(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Die Staatskassen sind gut gefüllt Leitartikel von Jochim Stoltenberg zu den Steuereinnahmen von Bund und Ländern im ersten Halbjahr

Geschrieben am 22-07-2013

Berlin (ots) - Warum nicht mal was Positives?! Die Steuereinnahmen
in Deutschland verbuchen schon wieder einen neuen Rekord. Nach dem
jüngsten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums nahmen Bund und
Länder im gerade beendeten ersten Halbjahr 277 Milliarden Euro ein -
3,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2012. Von wegen armer
Staat. Aber das ist nicht die eigentlich frohe Botschaft. Die ist
darin zu finden, dass die klingenden Kassen im Bund und in den
Ländern von einer erfreulich starken Wirtschaftsentwicklung und in
Folge von einer weiter hohen Beschäftigungsquote samt deutlichem
Lohnzuwachs für die meisten Arbeitnehmer künden.

Es geht dem Land und seinen Menschen also weiterhin weit besser,
als die Pessimisten nicht müde werden zu behaupten. Das ist weniger
der Politik als der Wirtschaft zu verdanken. Die hat nach der
schweren Rezession viel schneller als befürchtet neuen Schwung
gewonnen und für mehr Beschäftigung gesorgt. Wer daran zweifelt, dem
seien aus der neuen Steuerstatistik zwei Positionen genannt: Von
Januar bis Juni haben die Arbeitnehmer 7,2 Prozent mehr Lohnsteuer
gezahlt als im gleichen Zeitraum 2012. Und die Körperschaftssteuer -
sie wird hälftig von Bund und Ländern kassiert und im wesentlichen
von Kapitalgesellschaften auf deren Gewinn gezahlt - sogar um 9,3
Prozent.

Ein Absturz ist glücklicherweise nicht zu erwarten. Im Gegenteil.
Die Steuereinnahmen allein des Bundes sollen im nächsten Jahr um gut
40 Milliarden Euro über denen von 2009 liegen. Auch Berlin hat Anteil
an diesen unerwartet lange stark sprudelnden Quellen, wie
Finanzsenator Ulrich Nussbaum gerade bestätigt hat. Anderenfalls
hätten die Sonderausgaben für das Debakel um den Flughafen BER oder
die Rückzahlung wegen der geringeren Einwohnerzahl die Stadt in die
nächste dramatische Finanzlage gestürzt.

Binnen fünf Jahren zusätzliche Einnahmen von 40 Milliarden Euro -
da schwindet das Verständnis für immer neue Forderungen nach noch
höheren Steuern und Abgaben, wie es SPD und Grüne nicht lassen
können. Oder für die Verewigung einer Sonderlast etwa des "Soli", wie
es die Kanzlerin will, obwohl der seine Schuldigkeit getan hat.

Etwas anderes ist angesichts stetig steigender Staatseinnahmen
überfällig. Dass den Arbeitnehmern in diesem ersten Halbjahr 7,2
Prozent mehr Lohnsteuer abgezogen wurden, ist auch damit zu erklären,
dass der Staat bei fast jeder Lohnerhöhung kräftig mitverdient hat.
Und zwar überproportional. Dahinter steckt die seit Jahrzehnten
beklagte "kalte Progression". Insbesondere bei mittleren Einkommen
führt ein Lohn- oder Gehaltszuwachs häufig in eine höhere
Progressionszone. Mit der Folge, dass von den mehr verdienten Euro
oft weniger als die Hälfte netto im Portemonnaie verbleibt. Der Staat
als Profiteur von Tarifverhandlungen - das ist eine wirkliche soziale
Ungerechtigkeit. Sie wirft denn auch einen Schatten auf die positive
Halbjahres-Steuerbilanz. Wann endlich findet eine Regierung Mut und
Kraft, diesen Schatten beiseite zu schieben?



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

476162

weitere Artikel:
  • Neue Presse Hannover: EU setzt Hisbollah auf terrorliste Hannover (ots) - Die EU setzt die libanesische Hisbollah-Miliz auf ihre Terrorliste. Ihre Konten werden eingefroren, die finanzielle Unterstützung verboten. Was für eine energische Haltung. Die Mitgliedsländer haben sich viel Zeit damit gelassen. Schon 2005 - sieben Jahre vor dem Anschlag auf israelische Touristen in Bulgarien, der jetzt als Anlass diente - erkannte das EU-Parlament "eindeutige Beweise für terroristische Aktivitäten seitens der Hisbollah". Aber lange überwog die Sorge, eine Ächtung der dort starken Hisbollah könne mehr...

  • Märkische Oderzeitung: schreibt zu de Maizière und "Euro Hawk"-Affäre: Frankfurt/Oder (ots) - Man darf wohl annehmen, das Thomas de Maizière die Legislaturperiode im Amt des Verteidigungsministers noch überstehen wird. Dafür ist der Termin der Bundestagswahl viel zu nah, als dass sich die Kanzlerin eine weitere spektakuläre Entlassung eines Kabinettsmitgliedes leisten könnte. Sie beträfe diesmal eine Persönlichkeit, die bis vor kurzem noch zu den wenigen Leistungsträgern in Merkels Team gehörte. Thomas de Maizière war schon fast alles: Staatssekretär und Leiter der Staatskanzlei in Mecklenburg-Vorpommern, mehr...

  • Märkische Oderzeitung: schreibt zum neuen Elektroauto von BMW: Frankfurt/Oder (ots) - BMW traut sich etwas: Der Autohersteller setzt mit vollem Einsatz auf die Elektromobilität. Dabei führt die bisher, allen Sonntagsreden und Zielen der Bundesregierung zum Trotz, ein Nischendasein: 2012 wurden in Deutschland 3000 Elektroautos verkauft - ein Tausendstel aller Neuzulassungen. Nun aber kommt der BMW i3. Und das ist kein Elektro-Rennwagen oder notdürftig umgebauter Kleinwagen, sondern ein voll auf Strom eingestellter, praktischer Stadtwagen - zu einem Preis, der angesichts der teuren Batterien und mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Der Staat nimmt mehr Steuern ein = von Peter Lausmann Düsseldorf (ots) - Wenn ein Finanzministerium von "erstaunlich robusten" Steuereinnahmen spricht, heißt das im Klartext: Es ist mehr als wir erwartet haben. Man kann die Aussage aber auch so interpretieren: Es ist mehr als wir verdient haben. Denn noch immer hat der Bürger das Gefühl, dass in den Haushalten viel Sparpotenzial verschenkt wird, dass neue Schulden weiter normal sind. Mehr noch: Steigende Einnahmen motivieren nicht, sie mindern gar den Sparwillen. Dabei müsste es genau andersherum sein. Für 2014 soll die Neuverschuldung mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zu · MIETKOSTEN Ulm (ots) - Die Studie der Bertelsmann-Stiftung hat eine schlichte Botschaft: In jeder zweiten Großstadt gehört selbst bescheidenes Wohnen zum Armutsrisiko für einkommensschwache Familien. In Freiburg bleiben etwa einem Paar mit zwei Kindern pro Nase und Monat knapp 200 Euro zum Leben. Nach Abzug von Nahrung und Kleidung bleibt nicht viel, um mit Kameraden aus besser gestellten Familien mitzuhalten. Dabei reden Politiker gern von Chancengleichheit - vorzugsweise vor Wahlen. Natürlich ist auch auf dem Wohnungsmarkt in Ballungsräumen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht