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Trierischer Volksfreund: Auftakt im NSU-Prozess - Kommentar, Trierischer Volksfreund, 07.05.2013

Geschrieben am 06-05-2013

Trier (ots) - Das war gestern nicht der Tag von Beate Zschäpe oder
ihrer Mitangeklagten. Auch wenn sich die Blicke der Öffentlichkeit
auf die Beschuldigten beim Betreten des Gerichtssaals richteten, auch
wenn es im Fernsehen und in anderen Medien vor allem um die
mutmaßliche Mittäterin und die Helfershelfer der Rechtsterroristen
ging. Selbst der Umstand, dass der Prozess jetzt noch einmal wegen
einiger Befangenheitsanträge unterbrochen worden ist, ändert nichts
daran, dass der gestrige Tag den Angehörigen der Opfer gehört hat.

Das ist wichtig hervorzuheben, weil ihre Sicht der Dinge oft
vergessen wird. Endlich konnten sie der Überlebenden des Terrortrios
in die Augen schauen. Es sind offenbar kalte, ungerührte Augen
gewesen. Für die Hinterbliebenen ist der Prozessauftakt unglaublich
bedeutend. Sicher wird es sie jetzt schmerzen, dass das Verfahren
noch immer nicht richtig in Gang kommt. Die Unterbrechung ist auch
Folge der peinlichen Pannen, die sich das Gericht im Vorfeld des
Prozesses geleistet hat. Aber nach all den Jahren des Leidens, der
Ungewissheit, der Verdächtigungen, schlägt langsam die Stunde des
Rechts. Und am Ende hoffentlich dann auch die der Gerechtigkeit.

Das erwarten die Verwandten und Freunde der Getöteten. Sie haben
Fragen, die sie auch emotional bewegen. Sie wollen Klarheit. Wie
haben die Täter ihre Opfer ausgewählt, weshalb kamen die Behörden
ihnen jahrelang nicht auf die Spur? Und wie groß ist das Netzwerk
rund um das Trio tatsächlich gewesen? Gewiss, man darf das Gericht
mit Erwartungen nicht überfrachten. Aber in den nächsten Monaten muss
es zeigen, dass es die von ihm verursachte Belastung des Prozesses
doch noch abtragen kann. Erst dann lässt sich auch überzeugend über
Schuld und Mitschuld entscheiden.



Pressekontakt:
Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
Telefon: 0651-7199-544
t.zeller@volksfreund.de


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