(Registrieren)

WAZ: Die neuen Ruhrbarone - Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 02-11-2012

Essen (ots) - Wenn das politische Gezerre um die Top-Personalien
in der RAG-Stiftung Hinweis auf die Zukunft wäre, dann ließe das
nichts Gutes erahnen. Die Beteiligten, das kann man im Nachhinein
festhalten, haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Schon allein
deshalb nicht, weil die Machtkämpfe zeitweise sogar den für Evonik so
wichtigen Börsengang bedrohten. Politische Ränkespiele sind das
Letzte, das ein Unternehmen und seine Beschäftigten brauchen können.
Evonik ist Faustpfand der Steuerzahler, die RAG-Stiftung hat es zu
wahren. Gelingt es nicht, den Milliarden-schweren Kapitalstock
aufzubauen, der notwendig ist zur Begleichung der jährlich 220
Millionen Euro zum ewigen Abpumpen des Grubenwassers oder zur
Sicherstellung des sozialverträglichen Endes des Bergbaus, dann sind
die Steuerzahler mal wieder die Dummen. Das Konstrukt der
RAG-Stiftung hat ein Jahrhundert-Problem gelöst, und das ist das
große Verdienst von Werner Müller. Dass es eine politische Kontrolle
der Stiftung gibt, ist die pure Selbstverständlichkeit, da es sich
quasi um öffentliches Vermögen handelt. Das Problem ist nur: Jedes
Vermögen macht Politiker sinnlich, sie wollen handeln und agieren,
und auch Manager wollen das. Laut Satzung ist die Stiftung aber
zuallererst Treuhänder, Sachwalter des Steuerzahlers. Das ist nicht
sexy, aber vernünftig. Der bisherige Chef Bonse-Geuking hat in diesem
Sinne agiert wie ein Sparkommissar. Vielleicht hätte er, wie Kritiker
sagen, mehr möglich machen können für das Ruhrgebiet und das
Saarland. Die Grenzen aber setzt die Satzung. Man darf gespannt sein:
Mit Müller und dem Stahl-Unternehmer Jürgen Großmann führen nun zwei
Manager Stiftung und Kuratorium, die formale Grenzen bislang eher als
Jägerzäune zum Einhegen großer Visionen sahen. Es mag größeren
Spielraum in der Stiftungssatzung zur Förderung des Ruhrgebietes
geben - für den Aufbau einer industriepolitischen Schaltstelle reicht
der aber sicher nicht. Hoffen wir, dass Vernunft und Selbstdisziplin
ausreichen. Ausufernde Staatswirtschaft hat dem Revier jedenfalls
mehr Probleme als Chancen beschert.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

426693

weitere Artikel:
  • WAZ: Teurer Plausch mit Steinbrück - Kommentar von Walter Bau Essen (ots) - Stolze 25.000 Euro für einen 80-minütigen, entspannten Plausch über SPD und BVB, Kanzler und Kandidaten, Gott und die Welt - es gibt Leute, die für ihr Geld härter arbeiten müssen als Peer Steinbrück in seiner Rolle als Stargast einer Talkshow in Bochum. Doch abseits der Debatte, ob ein derartiges Honorar angemessen ist, wirft der Auftritt Steinbrücks bei der Bochumer Promi-Runde mehrere Fragen auf. Durfte Steinbrück das Geld nun für sich verbuchen? Oder war stattdessen eine Spende vereinbart? Welche Rolle spielt dabei mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Schmerzen in der Wende Zum Energiegipfel bei Bundeskanzlerin Merkel Cottbus (ots) - Die erneuerbaren Energien entwickeln sich äußerst dynamisch und alle, alle wollen davon profitieren. Das wird immer chaotischer. Die Stromnetze wachsen nicht mit. Und die Rentabilität von Kohle- und Gaskraftwerken, die für die Stabilität vorübergehend noch existenziell bleiben, auch nicht. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz treibt wie ein Brandbeschleuniger die Entwicklung an. Und damit die Kosten. Das alles sind Folgen einer Erfolgsgeschichte. Wachstumsschmerzen. Aber das ist kein Trost. Die schwarz-gelbe Bundesregierung mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Das Kleinreden geht weiter Was die Morde des Neonazi-Trios lehren Cottbus (ots) - Ein Jahr danach hat sich der Nebel gelichtet. Viele Puzzleteile sind zusammengesetzt, warum der braune Terror jahrelang in Deutschland Menschen ermorden konnte. Als vor einem Jahr die Wohnung des NSU-Trios in Zwickau in die Luft flog und zwei von ihnen in einem Wohnmobil Selbstmord begingen, ahnte allerdings noch niemand, wie rasant die Sicherheitsbehörden das Zutrauen in ihren Kampf gegen den Rechtsextremismus verspielen würden. Ein Jahr danach gilt als bewiesen: Einige Morde hätten verhindert werden können. Wenn nicht mehr...

  • "DER STANDARD"-Kommentar: "Love it or leave it" von Alexandra Föderl-Schmid Die Briten sollten sich endlich entscheiden: Mehr Europa oder Austritt aus der EU - Ausgabe vom 3.11.2012 Wien (ots) - Während Deutschland und Frankreich das Projekt Europa in den vergangenen 40 Jahren vorangetrieben haben, stand Großbritannien meistens abseits oder legte sich quer: Unvergessen ist der Auftritt der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, die mit ihrem Ruf "I want my money back" 1984 den sogenannten Briten-Rabatt als Ausgleich für geringere Agrarsubventionen erreichte - zuletzt 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2011. mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Wirtschaft Handwerk in Sachsen-Anhalt profitiert von der Euro-Krise Halle (ots) - Handwerksbetriebe in Sachsen-Anhalt profitieren von der Euro-Krise. Viele Hauseigentümer stecken derzeit ihr Geld lieber in Renovierungen, als es anzulegen. "In Krisenzeiten investiert man in die eigenen vier Wände, ins sogenannte Betongold", sagte Juliane Ziegler, Sprecherin der Handwerkskammer Halle der Mitteldeutschen Zeitung (Samstagausgabe). Die Auftragsbücher vieler Firmen seien voll. Wer kurzfristig Dachdecker, Maler oder Klempner benötigt, müsse mit langen Wartezeiten rechnen. Nach Angaben der Handwerkskammer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht