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BERLINER MORGENPOST: Größenwahn ist erlaubt

Geschrieben am 07-03-2013

Berlin (ots) - Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich nicht
viel über meine Zukunft nachgedacht. Ich war überzeugt davon, dass
ich später, wenn ich nur erst erwachsen bin, alles machen kann, was
ich will. Und in dem herrlichen Größenwahn, der Kindern eigen ist,
war ich natürlich auch überzeugt davon, dass mir alles hervorragend
gelingen würde. Meine Pläne wechselten mit dem Alter: Mal wollte ich
eine berühmte Malerin werden, mal im VW-Bus die Welt erkunden, mal
die erste Kanzlerin werden. Im Laufe der Zeit hat mich die
Wirklichkeit dann eingeholt, und ich kam zu einer realistischeren
Einschätzung meiner Talente, Interessen und Möglichkeiten. Naja, und
bei einer Sache ist mir wohl schlichtweg eine andere Frau zuvor
gekommen. So ist - bislang - aus keinem dieser Pläne etwas geworden.
Doch das ist eigentlich nicht der Punkt.

Was allerdings der Punkt ist: Dass ich als Kind und auch als
Teenager daran geglaubt habe, dass all diese Träume wahr werden
könnten. Denn heute weiß ich: Es ist nicht selbstverständlich, dass
einem Kind - noch dazu einem Mädchen - so viele Möglichkeiten offen
stehen. Es ist Luxus, in einem Land wie Deutschland zu leben, in dem
Wohlstand herrscht. In dem Menschenrechte geachtet werden. In dem
Frauen im Prinzip die gleichen Chancen wie Männer haben. In dem jeder
lautstark dagegen angehen darf, wenn er (oder sie) Wohlstand, Rechte
oder Chancen bedroht oder beschnitten sieht. So, wie es gerade in der
Sexismus-Debatte geschieht.

Denn einerseits stimmt es, dass auch in Deutschland Frauen
vielfach benachteiligt oder nur auf dem Papier gefördert werden. Dass
sie auch hier Diskriminierung und Gewalt erfahren. Teilweise sind
solche Dinge auch mir begegnet, als ich aus meinem kindlichen Kokon
geschlüpft war, die Arbeitswelt betrat und Mutter wurde. Daher finde
ich es gut, wenn sich Frauen und Männer für Frauenrechte, eine
Frauenquote, gleiche Löhne und eine bessere Kinderbetreuung stark
machen. Da gibt es Nachholbedarf. Daher freue ich mich über Tage wie
den Frauentag, an dem die Belange der weiblichen Bevölkerung eine
breitere Öffentlichkeit erreichen.

Andererseits: Es stimmt auch, dass es in einem Land wie
Deutschland unendlich viele Möglichkeiten gibt, sich als Frau zu
verwirklichen. Frauen können früh heiraten oder lebenslang Single
bleiben. Sie können Kinder bekommen oder auch nicht. Sie können
Karriere machen oder Hausfrau sein - oder beides zugleich. Unsere
Mütter und Großmütter konnten von einer solchen Vielzahl an möglichen
Rollen nur träumen. Und die Mädchen und Frauen in vielen anderen
Ländern der Welt tun es immer noch - ohne dass sie, anders als ich,
auch nur zu hoffen wagen können, dass ihre Träume jemals in Erfüllung
gehen.

Vielleicht sind es weniger die vergleichsweise niedrigen Hürden,
die Frauen hierzulande im Weg stehen, sondern das vergleichsweise
große Gejammer darüber. Wie schwer wiegt tatsächlich eine
vermeintlich frauenfeindliche Bemerkung? Ich finde, das ist ein
kleines Problem. Ich verwende meine Energien lieber darauf, meine
neuesten Pläne selbst zu verwirklichen. Die Chancen stehen gut

Von Beatrix Fricke



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-43650
bmcvd@axelspringer.de


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