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14 verletzte Journalisten - ROG kritisiert Polizeigewalt bei den Taksim-Protesten in der Türkei

Geschrieben am 06-06-2013

Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt das brutale
Vorgehen der türkischen Polizei gegen Journalisten, die über die
Proteste auf dem Taksim-Platz in Istanbul berichten. Seit Beginn der
Proteste sind nach Informationen von ROG mindestens 14 Journalisten
verletzt worden, mehrere von ihnen schwer. Auch Hunderte andere
Menschen haben Verletzungen davongetragen, viele durch den massiven
Einsatz von Tränengas.

"Gezielte Polizeigewalt gegen Journalisten ist völlig
inakzeptabel", sagte ROG-Geschäftsfüher Christian Mihr. Die dafür
Verantwortlichen müssen ermittelt und zur Rechenschaft gezogen
werden. "Die Polizei sollte Journalisten bei ihrer Arbeit schützen
und nicht angreifen." Zugleich fordert ROG alle Medien auf,
unparteiisch und in angemessenem Umfang über die Protestbewegung zu
berichten.

Unter den verletzten Journalisten ist der Reuters-Fotograf Osman
Orsal, der im Istanbuler Bezirk Beyoglu von einer Tränengas-Granate
am Kopf getroffen und schwer verletzt wurde. (http://wapo.st/130WGnW)
Ein Fotograf der türkischen Zeitung Hürriyet, Selcuk Samiloglu, wurde
von einer Gummikugel an der Hand und von einem weiteren Geschoss am
Kopf verletzt. Ebenfalls durch Tränengas, Gummigeschosse oder
Wasserwerfer verletzt wurden Ismail Afacan von der Zeitung Günlük
Evrensel, Onur Emre vom Blatt Sol, Mesut Ciftci und sein Kameramann
Ismail Velioglu vom privaten Fernsehsender ATV sowie Olgu Kundakci
von der Zeitung Birgün.

Einen Sol-Reporter, Fatos Kalacay, griffen Polizisten in Ankara
an, während er über eine dortige Solidaritätsdemonstration für die
Proteste in Istanbul berichtete. Ebenfalls zusammengeschlagen wurden
Ugur Can von der Nachrichtenagentur Dogan und Tugba Tekerek von der
Zeitung Taraf.

Kritik an großen Medienhäusern

In der Kritik der Demonstranten auf dem Taksim-Platz stehen auch
die großen türkischen Medienhäuser einschließlich wichtiger
Nachrichtensender, die tagelang kaum über die Proteste berichteten.
Schauspieler, Schriftsteller, Musiker und Intellektuelle haben diese
Haltung angeprangert. Namentlich wandten sie sich gegen die
Berichterstattung der Fernsehsender NTV, CNN Türk, Haber Türk TV,
Kanal D, ATV, Star TV, Show TV und TRT sowie der Zeitungen Star,
Sabah und Haber Türk.

Während die großen Medien schwiegen, hat sich die Protestbewegung
hauptsächlich über soziale Medien wie Twitter organisiert. In Teilen
Istanbuls war der Zugang zu ihnen zeitweise unterbrochen.
(http://tcrn.ch/11evvEH) Den Kurznachrichtendienst Twitter griff
Ministerpräsident Tayyip Erdogan als "neue Bedrohung" und "größten
Unruhestifter für heutige Gesellschaften" an. (http://bit.ly/15A94wV)
Medienberichten zufolge hat die Polizei mittlerweile mindestens 25
Twitter-Nutzer wegen der Verbreitung "irreführender und beleidigender
Informationen". (http://bit.ly/15zrpdz) ROG beobachtet diese
Entwicklung mit Sorge und fordert die türkischen Behörden auf, die
Verbreitung von Informationen und Meinungen über soziale Netzwerke
nicht einzuschränken.

Die Türkei steht auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit auf
Platz 154 von 179 Ländern. Auch vor den aktuellen Ereignissen auf dem
Taksim-Platz ging die Polizei mit Gewalt gegen Journalisten vor, die
über Demonstrationen berichten wollten. Generell herrscht ein Klima
der Einschüchterung von Medien, in dem Hunderte Journalisten mit
Gerichtsverfahren überzogen werden. (http://bit.ly/10mrn6O) Derzeit
sitzen 70 Medienschaffende in türkischen Gefängnissen, viele von
ihnen ohne Gerichtsurteil. Die meisten werden wegen ihrer Arbeit für
kurdische Medien der Mitgliedschaft in einer terroristischen
Vereinigung beschuldigt. (http://bit.ly/YdD6SS)

Allgemeine Informationen zur Lage der Pressefreiheit in der Türkei
finden Sie unter http://en.rsf.org/turkey.html, einen ausführlichen
Bericht unter http://bit.ly/U6RPSW (beides in englischer Sprache).



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 60 98 95 33-55


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