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Allg. Zeitung Mainz: Wurzeln vergessen - Claus Liesegang zu den Protesten in der Türkei

Geschrieben am 02-06-2013

Mainz (ots) - In Anlehnung an die Arabellion in Nordafrika und im
Nahen Osten nun auch von einem Türkischen Frühling zu sprechen, ist
gewiss sehr früh, hoffentlich auch nicht nötig, doch Ähnlichkeiten
gibt es. Denn natürlich geht es bei den Protesten in Istanbul, die am
Samstag Bilder wie aus einem Bürgerkrieg schufen, nicht um Bäume in
einem beliebten Park. Die waren nur der sprichwörtliche Tropfen ins
übervolle Fass. Es geht darum, dass ein guter Anteil der türkischen
Bevölkerung seine Regierung und deren Kopf satt hat. Deshalb geht -
und da gibt es eine deutliche Parallele zu Tunesien oder Ägypten -
vor allem die Jugend auf die Straße. Hier offenbar mit schnellerem
Erfolg. Denn Staatspräsident Gül pfiff die im Auftrag von
Ministerpräsident Erdogan prügelnde Polizei zurück, und dieser musste
öffentlich Fehler einräumen. Fehler hat er aber nicht erst gemacht,
als er die Polizei so hart durchgreifen ließ, dass sich auch halb
Europa sogleich hellauf empörte. Den Hauptfehler machte er, als er
vergaß, woher er kam. Erdogan, der Junge aus Istanbuls Arbeiter- und
Armenviertel, der Fußballfan, hat die Glaubwürdigkeit eingebüßt,
deretwegen ihn die Türken 1994 überraschend zum Bürgermeister
Istanbuls und seit 2003 dreimal zum Ministerpräsidenten wählten.
Längst herrscht er mit despotischen Werkzeugen, opfert die Vielfalt
seines Landes seiner erzkonservativen Auslegung des Islam und stellt
Andersdenkende, Politiker wie Journalisten, kalt. Dass dies Europas
Politspitze missfällt, mag Erdogan nicht jucken. Dass aber sein Volk
aufbegehrt, kann ihm nicht einerlei sein. Er braucht es, denn er will
2014 Staatspräsident werden.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de


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