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Westdeutsche Zeitung: Der Handel erzählt uns was vom Pferd Ein Kommentar von Olaf Steinacker

Geschrieben am 15-02-2013

Düsseldorf (ots) - Haben Sie Fragen oder Anregungen zu unserem
Produkt? Diese oder ähnlich klingende Formulierungen pappen
Hersteller von Fertigmahlzeiten zusammen mit einer Telefonnummer gern
auf die Verpackung ihrer Produkte - meist in der Nähe eines
(Fantasie-)Siegels, das dem Verbraucher beste Qualität garantieren
soll.

Angesichts des jüngsten Lebensmittelskandals müsste eigentlich
jeder Käufer von Tiefkühlkost oder Fertigprodukten zum Telefonhörer
greifen und nachfragen, wie denn wohl der mutmaßlich alterschwache
und medikamentenverseuchte Gaul ins Hackfleisch für Lasagne,
Tortelloni und Co. gekommen ist.

Die Antworten dürften so dürr und unbefriedigend ausfallen wie die
Erklärungsversuche der vergangenen Tage. Von einer Täuschung nicht
nur der Verbraucher, sondern auch des Lebensmittelhandels ist die
Rede, von skrupellosen Betrügereien einer Pferdemafia, gegen die man
kaum etwas ausrichten könne. Das mag alles richtig sein - und ist
dennoch falsch. Denn mit verantwortlichem Handeln hat eine solche
Argumentation nicht allzu viel zu tun. Vorsichtig formuliert erzählt
uns der Handel hier was vom Pferd.

Denn Tatsache ist, dass Supermarktketten in Deutschland Produkte
in Umlauf gebracht haben, von denen sie offenkundig nicht wissen, was
überhaupt darin verarbeitet wurde. Wer sie hergestellt hat, ist
zweitrangig, entscheidend ist, dass Pferdefleisch in den Eigenmarken
der Ketten gefunden wurde. Marken, die suggerieren, Preiswertes und
Hochwertiges unter einen Hut zu bekommen. Zudem wurden die
Stichproben von verdächtigen Produkten offensichtlich erst dann in
die Labors geschickt, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war.
Dass der Handel die verdächtigen Verpackungen ganz stickum aus den
Regalen genommen hat, und die Verbraucher erst Tage später informiert
hat, ist ebenfalls kein Ruhmesblatt.

Jetzt nach Brüssel zu schielen und auf DNA-Tests zu hoffen, die
falschetikettiertes Fleisch aufspüren sollen, löst das Problem nicht.
Im Zweifel sind Pferd (und möglicherweise auch andere Vierbeiner)
längst verzehrt, bevor das Warnsystem anschlägt. Besser wäre, eine
Industrie infrage zu stellen, die Lebensmittel anonym und schlecht
kontrolliert durch halb Europa kutschiert.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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