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Greenpeace-Analyse zum Quotenmodell / Vorschlag der Monopolkommission ungeeignet zum Ausbau der Erneuerbaren Energien

Geschrieben am 05-09-2013

Hamburg (ots) - Greenpeace-Analyse

Die von der Bundesregierung eingesetzte Monopolkommission hat
heute eine umfassende Bewertung der Energiewende und des
Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) vorgenommen. Die Kommission
schlägt in ihrem Sondergutachten "Wettbewerb in Zeiten der
Energiewende" ein Quotenmodell nach schwedischem Vorbild vor. Den
Vorschlag erklärt Greenpeace Energieexperte Niklas Schinerl:

Wie funktioniert ein Quotenmodell?

Das Quotenmodell ist ein Mengenmodell. Dabei legt der Staat einen
fixen Anteil Erneuerbarer Energien fest, der über einen bestimmten
Zeitraum hinweg von Produzenten und Netzbetreibern erzeugt und
verkauft werden muss. Um die Quote zu kontrollieren, wird der
Ökostrom zertifiziert. Mit diesen handelbaren Grünstromzertifikaten
weisen die Akteure die Einhaltung der vorgegebenen Menge nach. Wurde
die Quote nicht erfüllt, können Strafzahlungen fällig werden.

Ist die Quote in Nachbarstaaten erfolgreicher als das EEG?

Nein. Das EEG hat den Ausbau der Erneuerbaren Energien in
Deutschland deutlich erfolgreicher gefördert als es der Quote in
anderen Ländern gelungen ist. In Großbritannien etwa wurden mit dem
Quotenmodell die angestrebten Ausbauquoten erneuerbarer Energie nicht
erreicht. Zudem lagen die Kosten der Windenergie deutlich höher als
in Deutschland. Inzwischen hat die britische Regierung beschlossen,
ihr Fördersystem in Richtung Festvergütung (EEG) zu verändern. Auch
in Schweden hat das Quotenmodell zu einem vergleichsweise langsamen
Ausbau der Erneuerbaren geführt. Die Erzeugung Erneuerbarer Energien
insgesamt ist in Deutschland in den vergangenen Jahren rund neunmal
so schnell gestiegen wie in Schweden. Die erzeugte Menge an
Windenergie in Deutschland übertrifft die in Schweden um den Faktor
zwölf.

Senkt das Quotenmodell die Kosten?

Im Gegenteil. Laut einer Studie des Instituts für
ZunkunftsEnergieSysteme (IZES) steigen die Kosten für die Förderung
der Erneuerbaren mit einem Quotensystem im Vergleich zum jetzigen EEG
sogar. Dafür führt das IZES drei Gründe an: Risikoaufschläge durch
Investoren aufgrund einer geringeren Investitionssicherheit, ein
höherer Speicherbedarf angesichts einer größeren Zentralisierung von
Erneuerbaren Energien, sowie höhere Kosten für die Herstellung von
Anlagen aufgrund einer geringeren Ausbaudynamik.

Welche Form der Energieerzeugung fördert ein Quotenmodell?

Das Quotenmodell fordert automatisch die aktuelle günstigste
Produktionsform Erneuerbarer Energien, da Stromversorger eben diesen
Strom einkaufen werden. Das klingt zunächst gut, birgt aber einen
grundlegenden Nachteil gegenüber dem EEG. Letzteres hat in
Deutschland zu einer breiten Diversifikation Erneuerbarer Energien
(bisher Wind, Solar, Biomasse, Wasser und Offshore-Wind) geführt,
deren Vernetzung den Bedarf an Speicherkapazitäten schon heute senkt.
Durch ein Quotenmodell würde in Deutschland vor allem die Windenergie
an Land, als derzeit günstigste Erneuerbare Energie ausgebaut. Diese
Windenergieanlagen würden sich auf bestimmte Regionen konzentrieren.
Entsprechend blieben die enormen Vorteile einer dezentralen und
technisch diversifizierten Ökostrom-Erzeugung ungenutzt. Weiterhin
würde eine Quote die weitere Entwicklung von heute noch teuren aber
künftig wichtigen Technologien wie Offshore-Windenergie ersticken.

Wer profitiert von einem Quotenmodell?

Vor allem große Energieversorger wie RWE, Eon, Vattenfall oder
EnBW, die genug Kapital besitzen, um die Risiken des Quotenmodells zu
schultern. Kleinere Stadtwerke oder Energiegenossenschaften etwa
würden künftig nicht in eine Solaranlage investieren, wenn sie
riskieren müssen, dass nach Fertigstellung womöglich eine andere Form
von Ökostrom günstiger geworden ist und sie für ihren Strom keine
Abnehmer mehr finden. Verlierer wären vor allem die Bürger im Land
und die Kommunen, die bislang über ganz Deutschland vom Ausbau der
Erneuerbaren Energien profitieren. Das EEG hat die Erneuerbaren
Energien zu Bürgerenergien gemacht. Ihre Wertschöpfung kommt bislang
größtenteils den Kommunen zugute. Gleichzeitig haben sie für mehr
Wettbewerb auf dem Markt gesorgt. Millionen Deutsche besitzen
entweder selbst Anlagen, die grünen Strom erzeugen, oder haben sich
an solchen Anlagen beteiligt. Dies ist aus Ländern mit Quotensystem
nicht bekannt. Dort ist die Zahl der Akteure meist sehr begrenzt, was
die Akzeptanz von etwa Windkraftanlagen schwinden lässt.

Was schlägt Greenpeace angesichts steigender Strompreise vor?

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat sich bewährt und sollte nicht
leichtfertig durch ein anderes Fördermodell ersetzt werden.
Gleichwohl kann die Bundesregierung etwas gegen steigende Strompreise
tun. Bei der Förderung der Erneuerbaren Energien braucht Deutschland
keine Ausbaubremse, sondern eine Abzockbremse für Privathaushalte.
Denn diese werden stark benachteiligt. Die Regierung muss dafür
sorgen, dass sinkende Börsenpreise an die Privathaushalte
weitergegeben und die Rabatte für die Industrie auf tatsächlich
betroffene Unternehmen begrenzt werden. Zudem fordert Greenpeace von
der Regierung, den Ausbau Erneuerbarer Energien bei der Stromsteuer
nicht genauso hoch zu belasten wie Kohle- und Atomstrom, die hohe
Folgekosten für die Gesellschaft verursachen. Schließlich müssen in
einer Reform des EEG auch die Vergütungssätze für Windenergie und
andere Technologien soweit möglich abgesenkt werden. Insgesamt würden
die Kosten für die Verbraucher im nächsten Jahr damit sogar deutlich
gegenüber 2013 sinken.

Für Rückfragen erreichen Sie Niklas Schinerl unter Tel. 0151-6282
0237. Internet: http://www.greenpeace.de.


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