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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Obama-Besuch in Deutschland

Geschrieben am 17-06-2013

Bielefeld (ots) - Barack Obama kommt fast auf den Tag genau 50
Jahre nach John F. Kennedy in die deutsche Hauptstadt. Ein
historisches Datum, das die Planer des ersten offiziellen
Deutschlandbesuchs des amtierenden US-Präsidenten gewiss im Auge
hatten. Es markiert die engen Bande der transatlantischen Partner,
die Kennedy zwei Jahre nach dem Mauerbau mit dem Satz »Ich bin ein
Berliner« in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Die
symbolträchtige Terminwahl illustriert aber auch den Wandel, der sich
seitdem vollzog. Obama wird Deutschland ein halbes Jahrhundert später
vor dem Brandenburger Tor mit dem Status der »unverzichtbaren Nation«
adeln. Wie kein anderer US-Präsident seit JFK fasziniert der
»schwarze Kennedy« die Deutschen. Seine Beliebtheitswerte hier liegen
mit fast 90 Prozent weltweit an der Spitze - trotz Guantanamo,
Drohnen und NSA-Spähprogramm. Der Weltbürger im Weißen Haus
verkörpert wie einst Kennedy ein modernes Amerika, das seine Macht
umsichtiger gebraucht als unter dem wenig geliebten Säbelrassler
George W. Bush. Seltsam kontrastiert damit - wie Transatlantiker
eifersüchtig nachrechnen -, dass Obama viereinhalb Jahre auf seinen
Besuch in Berlin warten ließ; so lange wie keiner seiner Vorgänger.
Doch der Musterschüler von einst hat sich zur Vormacht Europas
gemausert, die keine Streicheleinheiten mehr braucht. Das Verhältnis
gleicht dem einer reifen Ehe. Es geht unaufgeregter,
gleichberechtigter und mit eingespielter Aufgabenteilung zu. Jeder
weiß um die Stärken und Schwächen des anderen. Obama ist ein
Berliner, ohne es sagen zu müssen. Dem Schwenk nach Asien der ersten
Amtszeit folgt nun die Rückbesinnung auf die Wertegemeinschaft mit
Europa. Auch das symbolisiert der Besuch, bei dem Obama auf schnelle
Verhandlungen eines transatlantischen Freihandelsabkommens drängen
wird. Die Amerikaner sehen darin eine Art »Wirtschafts«-Nato, die als
Bollwerk gegen das aufstrebende China dienen kann. Washington sieht
im Freihandel zudem ein Instrument, die Zentrifugalkräfte in Europa
einzufangen; de Amerikaner haben Interesse an einer starken EU. Auch
deshalb kommt Obama nach Berlin, dessen Bedeutung in der Euro-Krise
gewachsen ist. Obama weiß, dass er die Kanzlerin dafür braucht. Ihr
Verhältnis zueinander ist ohnehin besser als allgemein angenommen. In
einem »Time«-Interview sagte der Präsident 2012, er arbeite mit
niemandem so eng zusammen wie mit Angela Merkel - nüchterne
Realpolitikerin wie er selbst. Verglichen mit dem Nichtverhältnis
zwischen Schröder und Bush, der Verachtung Schmidts für Carter oder
dem Misstrauen Adenauers gegenüber Kennedy verstehen sich die beiden
Kopfmenschen blendend. Ein halbes Jahrhundert nach dem Besuch JFKs
braucht es diesmal keinen Treueschwur, sondern konkrete Lösungen für
gemeinsame Probleme. Von schleppendem Wachstum und Euro-Krise über
Syrien, Iran und Nordkorea bis hin zu Energiefragen und Datenschutz.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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