(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Wer bezahlt was? Farbe bekennen ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Geschrieben am 11-01-2013

Bielefeld (ots) - Ein Experiment war 2005 zu besichtigen: Angela
Merkel ging damals mit einem Steuererhöhungsversprechen in die
Bundestagswahl. Um zwei Prozent sollte die Mehrwertsteuer erhöht
werden. Die Große Koalition beschloss dann sogar drei Prozent, aber
das steht auf einem anderen Blatt. Immerhin war der Beweis erbracht
worden, dass Wahlen gewonnen werden können, wenn Politiker vorher die
Wahrheit sagen. 2013 sind wir um eine Finanz- und eine Eurokrise
klüger. Die Bürger wissen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit neue
Belastungen zu erwarten sind. Sie möchten vor allem erfahren, ob es
einigermaßen gerecht zugeht. Denn es wäre klug, vor allem die zu
belasten, die in der Einkommensverteilung ganz oben angesiedelt sind
- und nicht wieder gezielt die Mittelschicht in den finanziellen
Schwitzkasten zu nehmen. Auf deren Rücken ist schon die Einheit
finanziert worden und auch die Finanzkrise. Nach einer kürzlich von
der Bertelsmann-Stiftung herausgegebenen Studie hat sich seit 1997
der Anteil der Mittelschicht an der Bevölkerung um 5,5 Millionen
Menschen verringert. Die SPD hat den aktuellen Wahlkampf mit zwei
Thesen begonnen: Es sollen vor allem die Wohlhabenden belastet
werden, und es wird nichts versprochen, was nicht zu finanzieren ist.
Deshalb soll der Spitzensteuersatz auch nur für die obere Etage der
Gutverdiener erhöht werden, und in diesem Geiste sollen auch die
Erbschaftssteuer reformiert und eine Vermögenssteuer eingeführt
werden. Aber mit allen Erhöhungen, die die Sozialdemokraten auf ihrem
Wahlkampfzettel haben, sind die Versprechen nicht annähernd zu
finanzieren, die seit einiger Zeit mit vermehrter Schlagzahl aus dem
Willy-Brandt-Haus purzeln. Allein die Rentenreform zum Beispiel
könnte bis zu 90 Milliarden Euro kosten. Generalsekretärin Andrea
Nahles schlägt zudem eine 30-Stunden-Woche für junge Eltern vor.
Parteivize Manuela Schwesig will das Kindergeld für Niedrigverdiener
erhöhen, und für die Bildung will die SPD pro Jahr 20 Milliarden Euro
mehr ausgeben. Das mag alles löblich sein. Doch wo soll das Geld
herkommen? Der SPD-Kanzlerkandidat, der sehr gut rechnen kann,
beschränkt sich bisher darauf, alle Vorschläge abzunicken. Vielleicht
kommt man wieder auf die Mehrwertsteuer zurück. So kalkuliert wohl
Schwarz-Gelb: Angeblich will Finanzminister Wolfgang Schäuble den
ermäßigten Mehrwertsteuersatz ganz einkassieren. Das brächte dem
Staat auf einen Schlag 23 Milliarden Euro mehr ein. Doch die
Bundesregierung leugnet das und will von einer umfangreichen
Giftliste, die unter anderem auch einen Gesundheits-Soli vorsieht,
nichts wissen. Union und FDP wollen lieber gegen die Steuerpläne von
Rot und Grün agitieren, als die eigenen Vorstellungen auf den Tisch
zu legen. Der Bürger will aber von der Politik die Wahrheit wissen:
Was soll wie finanziert werden, und wer bezahlt? Die Menschen ernst
zu nehmen bedeutet, im Wahlkampf Farbe zu bekennen. So viel Mut
sollten die Parteien aufbringen.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

440739

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: SPD/Steinbrück = Von Frank Uferkamp Düsseldorf (ots) - Als Peer Steinbrück im Jahr 2002 durch eine Verkettung mehrerer nicht von ihm beeinflusster Umstände quasi über Nacht zum Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen wurde, gab es den hämischen Ausspruch der CDU: "Peer - wer?" Nun, da Peer Steinbrück für seine Partei das Kanzleramt erobern soll, wird über ihn aus weitgehend von ihm beeinflussten Umständen als "Peer, der Problembär" gespottet. Das ist eine rasante Entwicklung. Die SPD fürchtet, dass weder sie noch gar ihr Spitzenkandidat sie stoppen kann. Die Lage mehr...

  • WAZ: Die Konflikte verlagern sich nur - Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Die Welt unserer Kinder wird anders sein - schon, weil weniger junge Leute mehr Älteren gegenüberstehen, die Generation Ü 60 im Straßenbild, an Arbeitsplätzen und in der Politik dominiert und eine Vielzahl Hochbetagter zu versorgen ist. Diese Welt ohne jungen Elan wird schwerer zu bewegen sein, vielfach teurer werden - und doch einige Probleme nicht so lösen müssen wie wir es heute tun müssen. Der Schutz vor verbreiteter Kriminalität gehört dazu und ihre Ahndung. Ist es da nicht eine gute Nachricht, wenn die Gewerkschaft mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Unisex-Tarife Stuttgart (ots) - Die Kunden können nur hoffen, dass die Konkurrenz in der Versicherungsbranche dafür sorgt, dass die Tarife nicht ausufern. Speziell den Männern bleibt ein kleiner Trost. Bei Kfz-Versicherungen hat sich das Verhältnis umgedreht. Frauen, die bisher von ihrem umsichtigeren Fahrverhalten profitierten, müssen jetzt mit höheren Tarifen die Verkehrssünden von Männern mit ausbügeln. Und bei allem Jammern über die Unisex-Tarife: Die Folgen der Eurokrise dürften die Renditen von Policen mittelfristig schwerer belasten als mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur SPD Bielefeld (ots) - Die SPD hat wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Ihr Kanzlerkandidat befindet sich im freien Fall und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit wegen der Flughafen-Pannenserie vor dem Aus. Eine Woche vor der wichtigen Landtagswahl in Niedersachsen sind das keine guten Aussichten für die Sozialdemokraten. Die noch vor Wochen sicher geglaubte Mehrheit von Rot-Grün in Hannover wackelt gehörig. Und Schuld daran sind in erster Linie Problem-Peer Steinbrück und Problem-BER Wowereit. Der ehemalige SPD-Vorsitzende mehr...

  • General-Anzeiger: Regierungsumzug: Kraft kontert Steinbrück Bonn (ots) - Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) stellt sich beim Thema eines vollständigen Berlin-Umzugs der Bundesregierung gegen den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. In ihrer Funktion als SPD-Landesvorsitzende schrieb Kraft in einem Brief, der dem "General-Anzeiger" Bonn vorliegt, an den CDU-Landeschef Armin Laschet: "Bis heute hat sich in unserem klaren Bekenntnis zur Arbeitsteilung zwischen Berlin und Bonn nichts geändert." In dem Schreiben übt die NRW-Regierungschefin zudem deutliche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht