(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Frauenrechten in Indien

Geschrieben am 04-01-2013

Bielefeld (ots) - »Let it be« (Lass es sein) spielten 600
Gitarristen in der Teestadt Darjeeling als Zeichen der Solidarität
mit den Frauen in Indien. Junge Mädchen mit dummen Reden belästigen?
Lass es sein! Frauen etwa im vollbesetzten Bus heimlich betatschen?
Lass es sein! Sich gar mit Gewalt sexuelle Befriedigung verschaffen?
Lass es ein für alle Mal sein! Der Auftritt der Musiker ist nur eine
von unzähligen positiven Reaktionen auf die brutale Vergewaltigung
einer jungen Inderin und die Misshandlung ihres Freundes am 16.
Dezember in einem öffentlichen Bus in Delhi. Es scheint, als habe das
grausame Verbrechen die Bevölkerung auf dem Subkontinent
wachgerüttelt. Täglich fordern seitdem Hunderttausende das Ende eines
Systems, das Frauen - gleich in welcher Kaste oder Klasse - als
Menschen zweiter Klasse einstuft. Es beginnt damit, dass weibliche
Föten häufiger abgetrieben werden, und führt über Zwangsheiraten
sowie Benachteiligungen im Beruf und im Familienrecht bis zu der
Ermordung von Ehefrauen, mit der sich Ehemänner eine zweite Mitgift
sichern. Sexuelle Übergriffe führen in Südasien häufig nicht zur
Bestrafung der Täter, sondern diskriminieren die Opfer. Jüngstes
Beispiel ist die Vergewaltigung einer 15-Jährigen in Tangail in
Bangladesch durch vier Männer. Danach stellten sie noch ein Nacktfoto
des Opfers ins Internet. Statt sich mit der jungen Frau zu
solidarisieren, distanzierte sich das Dorf von ihr und der Mutter.
Nicht mal der Vater stand zu der Familie. In Asien und außerhalb wird
sexuelle Anmache gern als »Eve teasing« (etwa »frotzeln«)
verharmlost. In Wirklichkeit ist es Ausdruck eines männlichen
Überlegenheitsgefühls, für das es keine positive Begründung gibt. Ein
anderer Umgang der Geschlechter muss auch darauf verzichten. Indien
hat sich auf einen langen Weg gemacht. Dabei sind wirklich nicht alle
Äußerungen von Demonstranten und Politikern zielführend. Nicht wenige
glauben, dass sie mit möglichst markigen Worten und Forderungen nach
kurzem Prozess den Demonstranten am ehesten entgegenkommen. Am
absurdesten sind Äußerungen von Muslimen, in islamischen Ländern gebe
es »dank schneller Gerichtsverfahren und Hinrichtungen« das Problem
gar nicht. Schon ein Blick auf die Wirklichkeit etwa in Saudi
Arabien, wo eine Rekordzahl an Vergewaltigungen weiblicher
Hausangestellter aus anderen Ländern einfach ungestraft bleibt,
beweist das Gegenteil. Menschenrechtsverletzungen - und dazu zählt
die Todesstrafe - sind denkbar ungeeignet, um die Situation der
Frauen zu verbessern. Auch hier gilt: Let it be! Indien braucht
keinen kurzen Prozess, sondern eine nachhaltige Veränderung von
Verhaltensweisen und Gesetzen. Europa sollte den Weg hilfreich, aber
ohne Überheblichkeit begleiten. Die Massenvergewaltigungen von
Srebrenica, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind, liegen noch
nicht einmal 18 Jahre zurück.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

439610

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Atommüll muss im Land bleiben Leutkirch (ots) - Klar ist, dass es eine Gesetzesnovelle gibt, die Deutschland den Export von Atommüll erlaubt. Offensichtlich ist ebenso, dass die Bundesregierung alles tut, um die Bedeutung des Entwurfs herunterzuspielen. Niemand denke an die Ausfuhr von radioaktivem Kehricht, heißt es aus Berlin. Vielleicht stimmt dies sogar - für den Moment. Wie aber denkt die nächste Bundesregierung? Oder ein Kabinett in 20 Jahren? Darauf gibt es keine Antwort. Aber gut möglich, dass eine künftige Regierung die von der EU veranlasste Novelle mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Von allen guten Geistern verlassen Leitartikel von Jochim Stoltenberg über die Selbstmontage der Liberalen vor dem Dreikönigstreffen Berlin (ots) - Die FDP ist von allen guten Geistern verlassen. Sie führt gerade vor, wie eine traditionsreiche und um das Land verdiente Partei dabei ist, sich auf den politischen Selbstmord einzulassen. Nach einhelliger Erkenntnis aller Meinungsforscher im Lande ist die Geschlossenheit einer Partei die wichtigste Voraussetzung, um bei Wählern zu punkten. Obwohl die Liberalen das schon seit Monaten nicht schaffen und unter die "tödliche Fünf-Prozent-Hürde" gestürzt sind, wollen sie nicht begreifen, dass untergeht, wer streitet, wer seinen mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) zu: Spekulationen über Atommüll-Endlagerung in Russland Rostock (ots) - "Unsinn", alles nur graue Theorie, wiegelt Umweltminister Peter Altmaier (CDU) zwar ab. Doch die Zeit drängt. Gibt es bis 2015 kein Endlager in Deutschland, droht Brüssel mit Sanktionen. Es sei denn, man entledigt sich seines strahlenden Mülls als Exportfracht in Staaten außerhalb der EU. Russland will um jeden Preis Monopolist für die Atommüll-Endlagerung werden - ein Geschäft, das Milliarden verspricht. Doch Russland ist schon jetzt eine strahlende Kippe. Ein Endlager gibt es auch dort nicht. Russland ist deshalb mehr...

  • Weser-Kurier: Zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Man kann Zeitungen gering schätzen. Man kann sie für langsam halten und für hoffnungslos altmodisch. Man kann vom großen Zeitungssterben reden oder es herbeireden. Oder es herbeiführen - beispielsweise durch einen neuen Mehrwertsteuersatz. Gewiss, die Überlegungen des CDU-Wirtschaftsflügels zu einem einheitlichen Steuersatz von 17 Prozent trieben auch andere Preise in die Höhe - so die für Lebensmittel. Erst kommt das Fressen, dann die Moral, klar. Doch satt zu sein alleine reicht nicht, nicht in einer Staatsform namens mehr...

  • Weser-Kurier: Über den Zustand der Bremer FDP schreibt der WESER-KURIER: Bremen (ots) - Die Bremer APO hat beste Aussichten, bei einer Abstimmung über besonders gutbürgerliche Wesenszüge auf den vorderen Plätzen zu landen. Die Mitglieder dieser außerparlamentarischen Opposition predigen keine Gewalt, sie fahren hübsche Mittelklassefahrzeuge, gehen anständigen Berufen nach und benehmen sich konform, ja unauffällig - sie sind Mitglieder der FDP. Wie keine zweite Partei, die in Bremen nichts zu sagen hat, hadert sie allerdings genau mit diesem Schicksal. Und es ist gewiss nicht angenehm, wenn im politischen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht