(Registrieren)

WAZ: Sinn und Vernunft der Steuern. Kommentar von Jens Dirksen

Geschrieben am 24-04-2013

Essen (ots) - Steuern gibt es, seitdem es Staaten gibt, und
Staaten gehen auf die Erkenntnis zurück, dass man manche Dinge besser
gemeinsam organisiert. Im alten Ägypten entstand zuerst ein Staat,
weil irgendwer ein Bewässerungssystem auf die Beine stellen musste
und dann auch das Speichern der Ernte - für jene schlechten Jahre, in
denen das sonst übliche Nil-Hochwasser ausblieb. Sogar Buchstaben und
Zahlen haben die alten Ägypter entwickelt, um die Steuern der Bauern
zu verwalten und es dabei gerecht zugehen zu lassen. Steuern mögen
unsereinem beim Blick auf die Lohnabrechnung manchmal verrückt
vorkommen. Sie sind jedoch als Gebot der Vernunft entstanden. Sie
haben, seitdem wir in einer bürgerlichen Demokratie leben, aber auch
eine moralische Komponente entwickelt. Es ist ja kein Pharao oder
Kaiser mehr, dem wir unsere Steuern zahlen - wir finanzieren damit
ein Gemeinwesen von freien und gleichberechtigten Bürgern. So
willkürlich bis bizarr manche Steuern (und auch manche
Steuerbefreiungen!) anmuten: Sie alle sind mit demokratischer
Legitimation beschlossen worden. Wer an Steuersätzen etwas ändern
möchte, muss sich bei uns in Parteien engagieren, auch wenn es dann
länger dauert als eine Stiftung in Liechtenstein zu gründen oder ein
Schweizer Bankkonto zu eröffnen. Wer dagegen Steuern hinterzieht,
lässt andere für sich zahlen: Damit es so etwas gibt wie Kindergärten
und ein Mindestmaß an Sicherheit. Und nicht zuletzt einen Staat, der
dafür sorgt, dass die für alle gleich geltenden Regeln auch von allen
eingehalten werden. Allerdings resultiert aus dem demokratischen
Fundament unseres Steuersystems auch eine Verpflichtung für den
Staat. Sie besteht darin, mit den anvertrauten Milliarden sorgsam
umzugehen. Denn wer mitansehen muss, wie bei Prestige-Projekten wie
Bahnhöfen, Flughäfen oder Konzerthäusern das Geld ohne jeden Sinn und
Verstand mit vollen Händen zum Fenster hinausgeworfen wird, neigt
allzu schnell dazu, dem Staat das Geld vorzuenthalten, das er
braucht, um Dinge auf die Beine zu stellen, die man besser gemeinsam
organisiert.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

460244

weitere Artikel:
  • WAZ: Kampf der Pfleger gegen die Uhr. Kommentar von Matthias Korfmann Essen (ots) - Beeindruckend war dieser Protestmarsch von Pflegerinnen und Pflegern im Herzen des Ruhrgebiets: laut, bunt und - wie es hier so Sitte ist - erfrischend kernig. Am Thema Pflege führte gestern in der Essener City jedenfalls kein Weg vorbei. Die Demonstranten kamen indes auch aus Bochum, Duisburg, Mülheim oder Lüdenscheid. Sind allein die Krankenkassen schuld? Das Problem ist zu vielschichtig, um nur einem Akteur die Schuld zuzuweisen. Immerhin geben die Kassen das Geld der Versicherten aus. Wir alle müssen uns daran gewöhnen, mehr...

  • Weser-Kurier: Zum Rauchverbot in Bremen schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Weißer Qualm steigt auf bei den Verhandlungen über ein neues Nichtraucherschutzgesetz in Bremen. Die rot-grüne Koalition hat nach monatelangem Streit eine Einigung erzielt. Und wie sich das für ein Bündnis gehört, ist es ein guter Kompromiss geworden. Die Grünen wollten ursprünglich Tabula rasa machen. Möglichst nirgendwo sollte mehr geraucht werden dürfen. Noch nicht einmal im Weserstadion. Keine Ausnahmen, nicht eine, auch für solche Kneipen und Restaurants nicht, die sich nach dem alten Gesetz mit abgetrennten Raucherzimmern mehr...

  • Weser-Kurier: Zur Regierungsbildung in Italien schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Enrico Letta ist der richtige Mann im richtigen Moment. Weil der stellvertretende Parteichef der Mitte-Links-Partei PD eine politische Persönlichkeit ist, die niemandem so richtig weh tut, wird auch ihm niemand wehtun. Das ist zumindest die Hoffnung, die Staatspräsident Giorgio Napolitano mit seinem Auftrag zur Regierungsbildung an den Politiker verbindet. Doch klar ist auch: Letta ist ein Kompromisskandidat. Er ist der kleinste gemeinsame Nenner in einer weiterhin verfahrenen politischen Situation. Regierungen haben mehr...

  • Weser-Kurier: Zur Antiterrordatei schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Im Anschluss an das Urteil des Bundesverfassungsgerichts sagte Innenminister Friedrich, man könne "sehr froh" sein, dass die Richter die Verfassungsmäßigkeit der Antiterrordatei bestätigt hätten. Wer genau seiner Ansicht nach Grund zur Freude hat, blieb offen. Das Zitat lässt sich aber ohne weiteres auf die Bundesregierung beziehen. Nachdem bereits die Vorratsdatenspeicherung gekippt wurde, wäre eine Absage an ein weiteres Großprojekt einer Bankrotterklärung für ihre Sicherheitspolitik gleichgekommen. Karlsruhe hat mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Landtag/Endlagerdebatte Stuttgart (ots) - Claus Schmiedel, der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, ist und bleibt ein schier unergründlicher Quell von Überraschungen. Das Bundeskabinett hatte gerade das mühsam zwischen Bund und Ländern ausgehandelte Gesetz gebilligt, mit dem ein neuer Anlauf zur Endlagersuche für Atommüll unternommen werden soll. Zeitgleich warb Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Landtag für einen nationalen Konsens, der einen Export des selbst verursachten Atommülls ins Ausland ausschließt. Und was fällt Herrn Schmiedel dazu ein? mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht