(Registrieren)

Allg. Zeitung Mainz: Etwas Nachsicht, bitte / Kommentar zu Schavan

Geschrieben am 06-02-2013

Mainz (ots) - Ein Bonmot, das in Berlin die Runde macht, besagt
sinngemäß: Wenn Angela Merkel einem Kabinettsmitglied ihr "volles"
oder gar ihr "vollstes Vertrauen" ausspreche, dann sei es um den
Delinquenten bald geschehen. Demnach wird Bundesbildungsministerin
Annette Schavan nicht mehr lange im Amt sein, wenn sie Freitag von
ihrer Südafrika-Reise zurückgekehrt ist. So aber droht die
Aberkennung des Doktortitels der Ministerin durch den
Promotionsausschuss der Uni Düsseldorf aus dem Fall Schavan einen
zweiten Fall Guttenberg zu machen. Doch das ist ebenso unnötig wie
ungerecht. Zum einen steht nirgends geschrieben, dass eine Promotion
Zugangsvoraussetzung für ein Ministeramt sei. Annette Schavan ist
seit gut sieben Jahren Bildungsministerin, war davor zehn Jahre lang
Kultusministerin in Baden-Württemberg und hat in beiden Fällen, wenn
die Erinnerungen nicht trügen, einen guten Job gemacht. Wie wär's,
wenn das als Maßstab für die Bewertung ihrer Qualifikation zumindest
mit herangezogen würde? Hinzu kommt, dass die fragliche Doktorarbeit
zum Thema "Person und Gewissen" aus dem Jahre 1980 stammt - einer
Zeit also, als das Zitieren noch nicht mit einem Maus-Klick am
Computer möglich war. Das hat nicht vor unsauberer Textverwertung
geschützt, machte sie aber schwieriger. Und die Frage muss erlaubt
sein, wie der Doktorvater arglos durchwinken konnte, was so
unzweideutig als Pfusch erkennbar gewesen sein soll? Völlig
ahnungslos, der Mann? Oder war am Ende nach damaligen Standards
vielleicht doch alles in Ordnung? Wie es aussieht, gibt es keinen
Anlass, Annette Schavan aus dem Amt zu drängen - Doktortitel hin oder
her. Über die Frage nach "Person und Gewissen" kann in diesem Fall zu
guter Letzt wohl sowieso nur sie selbst befinden.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

445524

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Recht, Rechtssicherheit = Von Reinhold Michels Düsseldorf (ots) - Anders als die verbotene Eizellen-Spende ist die Befruchtung mit dem Samen eines fremden Mannes erlaubt. Wie das Beispiel des wegweisenden Urteils aus Hamm zeigt, schafft nicht alles, was Recht ist, auch Rechtssicherheit. Die junge Klägerin, die einen vielleicht schon bald vollstreckbaren Titel auf Herausgabe des Namens ihres Erzeugers erstritten hat, könnte durch die Lebenswirklichkeit enttäuscht werden, wenn nämlich die Daten des Erzeugers nicht mehr auffindbar sind. Das Urteil besitzt noch keine Rechtskraft, mehr...

  • Rheinische Post: Schavans Fall könnte ein Fall Merkel werden = Von Sven Gösmann Düsseldorf (ots) - Wohl kein Bild der Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist den Deutschen mehr in Erinnerung geblieben als jenes, auf dem Kanzlerin Angela Merkel ihr am Rande der Computermesse Cebit 2011 in Hannover das Handy mit der Nachricht des Guttenberg-Rücktritts überreichte. Über Schavans Gesicht huschte ein zufriedenes Lächeln. Zuvor hatte sie den Sturz des Freiherrn maßgeblich mit dem Satz befördert, sie schäme sich nicht nur heimlich für dessen falsche Doktorspiele. Dieser Satz und dieses Bild holen Annette Schavan mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Weshalb Schavan zurücktreten muss = von Olaf Steinacker Düsseldorf (ots) - Der Doktortitel ist weg - und der Schaden da. Nicht nur für Bildungsministerin Annette Schavan, die nach der Entscheidung der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität als überführte Plagiatorin ohne akademischen Abschluss dasteht. Auch die Universität sieht nach dem quälend langen Verfahren nicht gut aus. Ihr werden von renommierten Wissenschaftlern Verfahrensfehler vorgeworfen. Zudem muss sich Schavans Doktorvater und somit die Hochschule fragen lassen, ob die nun festgestellte systematische und vorsätzliche Täuschung mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zum Urteil über Anonymität von Samenspendern: Frankfurt/Oder (ots) - Allerdings: Solange es nicht ausgeschlossen ist, Unterhalt vom Samenspender zu fordern, ist dessen Wunsch nach Anonymität verständlich. Es dürfen später keine Kosten für die Spender entstehen, sonst gibt es bald keine mehr. Das muss geregelt werden. In einigen Nachbarländern sind anonyme Spenden bereits verboten - ohne merkliche negative Folgen für die Reproduktionsmedizin. Diesem Beispiel sollte Deutschland folgen und so einen Beitrag dazu leisten, traumatische Erfahrungen zu vermeiden - bei Kindern und Spender. mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zu Schavan: Frankfurt/Oder (ots) - Nein, sie müsste nicht zurücktreten. Aber sie wird. Denn sie ist mitten im Wahlkampf zu einer Gefahr für Merkels Wiederwahlprojekt geworden. Die Kanzlerin hat schon genug Sorgen. Zwar sind die Umfragewerte für die Union formidabel, aber der Koalitionspartner hat die Schwindsucht und auch andere Unionsminister machen mehr Ärger als Freude. Eine angeschlagene Bildungsministerin, die bei jeder Pressekonferenz gefragt würde, wie man sie denn ansprechen solle, mit oder ohne akademischen Namensvorsatz, eine solche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht