht noch
mehr in die Nichtwählerschaft oder zu anderen Parteien verlieren
wollen, müssen sie vieles ändern. Es reicht nicht zu sagen: Wir sind
jetzt eine Koalition neu. Es muss sich tatsächlich etwas ändern: an
den Zielen und wie man sie erreicht. Die Koalition müsste einen
Masterplan für Österreich ausarbeiten: klare Vorstellungen skizzieren
und Zeiträume zur Umsetzung definieren. Es geht nicht um eine vage
Vision, sondern um eine konkrete Konstruktion. Mit diesem Plan
müssten die beiden Parteien daran gehen, möglichst viele Menschen
einzubinden - etwa in Form eines runden Tisches, mit Mega-Workshops
oder in einem Konvent. Wie auch immer das Procedere bezeichnet wird -
schon der Weg ist ein Teil vom Ziel. Welche Themen es anzupacken
gilt, ist hinlänglich bekannt: Bildung, die Sicherung der sozialen
Sicherungssysteme - allen voran Pensionen - vor dem Hintergrund der
demografischen Herausforderungen, das Steuerrecht, Migrations- und
Integrationsfragen etc. Außerdem müsste der Föderalismus in der
derzeitigen Ausprägung in Österreich auf den Prüfstand gestellt und
müssten die schubladisierten Vorschläge für eine Verwaltungsreform
umgesetzt werden. Es gibt zu diesen komplexen Bereichen Experten in
diesem Land. Man könnte zusätzlich Fachleute aus dem Ausland
einbinden oder Best-Practice-Modelle studieren. Da in Österreich die
Sozialpartner in der Realverfassung stehen, müssten auch sie mitreden
können. Auf politischer Ebene haben Grüne und Neos bereits den Willen
zur Zusammenarbeit bekräftigt. Auch die FPÖ muss eingeladen werden
und kann dann nicht mehr von "Ausgrenzung" sprechen. Das ist die
Basis für stabile Mehrheiten im Parlament. Thema für Thema könnte auf
diese Weise abgearbeitet werden. Man könnte sogar Feedback-Schleifen
einbauen, indem man Bürger und/oder die Parteibasis fragt. Das dauert
zwar länger, ermöglicht aber mehr Menschen Mitsprachemöglichkeiten -
und die Legislaturperiode dauert fünf Jahre. So würde das
parteipolitische Hickhack beendet und Bewegung in die festgefahrenen
Positionen der bisherigen Koalitionäre kommen. Das wäre ein Aufbruch
aus dem Stillstand in diesem Land - und nach dieser Wahl.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

489395

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Lampedusa Halle (ots) - Über 90 Prozent der Flüchtlinge betreten in Griechenland oder Italien europäischen Boden. Es ist auch eine Schande, dass die beiden Länder mit EU-Außengrenzen und Nähe zu Konfliktherden, mit ihren Problemen alleingelassen werden. Die Flüchtlinge müssen auf die EU-Staaten gerecht verteilt werden. Kriterien könnten Einwohnerzahl und wirtschaftliche Stärke sein. Deutschland verkraftet mehr als andere Länder. Die deutsche Regierung, wie sie sich künftig auch zusammensetzen mag, muss ihre Blockadehaltung gegen eine neue mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Linke und Kampa Halle (ots) - Nun gibt es bei vermeintlicher oder tatsächlicher Stasi-Mitarbeit zweifellos Beispiele im Graubereich. Dann ist entweder die Beweislage prekär wie im Fall des Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi. Oder das Vergehen ist so gering, dass eine Registrierung als IM nichts aussagt. Bei der 61-jährigen Fraktionsgeschäftsführerin Kampa kann von Graubereich keine Rede sein. Sie war offenbar 20 Jahre lang eine lupenreine Inoffizielle Mitarbeiterin, die sich zweimal anwerben ließ, sich noch im Oktober 1989 mit ihrem Führungsoffizier mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Sondierungen Halle (ots) - Sicher ist die Große Koalition aber noch nicht. Die Union entdeckt gerade auf erstaunlich breiter Front ihre Zuneigung zu den Grünen. Viel mag Taktik sein, um die SPD zu Zugeständnissen zu treiben. Aber es gibt einiges, was aus Unions-Sicht für Schwarz-Grün spricht: Nach dem Ausfall der FDP müssen sich die Konservativen neue Partner suchen. Und wenn der SPD-dominierte Bundesrat dann nicht mitspielt, ist nicht die Union schuld. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 565 4200 mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu den Sondierungsgesprächen Stuttgart (ots) - Union und SPD nehmen Witterung auf, umschiffen vorerst die großen, noch unüberwindlich genannten Problemfelder und hören in ihre Truppe hinein, ob ihr der erste kleine Schritt auch klein genug war, um am Ende erfolgreich sein zu können. So sind sie, die politischen Rituale, von denen jede Partei glaubt, auf sie nicht verzichten zu können. Schwarz-Rot ist seit gestern also auf dem Weg. Dass dabei am Ende eine Große Koalition herauskommt, ist zumindest nicht unwahrscheinlicher geworden. Das dürfte Angela Merkel und mehr...

  • Südwest Presse: KOMMENTAR zu FLÜCHTLINGE Ausgabe vom 05.10.2013 Ulm (ots) - KOMMENTAR zu FLÜCHTLINGE Ausgabe vom 05.10.2013 Italienische Sportler gedenken mit Schweigen, Politiker äußern sich entsetzt, Papst Franziskus warnt vor Gleichgültigkeit. Doch wird all dies reichen, Konsequenzen aus der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa zu ziehen? Oder wird in Kürze wieder hartherziges Taktieren um die größtmögliche Abschottung europäischer Grenzen die Politik bestimmen? Es ist zu befürchten. Die Europäische Union spielt angesichts des Elends und der Kriege, die in Syrien, dem Sudan, Eritrea und Somalia mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht