(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Das Grundrepertoire - Der Verfassungsschutz zwischen Spionage und Extremismus

Geschrieben am 11-06-2013

Cottbus (ots) - Seit den Pannen des Verfassungsschutzes bei der
Aufklärung der NSU-Morde betrachtet man den Inlandsgeheimdienst mit
anderen Augen. Vom mörderischen Treiben der Rechtsterroristen hatten
die Verfassungsschützer keine Kenntnis und keine Ahnung. Davon aber
reichlich. Und als die Mordserie dann endlich ans Tageslicht kam,
wurden Akten geschreddert und die Versäumnisse verharmlost. Der
Verfassungsschutz in Deutschland hat in den vergangenen Monaten
vermutlich seine tiefste Existenzkrise durchlebt, in der zu Recht
auch seine Daseinsberechtigung kritisch hinterfragt worden ist. Der
jüngste Bericht belegt allerdings, dass es ohne die Geheimdienstler
um die Sicherheit im Land nicht gut bestellt wäre. Auch wenn diese
Erkenntnis durchaus Zweck der Expertise ist, falsch ist sie deshalb
nicht. Nun lässt zunächst aufhorchen, dass sowohl Innenminister als
auch Verfassungsschutzpräsident vom jüngsten Spionageskandal nur aus
den Medien erfahren haben wollen - gemeint ist die weltweite
Internet-Schnüffelei durch den US-Geheimdienst. Auch Deutschland ist
davon massiv betroffen. Es ist nicht verwunderlich, dass angesichts
der NSU-Erfahrungen der vergangenen Monate diese Unkenntnis am
Dienstag belächelt worden ist, aber auch für Erstaunen gesorgt hat.
Denn die Abwehr von Cyberangriffen gehört inzwischen zum
Grundrepertoire der Spionagebekämpfung, was der neue
Verfassungsschutzbericht auch klar belegt. Wieder nichts gewusst,
wieder nichts gehört? Oder nimmt da nur jemand Rücksicht auf einen
Verbündeten? Das Thema wird nicht nur den Besuch von US-Präsident
Obama in der kommenden Woche in Berlin überschatten. Auch für die
deutschen Sicherheitsbehörden ist dieser Vorgang noch lange nicht
ausgestanden. Gleiches gilt für den Kampf gegen den Extremismus. Es
gibt keinen Grund für Alarmismus, das geben die Zahlen des Berichts
nicht her. Der Umstand, dass die Szene insgesamt in Deutschland immer
gewaltbereiter wird, muss dennoch zu denken geben. Dass
geheimdienstliche Mittel nicht ausreichen, um dieser Entwicklung Herr
zu werden, liegt auf der Hand. Was hilft, ist nur eine umfassende
Prävention. Und was gilt, ist: Gewalt lässt sich in keinem Fall
rechtfertigen, egal ob sie links, rechts oder religiös motiviert ist.
Gewalt und Terror sind immer verwerflich. Die Aufgabe des
Verfassungsschutzes bleibt, die Bürger davor zu schützen. Beim
islamistischen Terrorismus und dem Linksextremismus ist dies der
Sicherheitsbehörde in der jüngeren Vergangenheit gut gelungen. Dass
der Verfassungsschutz hingegen auf dem rechten Auge nicht blind ist,
muss er nach dem NSU-Debakel noch neu beweisen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

468958

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: zur Altersarmut-Diskussion: Stuttgart (ots) - "Es stimmt, dass nahezu jeder zweite Rentner mit weniger als 700 Euro auskommen muss. In der Gruppe der Neurentner sind es sogar 55 Prozent. Daraus zu schließen, dass besonders viele Ruheständler in Armut leben, ist aber nicht redlich. Die Rechnung zeichnet nämlich ein Zerrbild der realen wirtschaftlichen Situation, in der sich die allermeisten Menschen in der Altersgruppe über 65 befinden. Tatsache ist, dass hierzulande zwei Prozent der über 65-Jährigen derart niedrige Einkünfte aus ihrer gesetzlichen Rente oder mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Rente Osnabrück (ots) - Arme Rentner Altersarmut ist, noch, ein überschaubares Problem in Deutschland. Es gibt keinen Grund zur Panik, auch wenn jede zweite gesetzliche Rente mittlerweile unter dem Niveau der Grundsicherung liegt. Schließlich haben die meisten Rentner noch weitere Einkünfte, etwa aus Lebensversicherungen oder betrieblichen Kassen. Anlass zum Gegensteuern gibt es gleichwohl. Zu Recht warnen Rentenexperten seit Langem, dass aufgrund von gebrochenen Erwerbsbiografien, Arbeitslosigkeit und Beschäftigung zu Niedriglöhnen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Türkei / Innenpolitik / Demonstrationen Osnabrück (ots) - Der schwache Mann am Bosporus Die Demonstrationen auf dem Taksim-Platz in Istanbul sind für den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Chance, doch er vermasselt sie gerade gründlich. Statt die Möglichkeit wahrzunehmen, im Umgang mit den Protestlern Besonnenheit zu zeigen und Überzeugungsarbeit zu leisten, poltert er herum, erdichtet abwegige Verschwörungstheorien und lässt die Polizei brutal gegen Aktivisten vorgehen. Erdogan will sich als starker Mann profilieren. In Wirklichkeit entlarvt mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Iran / Wahlen Osnabrück (ots) - Spannung nimmt zu Die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfs im Iran ist geprägt von Nervosität, Agitation und Taktik. Keine Frage: Der Urnengang am Freitag wird spannend. Zwar gibt es Anzeichen dafür, dass Revolutionsführer Ali Khamenei auch vor Wahlmanipulation nicht zurückschreckt, um seinen persönlichen Berater, den erzkonservativen Kandidaten Ali Akbar Welajati, zum Nachfolger von Mahmud Ahmadinedschad zu machen. Doch die Sache ist noch längst nicht entschieden. Denn kurz vor dem Finale entpuppt mehr...

  • RNZ: Haftung - Kommentar zu Verfassungsgericht / EZB Heidelberg (ots) - Es ist ohne Frage das größte Verfahren, das in Karlsruhe je geführt wird. Nicht nur aufgrund der fünfstelligen Klägerzahl, des unüblichen Verlaufs mit mehreren Verhandlungen, der Erweiterung der Klage um völlig neue Sachverhalte. Die ganze (Finanz)-Welt wird nach Karlsruhe blicken, wenn das endgültige Urteil zur EZB-Politik fällt. (...) Auch wenn die Richter nicht über ökonomischen Sinn oder Unsinn der EZB-Politik urteilen wollen (und können): Die möglichen Folgen eines Stopps werden eine Rolle spielen. Juristisch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht