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Schwäbische Zeitung: Die Hinhaltepackung - Leitartikel

Geschrieben am 27-11-2012

Leutkirch (ots) - Das Wort Rettungspaket stammt aus einer Zeit, in
der die europäische Gemeinschaft noch an den einen Rettungsakt für
Griechenland geglaubt hat. Eine einmalige Hauruckaktion, die wehtut,
aber dann ist es vorbei. Eine Rettung ist im allgemeinen Verständnis
eine Handlung, die einen Notzustand beendet, einen Schlussstrich
zieht. Doch diese Hellas-Rettung scheint ebenso endlos wie
ergebnislos wie die Arbeit des Sisyphus.

Es ist also höchste Zeit, dem neuerlichen Brüsseler
Maßnahmenbündel einen angemesseneren Namen zu verpassen, wie zum
Beispiel Hinhaltepackung. Denn nichts anderes wurde beschlossen, als
die Vertagung des Problems.

Griechenland hat keine eigene Kraft mehr, um selbst aufzustehen,
um selbst seine Lasten zu tragen. Die Lasten, das sind die Schulden.
Und die Schulden drücken immer schwerer durch die Zinsen, die für sie
aufgebracht werden müssen. Sicherlich ist es da eine Erleichterung,
wenn die Geldgeber eine Zinsminderung hier und einen
Rückzahlungsaufschub da beschließen.

Doch die Kraft kehrt nicht wieder. Und die Wahrscheinlichkeit,
dass auch in zehn Jahren noch keine Kraft da ist, ist groß. Dennoch
knüpfen die Vertreter der Troika und auch der Bundesregierung ihre
Hoffnungen offenbar daran, dass es in den kommenden Jahren eine
wundersame Erholung der geschröpften griechischen Wirtschaft geben
wird. Und dass das wiedererstarkte Griechenland in zehn Jahren dann
in der Lage sein wird, all die Schulden und gestundeten Zinsen
zurückzuzahlen.

So lautet zumindest die offizielle Version - bis zur
Bundestagswahl. Denn allen Beteiligten dürfte klar sein, dass ein
Schuldenschnitt der öffentlichen Geldgeber unumgänglich geworden ist.
Den so kurz vor der Bundestagswahl zu beschließen, ist natürlich
unpopulär - schließlich würde ein zweiter Schuldenerlass erstmals
auch Milliarden deutscher Steuergelder verpulvern, statt nur die der
privaten Gläubiger. Die einzige Alternative wäre aber der Austritt
Griechenlands aus der Eurozone. Und das wäre langfristig noch teurer.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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