(Registrieren)

WAZ: Die Integration nach Solingen. Kommentar von Walter Bau

Geschrieben am 28-05-2013

Essen (ots) - Das Bild der ausgebrannten Ruine, in der fünf
türkische Mädchen und Frauen starben, wurde vor 20 Jahren zum
traurigen Symbol für Ausländerhass. "Solingen" stand fortan als
Chiffre für Fremdenfeindlichkeit. Doch hat der Brandanschlag, der die
Republik in Schockzustand versetzte, den deutschen Blick auf die
Zuwanderer verändert? Immerhin hat sich in der Politik die Erkenntnis
durchgesetzt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist - Jahr für
Jahr wandern mehr Menschen zu als das Land verlassen. Und weil die
Deutschen immer weniger Kinder kriegen, wirbt die Bundesregierung
heute um gut ausgebildete Arbeitskräfte in Spanien oder Italien.
Allerdings: In beiden Fällen geht es allein um die Einsicht in
unabweisbare Fakten und um eine schiere wirtschaftliche Notwendigkeit
- echte Begeisterung für die gesellschaftliche und kulturelle
Bereicherung durch Zuwanderung spricht daraus nicht. Die
Bundeskanzlerin sagte gestern auf dem in der sechsten Auflage längst
in Routine erstarrten Integrationsgipfel, Deutschland müsse "ein
Integrationsland" sein und mahnte eine "geistige Offenheit" in der
Gesellschaft an. Wie das geschehen soll, sagte sie nicht. Es bleibt
dabei: Die Integration kommt in Deutschland nicht voran. Obwohl
inzwischen 16 Millionen Menschen aus Zuwandererfamilien hier wohnen,
herrscht mehr Nebeneinander als Miteinander. Und die Politik tut
alles, dass es so bleibt. Kleinkarierte Gesetze, etwa zum Doppelpass,
die Ausdruck eines überkommenen Verständnisses von Staatsbürgerschaft
sind, behindern die Integration, statt sie zu fördern. Gleiches gilt
für die vielen Migranten verweigerte Anerkennung ihres Schul- oder
Berufsabschlusses. Diese Diskriminierung setzt sich oft im Alltag
fort. Die vielzitierte "Willkommenskultur" - sie ist oft nicht mehr
als eine hohle Phrase. Kein Wunder also, dass die umworbenen
Fachkräfte ein Angebot aus England oder den USA vorziehen. Ja,
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Aber Politik und Behörden
handeln beinahe so, als gebe es kein vereintes Europa, keine offenen
Grenzen, keine Globalisierung. Wir sind von Merkels Integrationsland
noch weit entfernt.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

466302

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Übung der britischen Armee in Amberg: "Very British" Regensburg (ots) - Im Verbindungsbüro der Übung "Bavarian Charger" in der Amberger Leopoldkaserne trinkt man nicht nur gepflegt Tee, man gibt sich auch sonst very british: Gleich drei höfliche Herren kümmern sich darum, dass während der Übung "Bavarian Charger" mit rund 2500 Soldaten, 1000 Fahrzeugen und 20 Hubschraubern nur ja keine Missstimmung aufkommt. So hört man von einer Armee ganz neue Töne: Natürlich habe man die Bauern um Erlaubnis gefragt, bevor man ihre Wiesen benutzte. Natürlich habe man genug Besen und Kehrmaschinen dabei, mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Gehaltsaffäre im Bayerischen Landtag: "Unschuldslämmer und Moralapostel" Regensburg (ots) - Die 16 heikelsten Fälle in der Verwandtenaffäre machen ratlos. Was haben sich die 16 Abgeordneten nur gedacht, die 2000 auf den letzten Drücker Ehegatten oder Kinder einstellten - wohl wissend, dass es bald aus gutem Grund verboten wird? Am schärfsten stellt sich diese Frage an den Rechtsexperten unter den betroffenen Parlamentariern: Den Regensburger CSU-Mann Peter Welnhofer, damals als stellvertretender Vorsitzender des Verfassungsausschusses eng in die Verabschiedung des neuen Abgeordnetengesetzes eingebunden, mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Autobahnraststätten: "Unter der Gürtellinie" Regensburg (ots) - Deutschland ist ein Durchreiseland. Autobahnraststätten sind eine Art Visitenkarte. Ähnlich wie Bahnhöfe oder Flughäfen sind sie Knotenpunkte unserer Infrastruktur. Doch die Raststätten sind alles andere als Vorzeigeobjekte. Sie sind zum Spielball eines Finanzinvestors geworden, der mit Geschäften unter der Gürtellinie Millionen verdient. Das Bundesverkehrsministerium duldet die rücksichtslose Geschäftemacherei an der Autobahn. Dabei hätte die Politik die Möglichkeit, einzugreifen. Denn bei der Privatisierung mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu EU-Außenminister/Syrien: "EU verspielt ihren Trumpf" Regensburg (ots) - Der arabische Frühling hat die EU wieder einmal eiskalt erwischt. Wie schon im Falle Libyens wird mit Leidenschaft gestritten. Soll das Waffenembargo verlängert werden oder nicht? Die EU hat dazu keine gemeinsame Meinung. Eigentlich ist das kaum verwunderlich, schließlich haben die Mitgliedsstaaten aufgrund ihrer Historie unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen. Und dennoch ist der Schlingerkurs der Außenminister fatal. Die EU hat es wieder einmal verpasst, ein kraftvolles politisches Signal zu senden. Über mehr...

  • Rheinische Post: Das Versagen der EU = Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Es ist nicht nur im humanitären Interesse Europas, dass der Bürgerkrieg in Syrien endlich endet. Das gehört auch zur Mitverantwortung der EU für die Nachbarregion. Umso schwerer wiegt, dass Europa nun nicht mehr an einem Strang zieht. Das Allerschlimmste haben die EU-Außenminister zwar abgewendet: Das wäre das Ende aller Sanktionen gegen das Assad-Regime gewesen. Diese bleiben vorerst in Kraft. Aber schlimm genug ist das Debakel beim Waffenembargo. Bislang konnte die EU Moskau wegen seiner Unterstützung des Regimes mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht