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WAZ: Merkels Kompass - Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 23-09-2013

Essen (ots) - Angela Merkels Erfolg, aus europäischer Perspektive
erklärt, sieht so aus: Spanien, Frankreich, Italien, Großbritannien -
in keinem dieser Länder hat der Regierungschef die Finanzkrise
überstanden. Nur Merkel. Und die Neuen, die Nachfolger, sehen heute
schon wieder alt aus. François Hollande, der wenig bis nichts auf die
Kette kriegt, würden die meisten Franzosen am liebsten gegen die
deutsche Kanzlerin eintauschen und der Brite David Cameron ist auch
nur noch ein Schatten. Ganz anders Merkel.

Kurz vor der Wahl hat Europas einflussreichstes
Nachrichtenmagazin, der britische Economist, ein Merkel-Titelbild
veröffentlicht, das die Deutsche zeigt als Europas Regentin,
wohlgemerkt, nicht als Kanzlerin in Europa, sondern als Europas
Kanzlerin. Dann werden ihre Erfolge aufgezählt: Die Griechen im Euro
gehalten, die Nordländer dazu gebracht, den klammen Südländern zu
helfen, Berlusconi weg.

Nichts davon war allein Merkel, aber an allem war sie maßgeblich
beteiligt. Jedenfalls sehen das die Länder um die Deutschen herum so.
Ihre Vision lautet: Europa in der Welt stark halten. Die Europäer
stellen sieben Prozent der Weltbevölkerung, erbringen 25 Prozent der
Weltwirtschaftsleistung und konsumieren 50 Prozent, glatt die Hälfte
der weltweiten Sozialausgaben. Merkels Fazit: Wer so leben will, muss
ziemlich stark sein. Darum der Druck auf Griechen, Spanier, Iren.
Motto: keine Hilfe ohne Gegenleistung.

Wer nach Merkels Kompass sucht, findet ihn hier. Es geht ihr nicht
um Mindestlöhne oder Rentenpunkte, da ist sie flexibel, sondern
darum: Wie fügt sich das nationale Kleine ein ins europäische Große?
Ihr Politikstil ist der Erfahrung geschuldet, dass es nur Schritt für
Schritt geht. Und dass man den Mund nicht zu voll nimmt, weil man
sich stets zwei Mal sieht im Leben. Probiert Merkel es ausnahmsweise
ganz groß und ganz schnell, geht es prompt schief und heißt:
Energiewende. Einen solchen Fehler wird das lernende System Merkel
nicht wiederholen.

Man hat Merkel vorgeworfen, für große Reformen nur im Ausland
gesorgt zu haben. Das stimmt und man kann es beklagen. Aber es wird
so bleiben, gerade in einer Großen Koalition. Etwas anderes passt
einfach nicht zur Raute.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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