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Rheinische Post: Seehofers Triumph im Bayernland Kommentar Von Reinhold Michels

Geschrieben am 15-09-2013

Düsseldorf (ots) - Die CSU bleibt eine politische
Ausnahme-Erscheinung - in Bayern und auch im übrigen Deutschland. Am
28. September vor fünf Jahren hatte die Partei ihr weiß-blaues Wunder
im Negativen erlebt. Auch der Absturz von knapp 18 Prozentpunkten in
der Wählergunst war damals überproportional, wie beinahe alles an und
in dieser Volkspartei. Der Wiederaufstieg zu alter Kraft und
Herrlichkeit deutlich jenseits der 50-Prozent-Marke ist zwar
misslungen. Aber was gäben andere Parteien darum, wenn sie einmal so
fest im 40-Prozent-Turm der Wählergunst stünden. Nichts kommt von
selbst, und nur wenig ist von Dauer. Willy Brandts Weisheit gilt auch
für die alte und neue bayerische Regierungspartei. Man kann sagen:
Ministerpräsident Horst Seehofer hat nicht wegen, vielmehr trotz
seiner Wendigkeit, seiner oft und zu Recht karikierten Einstellung
"Da vorne geht mein Volk, ich muss ihm nach" über seinen
SPD-Herausforderer Christian Ude triumphiert. Entscheidend für die
erneute Schlappe der Sozialdemokraten war, dass die bayerischen
Wähler keinen oder wenig Grund verspürt haben, politisch die Pferde
neu zu satteln. Es gab nicht den Hauch einer Wechselstimmung im
wohlhabendsten deutschen Bundesland, in dem selbst SPD-Sympathisanten
nicht in Hohngelächter ausbrachen, wenn Seehofer nur leicht ironisch
seinen Lobpreis von Bayern als der "Vorstufe zum Paradies"
wiederholte. Sicherlich: Demokratie braucht von Zeit zu Zeit den
Wechsel. Aber das bleibt graue Theorie, wenn wie in Bayern die
politische Gewinn- und Verlustrechnung so eindeutig ausfällt. Bis auf
ihren Vorsprung auf dem Gebiet des Sozialen lagen der allzu betuliche
Ude und seine nicht überall in Bayern kampagnenfähige SPD auf den
sonst noch wichtigen Kompetenz-Feldern weit hinter der CSU. Seehofer
hat sich in seiner Partei in den vergangenen fünf Jahren Anerkennung
erkämpft. Liebe ist es nie gewesen. Der stark bestätigte
Ministerpräsident wird dank des klaren Sieges den Lorbeer noch eine
Weile tragen dürfen, im Wilhelm Tell'schen Bewusstsein, wonach der
Starke am mächtigsten allein ist. Die CSU-Zeitungsinserate mit
Seehofers Konterfei und dem stolzen Aufruf "Schaut auf Bayern!"
werden jedoch bald schon in ihrer Mehrdeutigkeit erkennbar sein. Denn
die CSU wäre nicht die in die Macht und so manche Ranküne verliebte
Partei, wenn sie sich nicht deutlich vor der nächsten Bayern-Wahl
einen scharfen Streit unter jüngeren, ehrgeizigen "Thronanwärtern"
leisten würde. Für Horst Seehofer, der im nächsten Jahr 65 Jahre alt
wird, gilt von nun an die mitleidlose Karriereprognose: Wer heute von
morgen ist, kann morgen schon von gestern sein.



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621


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