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Ärztetag: Gesundheitlichen Auswirkungen von Armut entgegentreten

Geschrieben am 29-05-2013

Berlin (ots) - Berlin, 29.05.2013 - Der 116. Deutsche Ärztetag in
Hannover hat gefordert, die gesundheitliche Förderung von sozial
benachteiligten Menschen zu stärken. "Es ist eine Schande, dass die
Lebenserwartung in unserem reichen Land schichtenabhängig immer noch
um zehn Jahre differiert", sagte der Präsident der Bundesärztekammer,
Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery. Ärzte könnten sozial
benachteiligten Personengruppen speziell Unterstützung bei der
Identifikation von Belastungsfaktoren und der Erschließung von
Hilfsangeboten bieten. "Alleine lösen können wir das Problem aber
nicht. Wir brauchen frühzeitige Hilfe durch Sozialarbeiter,
Kindererzieher und Lehrer. Dies bedingt einen Wandel zum Beispiel in
der Jugend- und Bildungspolitik und in der kommunalen
Jugendbetreuung", so Montgomery.

"Gesundheitliche Ungleichheiten lassen sich in allen Lebenslagen
zeigen, vom Beginn des Lebens, bis ins hohe Alter", warnte Prof. Dr.
von dem Knesebeck vom Institut für Medizinische Soziologie,
Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie am Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf. In einem Gastreferat auf dem Deutschen Ärztetag
wies er darauf hin, dass sich die Lebenserwartung ab der Geburt
zwischen Männern, die einer höheren Einkommensschicht angehören, und
solchen, die in relativer Armut leben, um 10,8 Jahre zu Lasten der
ärmeren Bevölkerung unterscheidet. Bei Frauen beträgt der Unterschied
immerhin 8,4 Jahre. Die Unterschiede in der Lebenserwartung
erstrecken sich auf das gesamte Einkommensspektrum. Je niedriger das
Einkommen, desto niedriger die Lebenserwartung. Auch das Risiko von
Herzinfarkten und Schlaganfällen sowie von Fettleibigkeit im
Kindesalter und psychischen Auffälligkeiten ist bei ärmeren
Bevölkerungsgruppen ungleich größer. Die Unterschiede sind vor allem
in den verschiedenen materiellen Lebensbedingungen, der Verteilung
von psychosozialen Belastungsfaktoren, Unterschieden des
Gesundheitsverhaltens und Faktoren der gesundheitlichen Versorgung
begründet.

Der Deutsche Ärztetag hat deshalb unter anderem gefordert, die
Informationen zur Wahrnehmung der Schwangerenvorsorgeuntersuchung zu
verbessern und eingehender über die Gefahren des Konsums von Alkohol,
Tabak und anderen Substanzen während der Schwangerschaft aufzuklären.
Auch an Kindertagesstätten und Schulen soll durch Ausbau von
Schuluntersuchungen und Gesundheitsförderungsangeboten die Prävention
gefördert werden. Auch Langzeitarbeitslosen sollen mehr Angebote zur
Vorsorge von Erkrankungen zur Verfügung gestellt werden. Darüber
hinaus setzt sich der Ärztetag für den Aufbau eines flächendeckenden
Netzes medizinischer Hilfe für Wohnungslose sowie für die angemessene
Versorgung von Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus und für
eine Stärkung präventiver Angebote für ältere Menschen ein.

Der Deutsche Ärztetag begrüßte zudem die in dem Entwurf der
Regierungskoalition für ein Präventionsgesetz vorgesehenen Maßnahmen
zur Stärkung der betrieblichen Gesundheitsförderung. Sinnvoll sei
auch, dass die bestehenden Gesundheitsuntersuchungen um die Erfassung
und Bewertung gesundheitlicher Risiken und Belastungen ausgeweitet
werden sollen. "Durch diese Maßnahmen können besonders belastete und
präventionsferne Bevölkerungsgruppen besser identifiziert und
entsprechend beraten werden", so das Ärzteparlament.

Der 116. Deutsche Ärztetag tagt vom 28. bis 31. Mai 2013 in
Hannover. Videos von der Eröffnungsveranstaltung und von den
Plenumssitzungen des Ärztetages können auf der Internetseite der
Bundesärztekammer unter www.baek.de abgerufen werden. Folgen Sie der
Bundesärztekammer auch auf Twitter (https://twitter.com/BAEKaktuell)
und halten Sie sich über die Diskussionen des Ärztetages auf dem
Laufenden.

Weitere Informationen zu den Auswirkungen von Armut auf die
Gesundheit in unserem BÄKground Spezial unter www.baek.de/downloads/B
AeKground_Spezial_Gesundheitliche_Folgen_von_Armut_geschuetzt_.pdf.



Pressekontakt:
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin

Ansprechpartner:
Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
www.bundesaerztekammer.de
presse@baek.de


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