(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Die richtige Wahl

Geschrieben am 07-11-2012

Regensburg (ots) - Von Christian Kucznierz

Deutschland hat seinen Wunschpräsidenten bekommen - und die USA
den richtigen Mann, der das Land aus der Krise führen kann. Aber es
gibt auch eine andere Gruppe, die dem Sieg des Präsidenten etwas
Positives abgewinnen sollte: die Republikaner. Mitt Romney war ihr
Kandidat, aber er war nicht ihr Herzenswunsch. Es war eher so, dass
er alleine aus einer Gruppe nur wenig geeigneter Kandidaten als
einzig repräsentierbarer übrig geblieben war. Den starken
Ultrarechten hat das nie gefallen. Romney war zu weich in ihren
Augen. Seine Politik in seiner Zeit als Gouverneur von Massachusetts
war ihnen zu liberal. Und er ist Mormone, was gerade den
evangelikalen Christen, von denen viele der ultrakonservativen
Tea-Party-Bewegung innerhalb der Republikaner angehören, ein Dorn im
Auge war. Mormonen sind für sie eine Sekte. Ein wirklicher Star der
Herzen der Wähler wurde Romney auch nie, ganz gleich, wie viel
Tausende von Kilometern er im Wahlkampf zurückgelegt hat oder wie
viele Reden er auch hielt. Es war in den TV-Debatten gegen Obama, als
er aufzublühen schien, zumindest beim ersten Duell. Doch auch danach
kann keiner behaupten, er hätte sich nicht zumindest wacker
geschlagen. Dennoch wäre Romney der falsche Mann zur falschen Zeit
gewesen. Erstens, weil ihm die Erfahrung fehlt. Amerika steht nach
wie vor an einem Wendepunkt. Entweder gelingt es, das Land zurück auf
einen Wachstumskurs zu bringen. Oder es stürzt zurück in die Krise,
die dieses Mal vielleicht noch tiefer und gravierender ausfallen
könnte, und das nicht nur, weil ganze Landstriche nach Hurrikan Sandy
ins Chaos gestürzt wurden. Zweitens sind Romneys Rezepte dieselben,
die das Land einst in die Krise geführt hatten: Steuersenkungen,
Ausgabenkürzungen, ein starkes, großes und aktives Militär. Sein
Background machte ihn vielen immer noch in ihrer Existenz bedrohten
Wählern suspekt. Schließlich war er Manager einer Risikokapitalfirma
und machte als solcher ein Vermögen. Als er am Ende seiner Kampagne
dann auch noch plötzlich Standpunkte wechselte, offenbarte er nur,
was ihm der politische Gegner immer vorgehalten hatte: dass er keine
klare Position beziehen kann. Dabei ist Romney tatsächlich
gemäßigter, als er sich im Wahlkampf gab. Doch um seine Partei nicht
zu verschrecken, musste er lange den Hardliner geben. Als er
erkannte, dass er damit alleine vielleicht nicht gewinnen kann,
schwenkte er um. Allerdings zu spät. Seine gestrige Rede, in der er
seine Niederlage eingestand, zeigte einen versöhnlichen Politiker,
der vielleicht mehr Stimmen auf sich hätte vereinen können, wenn er
diese Seite an sich eher offenbart hätte. In einer gewissen Weise ist
Romney Opfer einer Partei, die nicht weiß, wohin sie will. Er wurde
zu einer Art Jekyll und Hyde, weil seine Partei zwei Naturen besitzt,
die um einen Körper, eine eindeutige Richtung ringen. Das ist ihr
aber nicht gelungen. Es ist dieser Umstand, weswegen sich die
Republikaner den Sieg Obamas zu Herzen nehmen sollten. Er ist ein
Zeichen dafür, dass sich die Partei neu erfinden muss, will sie eine
wählbare Alternative sein - eine Kraft, die ihr Land mitgestalten und
nicht im Würgegriff halten will, wenn es um schmerzhafte, aber
letztlich unausweichliche Reformen geht. Für den Moment mag der Frust
überwiegen. Aber nun geht es um die Aufarbeitung des Ergebnisses.
Übrigens auch für Barack Obama: Auch er muss reflektieren, warum es
am Ende so knapp wurde für ihm. Seine Versprechen muss er nun mehr
denn je einhalten. Er hat den Vertrauensvorschuss bekommen, der es
ihm ermöglichen sollte, in vier weiteren Jahren seine Ziele
umzusetzen. Schafft er das nicht, wird auch seine Partei eine
Existenzkrise durchlaufen. Obama hat in seiner Siegesrede betont,
dass er das verstanden habe. Er hat wiederholt, dass er Gräben
überwinden wolle. Er wird daran gemessen werden.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

427684

weitere Artikel:
  • Das Erste, Donnerstag, 8. November 2012, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.05 Uhr, Hilde Mattheis, SPD, Vorsitzende der Demokratischen Linken, Thema: Lebensleistungsrente 8.05 Uhr, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesjustizministerin, FDP, Thema: Sicherungsverwahrung Pressekontakt: WDR Presse und Information, Kristina Bausch, Tel. 0221-220-7121 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

  • Märkische Oderzeitung: zum Streit über Deals im Strafprozess: Frankfurt/Oder (ots) - Deutsche Gerichtssäle sind keine orientalischen Basars. Dennoch dürfen sich Richter, Staatsanwälte und Verteidiger in Hinterzimmer zurückziehen und gemeinsam um ein Urteil für den Angeklagten feilschen. Die seit 2009 legalisierte Regelung von sogenannten Absprachen hat das Vertrauen in die Justiz nicht gestärkt. Vor allem weil die gerichtliche Aufklärungspflicht nicht auf der Gunst eines Straftäters basieren darf. Ungerecht ist die Regelung auch deshalb, weil sie den Eindruck einer Zwei-Klassen-Justiz vermittelt. mehr...

  • Märkische Oderzeitung: zur Wahl des US-Präsidenten: Frankfurt/Oder (ots) - Noch freut sich Europa über diesen Präsidenten, weil es der alte ist. Aber hat es Grund dazu? Europa tauchte im Wahlkampf mit keiner Silbe auf. Die europäische Staatengemeinschaft wird lernen müssen, dass Obama künftig andere Prioritäten setzt. Das Land der begrenzten Möglichkeiten steckt in der gleichen Krise wie Europa, hat die gleichen Budget- und Strukturprobleme wie Länder auf dem alten Kontinent. Amerika blickt nicht mehr voller Erwartungen zum transatlantischen Bündnis, da der Partner Europa sich in mehr...

  • Weser-Kurier: Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 8. November zur Nahost-Politik der USA Bremen (ots) - US-Präsident Barack Obama dürfte sich in seiner zweiten Amtszeit intensiver um den Nahen Osten kümmern als bisher. Das liegt nicht nur an den vielen ungelösten Problemen in dieser politisch explosiven Weltregion, sondern auch daran, dass wahltaktische Überlegungen jetzt weniger Gewicht in Obamas Kalkulationen haben. Für den Präsidenten geht es nun um längerfristige Ziele - und um seinen Platz in den Geschichtsbüchern. In Syrien dürften die USA ihr Engagement zum Sturz von Staatschef Assad verstärken. Offenbar planen mehr...

  • Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 8. November zum "Deal" im Strafprozess Bremen (ots) - Doch es wäre ungerecht, pauschal auf Richter einzudreschen. Sicher gibt es unter ihnen einige, die aus Bequemlichkeit auf akribische Wahrheitsfindung verzichten. Aber der Verdacht liegt nahe, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Klagen von Gerichten und Staatsanwaltschaften über Personalabbau und Überlastung der verbliebenen Mitarbeiter einerseits und den Zuständen an deutschen Gerichten andererseits. Dabei lässt sich sicher an vielem sparen - aber nicht an der Gerechtigkeit. Pressekontakt: Weser-Kurier mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht