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Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Honorarsystem reformieren

Geschrieben am 16-08-2013

Ravensburg (ots) - Wo gibt es denn sowas: Im Schnitt 17 Prozent
mehr Einkommen innerhalb von vier Jahren. Wer würde nicht neidisch,
wenn er diese Zahlen hört. Jammern und Schimpfen hat sich für die
Ärzte ausgezahlt, könnte man meinen. Doch Vorsicht: Allein die
Formulierung "die Ärzte" führt aufs Glatteis. Zwischen einem
Radiologen und einem Hausarzt gibt es himmelweite Unterschiede -
nicht nur in der Vergütung. Während erstere zu den Bestverdienern
unter den Ärzten zählen, müssen manche Hausärzte, insbesondere in
ländlichen Gegenden aufpassen, dass sie nicht nichts verdienen, wenn
sie alte und chronisch kranke Menschen fürsorglich behandeln.
Letzteren unter die Nase zu reiben, dass sie in den vergangenen vier
Jahren tüchtig abzockt haben, wäre dreist. In der aktuellen Statistik
werden weder regionale noch soziologische Faktoren berücksichtigt,
sondern schlicht das Einkommen aller Ärzte im Durchschnitt
abgebildet. Dass ein Hausarzt in einem schicken Viertel in München
mit einkommensstarken Bewohnern besser verdient als sein Kollege in
Hintertupfing, fällt dabei unter den Tisch.

Nur zur Klarstellung: Tränen vergießen müssen die Ärzte in
Deutschland ob ihrer Honorierung natürlich nicht. Selbst
Allgemeinärzte räumen ein, dass ihr Verdienst an sich schon in
Ordnung wäre - wenn Einkommen und Zeitaufwand in einem vernünftigen
Verhältnis stünden. Doch genau an diesem Punkt hakt es: Das
Honorarsystem für Ärzte ist so ausgelegt, dass viel Geld in die
Apparate-Medizin fließt - der Kernspintomograf muss schließlich
bezahlt werden -, aber für Gespräche, Hausbesuche und überhaupt für
Zwischenmenschliches zwischen Arzt und Patient nur wenig bezahlt
wird. Bislang hat dieses System der Missachtung der weichen
ärztlichen Aufgaben gut funktioniert - es fanden sich ja genügend
Interessenten, die eine Praxis übernehmen wollten. Doch wenn in
ländlichen Gegenden der Weg zum nächsten Hausarzt künftig nicht
länger sein soll als der zum Orthopäden, dann sollte alsbald darüber
nachgedacht werden, was Patienten wirklich brauchen und wie es
honoriert wird.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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