(Registrieren)

Chance verpasst! NRW-Verordnung zum öffentlichen Einkauf kann Ausbeutung mit Steuergeldern nicht wirksam verhindern

Geschrieben am 29-05-2013

Düsseldorf/ Münster (ots) - Ein Jahr nach der Verabschiedung des
Tariftreue- und Vergabegesetzes (TVgG) Nordrhein-Westfalen tritt am
1. Juni 2013 die dazugehörige Verordnung in Kraft. Mit dieser
Verordnung setzt das Bundesland NRW sein festgeschriebenes Ziel,
aktiv für eine sozial und ökologisch gerechte Vergabepraxis Sorge zu
tragen, nicht konsequent um, kritisiert das Bündnis für öko-soziale
Beschaffung NRW, in dem sich entwicklungspolitische Organisationen,
Verbände, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen
zusammengeschlossen haben*. Rund 50 Milliarden Euro gibt das
einkaufsstärkste Bundesland jährlich durch Land, Städte, Gemeinden
und Landschaftsverbände für Waren und Dienstleistungen aus. Diese
beachtliche Summe stellt eine Einkaufsmacht dar, die einen wichtigen
Beitrag zur Einhaltung globaler Arbeits- und Menschenrechte sowie zum
Klima- und Umweltschutz leisten könnte.

Doch die neue Verordnung bleibt hinter den gesetzlichen
Möglichkeiten zurück, da sie keine Überprüfung der Einhaltung
grundlegender Menschen- und Arbeitsrechte bei der Herstellung von
Produkten im globalen Süden vorsieht. So können BieterInnen die
Einhaltung von öko-sozialen Standards schlicht zusichern, ohne dass
diesen Selbsterklärungen eine Überprüfung durch öffentliche
BeschafferInnen in den Kommunen und in den Ministerien folgt.
Verbrauchertäuschungen, Lebensmittelskandale und Fabrikbrände der
letzten Jahre zeigen jedoch deutlich, dass bloße Verlautbarungen von
Unternehmen nicht ausreichen. "Diese Handhabung spielt Unternehmen
und Verbänden in die Hand, die sich ihrer Verantwortung entziehen,
und schadet den Unternehmen, die ihre Herstellungsbedingungen einer
unabhängigen Kontrolle unterziehen", erklärt Angela Schmitz vom Eine
Welt Netz NRW. "Dabei gibt es in vielen Branchen schon glaubwürdige
Nachweise zur Einhaltung von würdigen Arbeitsbedingungen in den
Produktionsländern sowie verantwortungsvoll handelnde Unternehmen."

Das Bündnis hält es für kurzsichtig, dass laut neuer
Rechtsverordnung die Einhaltung von internationalen Arbeitsrechten
nur beim letzten Produktionsschritt eingefordert werden muss, bevor
das Produkt in die EU eingeführt wird. Würde das Etikett eines
Kleidungsstücks in einem europäischen Land eingenäht oder ein
Computer in Deutschland abschließend mit Software bespielt, wäre die
Überprüfung der ILO-Kernarbeitsnormen hinfällig.

"In einer Zeit, in der Produkte wie Computer oder
Arbeitsbekleidung eine Weltreise hinter sich haben, bevor sie in der
Verwaltung zum Einsatz kommen, ist eine derart nachlässige Regelung
skandalös", findet Johanna Fincke von der Christlichen Initiative
Romero. "Eine Beschaffungspraxis, die keine Rücksicht nimmt auf die
früheren Produktionsschritte, in denen in der Regel die meisten
Rechtsverletzungen vorkommen - wie etwa beim Rohstoffabbau in Minen
oder bei der Konfektionierung von Kleidungsstücken - kann nicht als
nachhaltig bezeichnet werden."

Das Bündnis für öko-soziale Beschaffung NRW macht sich dafür
stark, dass die Rechtsverordnung hier schnellstmöglich hinsichtlich
zu überprüfender und verbindlicher Standards nachgebessert wird.
Zugleich setzen wir uns dafür ein, dass eine nachhaltige Beschaffung
in NRW in der Vergabepraxis endlich Realität wird.

* Folgende, dem Bündnis für öko-soziale Beschaffung NRW
zugehörige, Organisationen zeichnen diese Pressemitteilung mit
(alphabetische Reihenfolge): AllerWeltHaus Hagen e.V., Allerweltshaus
Köln e.V., Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung
- Regionalstelle, Christliche Initiative Romero, DGB Bezirk NRW, Eine
Welt Forum Aachen e. V., Eine Welt Forum Essen, Eine Welt Netz NRW
e.V., Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V. (FUgE),
Gemeindedienst für Mission und Ökumene der EkiR,/Westliches
Ruhrgebiet (GMÖ), Informationszentrum 3. Welt Dortmund e.V. (iz3w),
Kampagne für Saubere Kleidung (CCC), TransFair - Verein zur Förderung
des Fairen Handels mit der "Dritten Welt" e.V./ Fairtrade
Deutschland, Vamos e.V. Münster, ver.di Landesbezirk NRW, Verein für
soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen e.V, WEED e.V.



Pressekontakt:
Johanna Fincke, Christliche Initiative Romero (CIR) Münster,
Tel: 0251- 89503, E-Mail: fincke@ci-romero.de
Angela Schmitz, Eine Welt Netz NRW, Düsseldorf, Tel: 0211-87592-779,
E-Mail: angela.schmitz@eine-welt-netz-nrw.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

466386

weitere Artikel:
  • Logopäden fordern politische Unterstützung für faire Vergütung / Abschaffung der Grundlohnsummenanbindung ist Voraussetzung für Ost-West-Angleich Erfurt (ots) - Knapp vier Monate vor der Bundestagswahl hat die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V. (dbl), Christiane Hoffschildt, die Gesundheitspolitik aufgefordert, endlich die Voraussetzungen für eine faire, bundesweit einheitliche Vergütung logopädischer Leistungen zu schaffen. "Insbesondere in den östlichen Bundesländern arbeiten die freiberuflichen LogopädInnen für einen Hungerlohn. Dafür trägt die Politik eine Mitverantwortung, weil sie die Preise für unsere Leistungen immer noch an die Entwicklung mehr...

  • Pronold (SPD-Kompetenzteam): Merkel mogelt sich durch Bonn (ots) - Bonn/Deggendorf, 29. Mai 2013 - Florian Pronold, Vorsitzender der bayerischen SPD und neues Mitglied im Kompetenzteam von Peer Steinbrück, hat seine Unterstützung für den SPD-Kanzlerkandidaten bekräftigt. Er schätze Steinbrücks Art, "klare Kante" zu geben. "Mir ist jemand lieber, der deutlich sagt was er denkt, als jemand wie die Kanzlerin, die sich durch alles durchmogelt und keine klare Haltung hat", sagte er im PHOENIX-Interview. Von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyens Initiative, durch einen europaweiten mehr...

  • Gesine Lötzsch: Der Fall von Klaeden ist "nachgelagerte Bestechung" Berlin (ots) - "Eckart von Klaeden vollzieht die typische Karriere eines CDU-Spitzenpolitikers. Erst kommt die Pflicht und dann kommt die Kür", so Gesine Lötzsch, haushaltspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, anlässlich des angekündigten Wechsels des Staatsministers aus dem Kanzleramt in die Chefetage des Daimler-Konzerns. Lötzsch weiter: "Ich nenne diese Art der Karriereplanung nachgelagerte Bestechung. Wer die Politik als Sprungbrett missbraucht, der täuscht die Wählerinnen und Wähler. Die CDU ist dafür bekannt, dass mehr...

  • Fischbach: Integration von Migrantinnen in den Arbeitsmarkt fördern Berlin (ots) - Im Bundeskanzleramt fand am gestrigen Dienstag der sechste Integrationsgipfel statt. Im Mittelpunkt stand die Arbeitsmarktintegration von Migranten. Dazu erklärt die Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagfraktion, Ingrid Fischbach: "Eine aktuelle Befragung der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund häufig noch nicht hinreichend am Erwerbsleben teilhaben. So haben 35 Prozent der Arbeitslosen einen Migrationshintergrund. Der Anteil Arbeitsloser mit Migrationshintergrund mehr...

  • Schiewerling: Arbeitsmarkt bleibt solide und robust Berlin (ots) - Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt weiterhin solide. Dies zeigen die am heutigen Mittwoch veröffentlichten Arbeitsmarktdaten. Dazu erklärt der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl Schiewerling: "Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai wieder unter die psychologisch wichtige Marke von drei Millionen gesunken. Dies belegt, dass der deutsche Arbeitsmarkt trotz einer witterungsbedingt verzögerten Frühjahrsbelebung stabil und robust ist. Das Unterschreiten der Drei-Millionen-Grenze mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht