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Westfalen-Blatt: Ein Pro und Kontra zum NRW-Rauchverbot

Geschrieben am 29-11-2012

Bielefeld (ots) - Pro:

Das strikte Rauchverbot ist richtig. Es kommt sogar zu spät. Wäre
bereits 2008 so entschieden worden, hätten sich zahlreiche Wirte
Investitionen in spezielle Raucherbereiche sparen können. Ihr Ärger
ist verständlich. Doch das neue Gesetz zum Nichtraucherschutz ist
eine Entscheidung für die Zukunft. Immer weniger Kinder und
Jugendliche in Deutschland rauchen. 89 Prozent der 12- bis
17-Jährigen sprechen sich laut einer Studie der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung für rauchfreie Diskotheken und Kneipen
aus. Die Zahl der rauchenden Jugendlichen sinkt seit zehn Jahren.
2001 griffen 28 Prozent der 12- bis 17-Jährigen zur Zigarette. 2011
waren es zwölf Prozent. Für künftige Generationen ist das Thema
Rauchen längst nicht mehr so emotionsgeladen wie heute. Nichtrauchen
gehört zunehmend zum Verständnis einer gesunden und
verantwortungsvollen Lebensweise. Machen wir uns nichts vor - die
viel zitierte Eckkneipe wird es in Zukunft in dieser Form nicht mehr
geben. Hier sind auch die Wirte gefordert, sich auf die neue
Lebensart ihrer Gäste einzustellen. Und die Raucher müssen ihre
Zigarette eben vor der Tür rauchen. Das Gesetz sieht sogar eine
Ausnahme vor: Bei privaten Feiern in geschlossenen Gesellschaften ist
das Rauchen weiterhin möglich. In Bayern, wo nach einem
Volksentscheid seit zwei Jahren ein striktes Rauchverbot gilt, wird
es dem Vernehmen nach eher in den Städten kontrolliert. Auf dem Land
fehlen dafür schlicht die Mittel - oder auch der Wille. Durch ein
striktes Rauchverbot wird Nordrhein-Westfalen nicht zu einem Land aus
Partymuffeln werden. Oder hängt der Karnevalsspaß in Köln, Nieheim
oder Schloß Holte-Stukenbrock wirklich an einer in der Kneipe
gerauchten Zigarette? NRW hat ein rigoroses Rauchverbot durchgesetzt.
Auf die Konsequenzen müssen sich alle einstellen. Und - zum Glück -
gibt es ja immer noch die eigenen vier Wände. Hier darf jeder nach
Herzenslust rauchen. Und das sollte auch so bleiben.

Kontra:

Am Nichtraucherwesen wird NRW genesen. Das ist jetzt amtlich. Dank
der Änderung des Gesetzes zum Schutz von Nichtraucherinnen und
Nichtrauchern werden im bevölkerungsreichsten Land der Bundesrepublik
die Lungen aufblühen, Onkologen arbeitslos werden und die
Nichtraucher bis mindestens zu ihrem 100. Geburtstag in endlich
qualmfreien Kneipen tanzen. Okay, das war jetzt reichlich polemisch.
Liest man aber den Gesetzentwurf der Landesregierung kann man sich
des Eindrucks nicht erwehren: Die Raucher sind zwar nicht für das
gesamte Unheil der Welt, aber doch zumindest für einen großen Teil
verantwortlich Völlig unstrittig ist: Rauchen ist ungesund. Sogar
sehr. Daher ist es gut, dass in öffentlichen Gebäuden und bei der
Arbeit nicht geraucht werden darf. Doch in die Diskussion ums Rauchen
haben sich Sprachbilder wie »Erhaltung der Volksgesundheit«
geschlichen. Das Sprachbild Gesundheits-Mullahs verbietet sich
ebenso, allerdings: Vieles erinnert an religiösen Fanatismus. Der
beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Verfolgung und Ächtung
der rauchenden Bevölkerung. Der Reglementierungswahn erlebt im
Bereich »So werden wir alle älter« Hochzeiten. Interessant ist, dass
dies gerade von Bevölkerungsgruppen, die den mündigen Bürger gegen
staatliche Eingriffe, also Gesetze, auf die Straße bringen,
vorangetrieben wird. Was ist so schlimm an dem Ist-Zustand? Mit zwei
Aufklebern (hier darf geraucht werden, dort nicht) kann man den
Menschen klare Orientierungshilfen geben. Und es ist geradezu
lächerlich, jetzt von einem Wettbewerbsnachteil für
Nichtraucherrestaurationen zu sprechen. Dieselben Menschen hatten
einst argumentiert: Wird es erst rauchfrei sein, dann stürmen die
Nichtraucher die Kneipen, die sie bisher gemieden haben. Bestes
Beispiel für den verordneten Schwachsinn: In einer Zigarrenlounge,
einem Ort also, an dem sich nur Aficionados aufhalten, darf demnächst
nicht mehr geraucht werden. Es reicht.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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