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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Wahlkampf

Geschrieben am 02-09-2013

Bielefeld (ots) - Ein Hoch dem klassischen Duell. Auf eine
handfeste Ehrverletzung folgte im 19. Jahrhundert der Zweikampf mit
gleichen Waffen. Trotz hoher Ungenauigkeit der damaligen Pistolen kam
es meist zu einem eindeutigen, in manchen Fällen zu einem todsicheren
Ergebnis. Duelle der Neuzeit kennen dagegen immer nur Sieger und nie
Verlierer - sofern es nach den Sekundanten geht. Geht es aber nicht:
Allein das Bürgerurteil zählt. Das TV-Duell von Bundeskanzlerin
Angela Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück fand nicht im
Morgennebel statt, sondern vor 17,63 Millionen Wählern. Zur
allerbesten Sendezeit auf - gefühlt - allen TV-Kanälen und in den
sozialen Netzwerken kreuzten die zwei die Klingen. Ein Erfolg für die
Demokratie, und trotz mancher Unzulänglichkeit für viele der
entscheidende Anstoß, sich an dieser Bundestagswahl zu beteiligen.
Ein seit Wochen wabernder Themenmix hat unverhofft Zutaten bekommen,
die in den knapp drei Wochen bis zur Bundestagswahl noch überkochen
können. Die plötzlich aufgeworfene Mautfrage, in der CDU und CSU
überkreuz liegen, ist für Angela Merkel gefährlich. Hier droht wegen
der vorherigen Bayernwahl »Crazy« Horst Seehofer aus dem Ruder zu
laufen. Und Steinbrücks unvollendeter Satz über Beamtenpensionen, die
man sich anschauen müsse, dürfte sich als nächste Punktlandung im
Fettnäpfen erweisen. Hier ist der Profi in eine selbst gestellte
Falle getappst, die ihn mindestens einige zehntausend Stimmen
gekostet haben dürfte. Merkel anfangs leicht nervös, eine
Bundeskanzlerin, die auch nur mit Wasser kocht, und eine
Regierungschefin, die zum NSA-Skandal nichts zu sagen hat: Das waren
die schwächsten Punkte auf Seiten der CDU-Chefin. Nicht gut für eine
Partei, die nach Ansicht von Wahlforschern das für sie erreichbare
Wählerpotential zu 95 Prozent »ausmobilisiert« hat. Will sagen: Die
in Umfragen erreichten gut 40 Prozent sind nicht mehr steigerbar. Sie
müssen bis zur Wahl gehalten werden. Eine Zitterpartie. Steinbrück,
bislang Zweitplatzierter, konnte seine Präsenz erhöhen - enorm
wertvoll für ihn. Selbst Merkel sprach seinen Namen aus. Das war seit
Wochen nicht mehr öffentlich zu hören. Und der SPD-Kandidat ließ
aufblitzen, was er drauf hat. Der stark im Zaum gehaltene Dampfredner
brannte eine Feuerwerk in Maßen ab und redete hin und wieder
tatsächlich Klartext. Wer-Peer? wird Der-Peer! Wenn es denn richtig
ist, dass Stefan Raab mehr Nichtwähler und Unentschlossne als üblich
vor den Bildschirm lockte, dann hat dieses Publikum am Sonntagabend
Neuland entdeckt. Steinbrück war zwar nicht ganz so tolldreist wie
Raab selbst, aber näher bei den Politikfernen als die auf Gipfeln
wandelnde Merkel. Die Kanzlerin muss im Schlussspurt noch einmal um
die greifbar nahe Mehrheit für Schwarz-Gelb bangen. Das müsste sie
genau so alarmieren wie ihre Anhänger.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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