(Registrieren)

Monitoring-Stelle zur UN-BRK fordert mehr Selbstbestimmung behinderter Menschen in rechtlichen Angelegenheiten (BILD)

Geschrieben am 19-08-2013

Berlin (ots) -

Die Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention hat den
Gesetzgeber aufgefordert, die deutsche Rechtslage und die
Rechtspraxis hinsichtlich der rechtlichen Handlungsfähigkeit von
Menschen mit Behinderungen zu überprüfen. "Die
UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet den Staat, Menschen mit
Behinderungen auf ihren Wunsch hin beim Handeln und in der
Vorbereitung der persönlichen Entscheidung zu unterstützen", erklärte
Valentin Aichele, Leiter der Monitoring-Stelle zur
UN-Behindertenrechtskonvention, anlässlich der Veröffentlichung des
Sammelbandes zu "Gleichheit vor dem Recht".

Der Gesetzgeber habe die Verpflichtung, die rechtliche
Selbstbestimmung behinderter Menschen durch geeignete Maßnahmen zu
stärken, insbesondere Unterstützungsansätze offensiv zu fördern, die
gleichzeitig vor Fremdbestimmung schützten. Damit gebe die
UN-Behindertenrechtskonvention ein Modell der assistierten
Handlungsfähigkeit in rechtlichen Angelegenheiten vor, das Betreuung
und Soziale Arbeit praktisch vor sehr große Herausforderungen stelle.

"Vor allem Menschen mit geistiger oder psychosozialer Behinderung
erfahren mehr Einschränkungen im rechtlichen Handeln als nicht
behinderte Menschen", sagte Aichele. Als Beispiel nannte er die
Stellvertretung im Betreuungsrecht. Da in der Praxis auch nach 20
Jahren immer noch in spezifischen Situationen stellvertretend für
Menschen mit Behinderungen gehandelt werde, wo dies nicht
erforderlich sei, müsse die Frage aufgeworfen werden, ob die
rechtlichen Vorgaben hinreichend entwickelt seien, so Aichele. "Eine
unzulässige Einschränkung der Selbstbestimmung durch Stellvertretung
stellt ein Überbleibsel der Vormundschaft dar, die dringend
überwunden werden muss", so Aichele.

Ein zweites Beispiel sei das Wahlrecht etwa nach dem
Bundeswahlgesetz. Das deutsche Recht schließe "Vollbetreute" und in
der forensischen Psychiatrie untergebrachte Menschen von der
Bundestagswahl aus, was als menschenrechtliche Diskriminierung zu
werten sei. Die gesetzlichen Ausschlüsse verstießen nicht nur gegen
das Grundgesetz, sondern auch gegen das Recht auf politische
Partizipation und seien abzuschaffen.

Der vom Deutschen Institut für Menschenrechte herausgegebene
Sammelband umfasst Autorenbeiträge, die das deutsche Recht, seine
Begründungen und seine Praxis im Licht des Artikels 12 der
UN-Behindertenrechtskonvention (Recht auf gleiche Anerkennung vor dem
Recht) prüfen. Die Expertinnen und Experten blicken dabei auf
menschenrechtssensible Bereiche, in denen die deutsche Rechtsordnung
Menschen mit Behinderungen anders behandelt als nicht behinderte, und
zeigen Handlungsbedarfe für Politik und Gesetzgebung auf.

Valentin Aichele (Hrsg.): Das Menschenrecht auf gleiche
Anerkennung vor dem Recht. Artikel 12 der
UN-Behindertenrechtskonvention. Nomos Verlag, 2013. ISBN
978-3-8329-7153-3. http://www.nomos-shop.de/14309

Interview mit Dr. Valentin Aichele:
http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/

Die Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention,
eingerichtet im unabhängigen Deutschen Institut für Menschenrechte in
Berlin, hat gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention den Auftrag, die
Rechte von Menschen mit Behinderungen im Sinne der Konvention zu
fördern und zu schützen sowie die Umsetzung der Konvention in
Deutschland zu überwachen.



Pressekontakt:

Ingrid Müller, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 030 25 93 59 - 453 * Mobil: 0173 422 62 47
E-Mail: Mueller.i@institut-fuer-menschenrechte.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

480515

weitere Artikel:
  • Immer mehr junge Menschen kaufen Biolebensmittel: Bundesverbraucherministerin Aigner stellt das "Ökobarometer 2013" vor (BILD) Berlin (ots) - Immer mehr junge Menschen achten beim Einkauf von Lebensmitteln gezielt auf Bio-Produkte. In der Gruppe der unter 30-jährigen Verbraucher ist der Anteil derer, die häufig Bioprodukte kaufen, im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozentpunkte gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle "Ökobarometer", eine repräsentative Studie, die regelmäßig im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums durchgeführt wird. Insgesamt sind Biolebensmittel bei den deutschen Verbrauchern nach wie vor sehr beliebt: 22 Prozent der Befragten mehr...

  • Jan Korte: Geheimdienstüberwachung immer maßloser Berlin (ots) - "Die stundenlange Vernehmung des Lebensgefährten von Glenn Greenwald, der die Enthüllungen von Edward Snowden öffentlich gemacht hat, durch den britischen Geheimdienst ist ein Alarmsignal für Bürgerrechte und Datenschutz. Ein derartiges Vorgehen ist nicht hinnehmbar. Bundesinnenminister Friedrich muss seinem britischen Amtskollegen umgehend die Missbilligung der Bundesregierung übermitteln", fordert Jan Korte, Mitglied im Vorstand der Fraktion DIE LINKE und im Innenausschuss des Bundestages. Korte weiter: "Zugleich mehr...

  • "Ich freue mich, dass nicht Journalisten die Wahl entscheiden" und weitere Zitate von Peer Steinbrück in "2+Leif" (SWR Fernsehen) Belin (ots) - "Ich freue mich, dass nicht Journalisten die Wahl entscheiden." "Ich glaube, dass er (Helmut Schmidt) immer genügend Reyno-Zigaretten gehabt hat. (...) Ich bin nur ein seltener Raucher. Ich habe mir außerdem strikt vorgenommen, keinen Alkohol während der Wahlkampfphase zu trinken." (Auf den Satz von Altkanzler Helmut Schmidt : Für einen Wahlkampf braucht man einen festen Willen und Zigaretten) "Es kann mich nur noch wenig schocken, nachdem was ich in den letzten Monaten erlebt habe." "Ich bin immer mehr...

  • 2+Leif: Steinbrück klagt über Merkels Politikstil/"Sie strengt nicht an"/SPD hält an höheren Steuern fest Berlin (ots) - SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück beklagt den Politikstil und die Taktik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Wahlkampf. Sein sozialpsychologischer Befund zur anhaltend großen Beliebtheit der Kanzlerin sei: "Sie strengt nicht an", sagte Steinbrück am Montagabend in der SWR-Talkshow "2+Leif". Die Menschen zögen in diesem Sommer offenbar den guten Schein, den Merkel etwa von der wirtschaftlichen Lage Deutschlands erwecke seinen "schweißtreibenden" Argumenten vor. Merkel erwecke laufend "den Anschein, dass mehr...

  • "Die SPD muss ihre Steuererhöhungspläne zurücknehmen" - Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates der CDU e.V. Berlin (ots) - Zur Ankündigung von Peer Steinbrück und Sigmund Gabriel, künftig Steuersenkungen vorzusehen, erklärt der Generalsekretär des Wirtschaftsrates der CDU e.V., Wolfgang Steiger: "Die SPD muss ihre Steuererhöhungspläne zurücknehmen." Steiger: "Mit ihrem durchsichtigen Manöver, durch die Bekämpfung von internationalem Steuerbetrug in einigen Jahren die eigenen Steuererhöhungen wieder zurücknehmen zu wollen, machen sich Peer Steinbrück und Sigmar Gabriel einfach lächerlich. Wenn es der SPD mit dem Kampf gegen Steuerhinterziehung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht