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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gewalt gegen Frauen

Geschrieben am 10-09-2013

Bielefeld (ots) - Nichts ist so nüchtern wie Zahlen. Diese aber
sind erschütternd: Jeder vierte Mann im Asien-Pazifik-Raum soll ein
Vergewaltiger sein. Grundlage sind keine Schätzungen oder
Mutmaßungen, sondern Selbstbezichtigungen bei einer seriös zu
nennenden Umfrage der Vereinten Nationen. Die hätte es vermutlich nie
gegeben, wäre die bestialische Vergewaltigung und Ermordung einer
23-jährigen Studentin in Indien nicht bekannt geworden. Endlich,
möchte man sagen. Über Jahrzehnte hinweg wurden solche Verbrechen
verschwiegen. Dabei ist Gewalt gegen Frauen weltweit an der
Tagesordnung. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bis zu 70
Prozent aller Frauen davon betroffen. In autoritär-patriarchalischen
Gesellschaften Afrikas oder Südasiens geschieht dies ungleich
häufiger und ist akzeptierter als im westlichen Kulturkreis. In
Religion und in archaischen Regeln finden die selbsternannten Herren
der Schöpfung ihre Rechtfertigung: Der Mann gilt nur als Mann, wenn
er sich gegenüber der Frau handfest durchzusetzen weiß.
Genitalverstümmelung und Zwangsheirat sind dabei nur zwei der
himmelschreienden Frevel. Der sogenannte aufgeklärte Westen hat aber
keinen Grund zur Selbstzufriedenheit. Hier wird die Gewalt im
Verborgenen ausgeübt: Meistens ist der vertraute Partner der Täter.
Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums hat etwa jede vierte Frau
in Deutschland schon mindestens einmal körperliche oder sexuelle
Gewalt durch einen Partner erlebt. 70 Prozent der weiblichen
Mordopfer in Australien, Kanada, Israel, Südafrika und den USA wurden
von ihren Partnern getötet, teilt die Weltgesundheitsorganisation der
UNO mit. Doch wie das fatale Männlichkeitsideal vom »harten Kerl«
brechen? »Präventionsmaßnahmen brauchen langfristige Strategien«,
sagt Rachel Jewkes aus Südafrika, eine der Autorinnen der aktuellen
UNO-Studie. Die tief in den kulturellen Vorstellungen von
Männlichkeit und Geschlechterhierarchie verhafteten Verhaltensweisen
müssten infrage gestellt werden. Und das geht nur über Bildung - ein
weiterer Bereich, in dem Frauen in vielen Regionen der Erde aber
immer noch massiv diskriminiert werden. Ein solcher Prozess dauert
also Generationen. Was rascheren Erfolg verspricht? Licht ins Dunkel
bringen, wie jüngst endlich in Indien geschehen, als dort ein
Aufschrei durchs Land ging. Es mehren sich die Zeichen, dass dies
auch andernorts zu einem Umdenken führt. Die Täter stellen, die Taten
anprangern und über die Ursachen reden: Auch eine unkonventionelle
Truppe wie die ukrainischen Femen-Aktivistinnen haben schließlich mit
Aktionen gegen Sextourismus und Zuhälterei lange verschwiegene Themen
in die Öffentlichkeit getragen. Über die Methoden mag man
diskutieren, aber es ist an der Zeit, das Tabu weltweit zu brechen
und klar zu benennen, was jegliche Gewalt gegen Frauen ist: ein
Verbrechen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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