(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Weg mit der Praxisgebühr Streit um Entlastungen in der Krankenversicherung

Geschrieben am 16-10-2012

Cottbus (ots) - Wohl dem, der solche Probleme hat. Bis vor noch
nicht allzu langer Zeit waren Bundesgesundheitsminister gleich
welcher Couleur vollauf damit beschäftigt, Finanzlöcher im
gesetzlichen Krankenkassensystem zu stopfen. Jetzt schwimmt der
Gesundheitsfonds im Geld, und die Kassen selbst verfügen ebenfalls
über ein milliardenschweres Polster, weshalb sich zwangsläufig die
Frage stellt, was mit den überschüssigen Beträgen geschehen soll. Die
FDP hat sich hier an die Spitze der Bewegung gestellt. Sie fordert
schon länger die Abschaffung der Praxisgebühr. Das ist vernünftig,
aber sicher auch nicht frei von taktischem Kalkül. In der
Koalitionsvereinbarung von Union und Liberalen war es jedenfalls noch
etwas anders verabredet. Danach sollte die Praxisgebühr von
bürokratischem Dickicht befreit werden, aber nicht kurzerhand
verschwinden. Seit die Liberalen jedoch mit ihrer Forderung nach
massiven Steuersenkungen auf ganzer Linie gescheitert sind, sucht die
Partei verzweifelt nach Profilierungsersatz. Den Bürgern kann es in
diesem Fall nur recht sein. Die Praxisgebühr ist in der Tat ein
Muster ohne Wert, weil sie weder eine erhoffte Lenkungsfunktion hat,
noch übermäßig viel Geld in die Kasse spült. Gemessen an den
Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ist es gerade mal ein
Prozent. Der politische Ärger ist dafür umso größer. Auch wenn es bei
der Praxisgebühr inzwischen einen Gewöhnungseffekt gibt, keiner würde
ihr eine Träne nachweinen. Am allerwenigsten die Patienten. Wahr ist
allerdings auch, dass gerade wegen der stattlichen Rücklagen im
System eine noch größere Entlastung möglich wäre. Bei der ebenfalls
gut gefüllten Rentenkasse gibt es dafür klare Spielregeln. Wächst das
Polster über eine bestimmte Grenze hinaus, sind Beitragssenkungen
zwingend vorgeschrieben. An dieser Regelung will die Koalition auch
nicht rütteln. Umso erstaunlicher, dass das dafür ins Feld geführte
Argument, den Beitragszahlern zurückzugeben, was ihnen gehört, in der
Krankenversicherung kein Argument sein soll. Sicher, einen
gesetzlichen Automatismus wie bei den Rentenfinanzen gibt es nicht.
Doch darf nicht vergessen werden, dass der allgemeine Beitragssatz in
der Krankenversicherung wegen befürchteter Finanzengpässe erst im
Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte erhöht wurde. Zusammen mit den
Sparmaßnahmen etwa bei Krankenhäusern und Arzneien war diese
Entscheidung eine wesentliche Ursache dafür, dass der
Gesundheitsfonds heute so prall gefüllt ist. Die Krankenkassen sind
keine Sparkassen, hat Gesundheitsminister Daniel Bahr einmal gesagt.
Daran muss er sich auch bei der Entlastung der Beitragszahler messen
lassen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

423346

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Reisefreiheit Cuba libre DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON Bielefeld (ots) - Wenn sich auf Kuba Bedeutsames tut, schaut TV-Amerika auf "Versailles". Das gleichnamige Café in Miami ist der Marktplatz von Little Havanna, die Hochburg der konservativen Exil-insulaner und Fidel-Castro-Hasser. Gestern flossen dort Tränen. Die ab Januar geltende Reisefreiheit für elf Millionen Kubaner ist nach 50 Jahren Quarantäne ein historischer Grund zur Freude. Raúl Castro, seit Fidel siecht, der starke Mann, beugt sich einer Wahrheit, die schon Erich Honecker lernen musste: Ein Volk lässt sich nicht ewig mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTARE Praxisgebühr Unwirksam und unsozial HANNES KOCH, BERLIN Bielefeld (ots) - FDP und CSU versuchen, maximale Aufmerksamkeit zu erhaschen. Beiden Parteien stehen Landtagswahlen ins Haus, die eine große Bedeutung haben. In dieses Bild passt die aktuelle Forderung liberaler und christsozialer Politiker, die Praxisgebühr abzuschaffen. Vom Wahlkampf abgesehen, ist dieser Vorschlag jedoch richtig. Als Rot-Grün die Praxisgebühr 2004 einführte, sollte sie die Zahl überflüssiger Arztbesuche reduzieren und so einen Beitrag leisten, die Kosten zu drücken. Dieser Plan ist gescheitert. Dass gesetzlich mehr...

  • Rheinische Post: Anreiz Asyl Kommentar Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Wer sich vorstellt, dass er selbst einmal wegen seiner Überzeugungen oder Äußerlichkeiten verfolgt werden könnte, ist froh, dass es das Asylrecht gibt. Und es ist gut, dass das Verfassungsgericht in seiner Entscheidung über die Leistungen für Asylbewerber klargestellt hat, dass Menschenrechte nicht teilbar sind und dass der Maßstab an den Verhältnissen in Deutschland anzulegen ist. Erklärlich ist zudem, dass einige Bundesländer die verwaltungsaufwendigen Sachleistungen für Asylbewerber in viel einfacher zu handhabende mehr...

  • Rheinische Post: Kuba vor der Wende Kommentar Von Tobias Käufer Düsseldorf (ots) - Kubas Machthaber bereiten sich auf die Zeit der Nach-Castro-Ära vor. Die Zeit der greisen Herrscher-Brüder, Revolutionsführer Fidel Castro (86) und Präsident Raul Castro (81), läuft ab. Seit vier Jahren versucht Raul Castro mit vorsichtigen Reformen, die heruntergewirtschaftete Karibikinsel zu stabilisieren. Die angekündigte Reisefreiheit ist das bislang gewagteste Experiment. Im Vergleich zur ehemaligen DDR, deren überstürzt verkündete Reisefreiheit das Regime praktisch über Nacht zusammenbrechen ließ, versucht mehr...

  • Weser-Kurier: Zur neuen Reisefreiheit für Kubaner schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 17. Oktober 2012: Bremen (ots) - Die überraschende Entscheidung ist weniger einer ideologischen Neubesinnung als einem wirtschaftlichen Kalkül geschuldet. Ein demokratischer Schub und die Einsicht in alte Fehler sind eher unwahrscheinlich. Bleibt das Spekulieren auf einen kalkulierten Abgang. All diejenigen, die dann gehen und nicht wiederkämen, lägen dem klammen Staat nicht mehr auf der Tasche. Schließlich nennt die Regierung die neue Reisefreiheit einen Schritt zur Stärkung der "Errungenschaften der Revolution". Das Erfahrungen der DDR vor Augen, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht